Hallo Herr Dr. Posth,
unser Großer (32M.) haut, schubst... manchmal anderen Kindern und seinem Bruder (9M.). Wenn ich ihm vorher sage er soll nicht hauen... habe ich das Gefühl das er erst recht haut weil ich es thematisiert habe. Sage ich er soll lieb sein, zart machen o.ä. funktioniert es viel besser. Habe jetzt von Bekannten gesagt bekommen das die Aussage er soll lieb sein nicht gut ist, weil er damit das Gefühl bekommt böse zu sein (den Ausdruck böse habe ich noch nie verwendet). Ist das wirklich problematisch? Wenn ich ihm (nur wenn es absolut überhand nimmt) sozial trenne schicke ich ihn in eine Zimmerecke. Er sagt dann das er wieder lieb ist. Soll ich ihn dann direkt wieder aus der Ecke holen, oder muß ich bestimmen wann die Auszeit zu Ende ist? Nach 1-2 Minuten?
Danke für dieses Forum, habe es erst vor kurzem entdeckt. Es liefert mir endlich Begründungen für mein bisher intuitiv liebevolles Verhalten zu meinen Kindern. Habe mir auch ihr Buch bestellt. Liebe Grüße Si
von
si1213
am 23.09.2013, 08:04
Antwort auf:
Verhalten wenn Kind haut
Hallo, wie man das wiedergutmachende Verhalten genau benennt, ist eigentlich zweitrangig. Es kommt auf die Handlung an. Das bedeutet für Ihren großen Jungen, dass er jetzt lernen muss, für alle unerwünschten Handlungen wie vor allem Schlagen oder Schubsen mit sich selbst durch wiedergutmachende Gegenmaßnahmen einzustehen. Wenn er schubst, muss er dem anderen Kind wieder auf die Beine helfen, wenn er schlägt, muss er durch Streicheln, Pusten und ähnliche symbolische Verhaltensweisen die Sache wieder in Ordnung bringen. Wenn er Sie selbst schlägt , kommt jetzt Induktion infrage (s. gezielter Suchlauf).
Die Begriffe "gut" und "böse" entsprechen unserem Wortgebrauch und finden sich in der Alltagssprache immer wieder. Sie dürfen sie ruhig verwenden, aber immer mit der Überlegung, ob die Bezeichnungen auch wirklich zutreffend sind.
In die Ecke stellen sollte man nur machen, wenn es kein Kinderzimmer gibt. Sonst ist es besser, das Kind auf sein Zimmer zu schicken, wo es sich nicht vor den anderen "zur Schau stellen" muss. Denn neben der sozialen Trennung für den Moment, die die Verzeihung jederzeit zulassen muss, kommt dazu die Beschämung und die untergräbt das Selbstbewusstsein. Viele Grüße und danke für Ihre netten Worte.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.09.2013