Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Vierjahrige extrem anhänglich

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Vierjahrige extrem anhänglich

Blätterrauschen

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Liebe Frau Henkes,  Meine viereinhalbjährige Tochter ist ein sehr sensibles Mädchen. Sie ist insgesamt lebhaft und laut, lacht wenn sie lacht, aus vollem Herzen, und schreit, wenn sie schreit, wie eine Sirene.  Seit inzwischen ca 3 Monaten geht sie nicht mehr gerne in ihren Kindergarten. Bis dahin hat sie mich morgens immer mit Schmackes zur Tür rausgeschubst, inzwischen hängt sie an meinem Bein, meinem Arm, meiner Hand und muss von einer Erzieherin "losgeschält" werden.  Die Erzieherinnen wissen alle bescheid, könnten sich aber m.E. besser um sie kümmern, zB könnte morgens immer eine feste Erzieherin auf sie zu kommen, um sie in Empfang zu nehmen. Stattdessen muss ich jeden Morgen mit dem Kind am Bein erst jemanden suchen gehen.  Wenn ich sie abhole ist sie in aller Regel gut gelaunt, lacht, tobt und sagt es sei gut gewesen.  Vielleicht liegt es nicht nur am Kindergarten, sondern ist einer allgemeinen, vermehrten Anhänglichkeit geschuldet. Mein Mann und ich sind im Prozess uns zu trennen.  Ich gebe mir Mühe, ausgeglichen zu bleiben und viele schöne Dinge mit den Kindern, Freunden, Großeltern zu unternehmen. Meine Tochter hat sogar geäußert, dass sie es schön findet, dass ich als Mama mich jetzt um alles kümmern würde (mein Mann war 2 Wochen weg und zieht sich jetzt sehr zurück).  Trotzdem spürt sie natürlich die Veränderung, und es macht ihr zu schaffen, wenngleich ich, denke ich, es schaffe, Ruhe und Zuversicht zu vermitteln.  Seit mehreren Tagen sagt meine Tochter jetzt morgens ihr sei übel, sie müsse spucken, sie sei krank und könne nicht in den Kindergarten.   Sie spuckt nicht, und wirkt auch nicht wirklich krank, und später geht es ihr regelmäßig wieder gut, sodass ich eher keine körperliche Ursache vermute (werde natürlich die Kinderärztin trotzdem hinzuziehen).   Ich mache mir allmählich Sorgen, weil diese Anhänglichkeit nun schon so lange anhält.  Früher ging sie auch schon mal alleine nachmittags zu Kindergartenfreunden zum Spielen, nun möchte sie nur noch Besuch nachhause haben oder ich soll dabei bleiben.  Wie schätzen Sie die Situation ein? Was könnte ich besser machen, um ihr zu mehr Sicherheit zu verhelfen?  Ich plane, sie im September in einen anderen Kindergarten umzugewöhnen, da ich  alleine für die Bring- und Abholaituation zuständig sein werde, und der neue da ganz große Vorteile bietet.  Es ist zudem ein sehr guter Kindergarten mit sehr erfahrenen Erzieherinnen.  Ihre kleine Schwester (zweieinhalb) soll zeitgleich ebenfalls dort eingewöhnt werden. Ich habe die Hoffnung, dass sie im neuen Kindergarten, wo eine festere Tagesstruktur herrscht, besser aufgehoben sein wird.  Mache mir aber Gedanken, ob der Wechsel sie zusätzlich verunsichern und stressen wird.  Können Sie mir etwas raten?  Vielen Dank und herzliche Grüße! 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter spürt vermutlich die Veränderungen, die sich in der Familie anbahnen. Auch wenn sie eventuell noch nicht weiß, was passieren wird oder sich unter der Trennung der Eltern nicht wirklich etwas vorstellen kann, wird diese Situation sie doch stark verunsichern. Bei Vierjährigen ist eine verstärkte Anhänglichkeit als Reaktion auf die Verunsicherung normal. Oft haben bereits Vierjährige in Krisen das Gefühl, die Situation zu Hause im Blick behalten oder kontrollieren zu müssen, damit nichts passiert, was ihnen schadet. Daher wollen sie nicht in den Kiga. Solche großen und schwerwiegenden Veränderungen lösen bei Kindern unbewusste Ängste aus, die zu dem beschriebenen Anklammern führen. So kann Ihre Tochter durchaus äußern, es schön zu finden, dass Sie sich jetzt um alles kümmern. Sie hat jedoch bereits erlebt, dass der Vater mal für eine Weile "weg" war. Nun muss sie fürchten, dass das auch mit Ihnen geschehen könnte. An der aktuellen Situation können Sie nicht viel ändern. Sie versuchen bereits, es den Kindern so leicht wie möglich zu machen. Bestätigen Sie Ihrer Tochter immer wieder, dass Sie da sind und bleiben. Sie holen sie jeden Nachmittag zuverlässig ab. Akzeptieren Sie, dass Ihre Tochter derzeit nicht zu anderen möchte. Das wird sich ändern, wenn sie sich in der neuen Situation wieder sicher fühlt. Für Ihre Kinder ist es sehr wichtig, dass der Vater sich weiterhin aktiv für sie zur Verfügung stellt. Die Trennung betrifft Sie als Paar - nicht die Kinder. Zuverlässiger Kontakt zum Vater hilft Ihren Kindern dabei, die Trennung besser zu verarbeiten. Wie ein Kigawechsel sich auf Ihre Tochter auswirken wird, können Sie nur ausprobieren. Ich halte jede Lösung für sinnvoll, die Ihnen das Leben in dieser Situation erleichtert. Möglicherweise hilft es Ihrer Tochter auch, dass sie mit der Schwester im gleichen Kiga sein wird. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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