Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verhalten bei Unsicherheit/ Bindung

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verhalten bei Unsicherheit/ Bindung

C1234

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Hallo Frau Henkes,  unser Sohn ist jetzt 20 Monate alt und war bisher ein eher zurückhaltendes und vorsichtiges Kind. Er brauchte zum Beispiel immer etwas Aufwärmzeit, wenn Besuch da war und hat anfangs auch öfter geweint. Nun beobachte ich seit ein paar Wochen ein neues Verhalten: Wenn wir unterwegs sind, grinst er alle möglichen fremden Personen an und schäkert mit ihnen. Er sucht förmlich den Blickkontakt und macht auf sich aufmerksam und wird dann auch albern. Vor ein paar Tagen waren wir spazieren und er wollte einem fremden Mann ein Blatt in die Hand geben. Ich frage mich, ob das Verhalten altersgemäß in Ordnung ist. Ich freue mich natürlich, dass er jetzt aufgeschlossener ist, aber möchte ihm natürlich auch vermitteln, dass bei fremden Menschen ein gewisser Abstand erforderlich ist. Wie soll ich mich hier am besten verhalten? Oder kommt das automatisch, wenn er älter ist? Des weiteren hat er nun auch mehr Interesse an anderen Familienmitgliedern, wie Oma, Opa. Als diese neulich zu Besuch waren, war mein Sohn in einer Situation kurz verunsichert und war dann auf meinem Schoß, hat dann aber die Arme nach der Oma ausgestreckt, die neben mir stand, und "Arm Mama" gesagt. Oma hat ihn dann auf den Arm genommen und beide sind nach draußen gegangen, weil mein Sohn in die Richtung gezeigt hat. Auch kommt es oft vor, dass wir irgendwo zu Besuch sind oder z.b. ein Restaurant betreten: Eine Situation, die meinen Sohn zunächst verunsichert und er will dann immer von der Person, die ihn gerade trägt (häufig ich) weg und z.b. bei Papa auf den Arm. Nach kurzer Zeit wechselt er dann wieder und oft geht es hin und her. Auch hier sagt er oft "Arm Mama", auch wenn er zum Papa will. Wie kann ich dieses Verhalten verstehen? Ich mache mir etwas Sorgen, ob er sicher gebunden ist. Er hat im entsprechenden Alter gefremdelt und wollte dann auch nur bei mir auf dem Arm sein. Fühlt er sich bei mir nicht sicher genug, sodass er zum Papa oder sogar zur Oma will? Oder hat es etwas mit der Loslösung zu tun?  Kurz zum Hintergrund: Im ersten Jahr viel getragen, stille immer noch nachts und zum Einschlafen, Familienbett und natürlich nie schreien gelassen. Lt Kinderarzt zeitgemäß entwickelt. Spät frei gelaufen (18 Monate). Ist sehr neugierig und spricht 2- bis 3-Wort-Sätze, Wortschatz ca 150 bis 200 Wörter, keine Fremdbetreuung. Ich dachte, durch meine Zuwendung, kommt eine sichere Bindung zustande und bin nun etwas verunsichert.  Ich danke Ihnen vielmals für Ihre fachliche Einschätzung!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, Sie können ganz beruhigt sein. Ihr Sohn ist sicher gebunden. Er zeigt das normale Verhalten eines Kindes in diesem Alter. Es scheint eher so, als wolle Ihr Sohn sich nun vergewissern, dass er in verunsichernden Situationen mehr vertraute Menschen um sich hat, die ihm Sicherheit bieten. Das bedeutet aber nicht, dass er sich bei Ihnen nicht sicher genug ist. Es kommen einfach noch andere Personen hinzu. Insofern gehört dieses Verhalten sicher zur Lolösungsphase. Auch die Begegnung mit Fremden verändert sich bei Ihrem Sohn alterstypisch. Es ist ja zunächst sinnvoll, dass Ihr Sohn keine Angst mehr vor Fremden hat. Sie begleiten diese Kontakte ja auch und Ihr Sohn wird merken, dass Sie zu fremden Menschen eine andere Distanz haben als zu vertrauten. Das Abstand halten kann Ihr Sohn noch lernen, wenn er grundsätzlich vertrauensvoll in seiner Umgebung handeln kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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