Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Weinen bei Übergabe in der Kita

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Weinen bei Übergabe in der Kita

Sandra88

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Guten Tag Frau Henkes, Unsere Tochter wird im Oktober 4. Sie besucht seit ihrem ersten Geburtstag die Kita für sechs Stunden täglich. Die Eingewöhnung damals verlief recht gut, aber natürlich trotzdem mit Tränen. Sie hat sich dort auch immer wohl gefühlt und hinter her fast nur positives erzählt. Leider tut sie sich mit anderen Kindern recht schwer und beobachtete viel oder spielt alleine. Uns wird von der Kita her von mehreren Personen immer wieder erzählt, dass sie für ihr Alter schon recht weit entwickelt ist, wie schlau sie wäre. Für uns ist sie einfach unser kleines Kind,dass sich gut entwickelt und ich möchte das andere gar nicht dauernd hören, weil ich mich auch darum sorge,dass dabei übersehen wird, dass sie sehr sensibel und schüchtern ist. Der soziale Umgang mit anderen ist ja auch wichtig. Nun ist es so, dass sie von 10/2018 bis 03/2020 ganz normal zur Kita ging, dann war sie bis 07/2020 Zuhause und ab 10/2020 auch wieder. Seit Anfang des Monats geht sie nun wieder in die Kita. Sie hat sich sehr darauf gefreut,erzählt hinterher nurpositives, malt Bilder für dieErzieherinnen. Aber morgens will sie nicht rein gehen. Sie fährt fröhlich mit dem Laufrad hin und auf dem Gelände fängt sie an zu weinen. Dienstag habe ich sie wieder mit nach Hause genommen, gestern und heute ein weinend, schreiendes Kind abgegeben. Sie beruhigt sich sofort und hat dann einen schönen Tag. Mir macht es trotzdem Bauchschmerzen sie so abzugeben.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, offenbar fällt Ihrer Tochter der Übergang schwer vom Mit-Ihnen-sein zum Bei-anderen- sein. Sie beschreiben ja, dass Sie sich schnell beruhigt und ansonsten gerne im Kiga ist. Im Alter Ihrer Tochter können Sie das schon gut mit Ihrer Tochter besprechen und sie fragen, was ihr schwerfällt. Vielleicht hat sie eine Idee dazu. Sie können Ihr auch den Übergang erleichtern, indem Sie evtl. kurz mit hineingehen (falls das unter Coronabedingungen möglich ist) oder Ihrer Tochter etwas von sich mitgeben, das sie bis zum Abholen bei sich behalten darf. Vielleicht können Sie auch mit den ErzieherInnen besprechen, dass ein anderes Kind Ihre Tochter morgens an der Kiga-Tür abholt, damit sie sich stärker willkommen fühlt. Ihre Tochter abzugeben, wenn sie weint, scheint mir keine hilfreiche Lösung für Ihre Tochter. Gerade wenn sie noch schüchtern ist und sich mit Kontakten zu anderen Kindern schwertut, scheint es mir nicht sinnvoll, ein so deutliches Signal des Unwohlseins und der Abwehr zu übergehen. Möglicherweise muss sich das Selbstgefühl Ihrer Tochter und damit auch das Selbstwertgefühl noch mehr entwickeln und stabilisieren, damit sie sich neugierig und mit mehr Selbstvertrauen auf die Kontakte zu anderen Kinder einlassen kann. Dazu benötigt Ihre Tochter aber bestärkende und Sicherheit gebende Erfahrungen. Möglicherweise haben auch die Unterbrechungen im Kiga-Besuch (Corona bedingt?) Ihre Tochter verunsichert. Wir erfahren ja zunehmend mehr darüber, wie sich die Pandemie auch bereits auf die Jüngsten ausgewirkt hat. Manchmal hilft es schüchternen Kindern auch, wenn die Eltern ihnen im privaten Bereich helfen, Kontakte zu anderen Kindern anzubahnen. Ansonsten gilt wie so häufig in der Kindererziehung: Lassen Sie Ihrer Tochter Zeit, bis sie soweit ist, sich für andere Kinder zu interessieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Sandra88

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Sie hat damals Kur vor Corona altersbedingt die Gruppe gewechselt und war dort einen Monat, danach nochmal drei Monate. Nach zehn Monaten Zuhause kam nun der erneute Gruppemwechsel mit vielen neuen und ein paar bekannten Kindern. Sie hat aber auch gar keine Freunde. Früher wollte sie nicht und jetzt weiß sie nicht wie. Wir haben in der zeit Zuhause versucht sie auf dem SpielplatzKontakte knüpfen zu lassen, aber auch das war immer schwierig. Wie können wir sie da unterstützen? Vielen Dank.


Sandra88

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Liebe Frau Henkes, Vielen Dank für Ihreausführliche Antwort. In mir hat sich auch alles gestreubt gegen das abgeben eines weinenden Kindes. Deswegen habe ich sie am Dienstag auch wieder mit nach hause genommen. Musste mir dafür aber gleich mehrfach von der Erzieherin anhören, dass ich gerade von dem Kind erzogen werde. Ich hätte die Möglichkeit sie Zuhause zu behalten, da ich zur Zeit in Elternzeit mit ihrem kleinen Bruder bin. Aber wirmöchten ihr eigentlich gerne wieder die sozialen Kontakte ermöglichen und mir fällt esmit zwei Kindern auch deutlich schwerer sie adäquat zu betreuen. Haben Sie noch einen Tipp für mich. Ich habe angst es ihr nur noch schwerer zu machen, wenn wir jetzt wieder einen Rückzieher machen.


Curcuma

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Hallo, erst mal: Super, dass Du Dein Kind nicht weinend dagelassen hast und Dich nicht von den Erzieherinnen hast beschwatzen lassen. Wenn ich Dir neben Frau Henkes Antwort etwas weitere innere Munition und Bestätigung geben darf: Im Vorgängerforum gab es eine ganz ähnliche Themenkonstellation. Die Mutter schrieb damals über die Tochter (ich zitiere einen Auszug): "Die Betreuerinnen meinten nun, irgendwann würde jedes Kind beim Abschied weinen. Wir wollen sie dann an so einem Tag nicht dort lassen. Die Betr. meinten, dann würde sie nur lernen, dass Weinen hilft, nicht hin zu müssen. Wir meinen aber, sie muss nicht hin. Sie soll nur, wenn es ihr gut tut." Dr. Posth antwortete damals darauf: "Die Ansichten der Kindergärtnerinnen, die überall so oder so ähnlich geäußert werden, sind schlicht falsch. Was die Pädagogik hier nicht versteht, ist das Reifungsprinzip des Kindes. Denn das führt zum genauen Gegenteil dessen, was die Erzieherinnen behaupten." Er verwies dann noch auf seine Stichwortsuche "Trennungsangst" und "Trennung wie am besten". Vielleicht ist da auch weitere Hilfe für Dich dabei. Alles zu finden hier: https://www.rund-ums-baby.de/entwicklung/Kita-Abschied-ohne-Weinen_46667.htm?utm_source=pocket_mylist Viele Grüße!


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