Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Verhalten 14 Monate

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Verhalten 14 Monate

MamaNov2019

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Lieber Dr. Nohr, unser Sohn ist bald 14 Monate. Er war von Beginn an ein katastrophaler Schläfer. Mit seinem 1. Geburtstag wurde es schlagartig besser. Die ersten Monate war er ein Schreikind und gefühlt ist er es heute noch. Er schläft im Familienbett, wurde 13 Monate gestillt und immer viiiel getragen, nackt gekuschelt. Also wir sind sehr bedacht. Er hat täglich Situationen in denen er brüllt wie am Spieß. Nicht schreien, sondern brüllen. Wenn ich nachts mal auf Toilette muss und der Papa ihn kuschelt, wenn ich ihn absetze um zb Frühstück zu richten oder zu kochen, wenn ich "nein" sage, beim wickeln, beim Einschlafen...also in ziemlich vielen Situationen. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie kräftezehrend und nervenaufreibend das ist. Teilweise habe ich keine Nerven mehr. Das einzige was manchmal hilft ist laut mit ihm zu sprechen um die Situation zu unterbrechen. Wie verhält man sich richtig in solchen Situationen? Mit ruhe und kuscheln ist da nichts.... bekommt er einen Knacks, wenn ich ihn so laut anrede? Er spürt ja, dass ich so wütend bin. Teilweise hab ich dann ein schlechtes Gewissen aber ich kann nicht anders reagieren, weil es mich so wütend macht. wir sind so bedacht und er brüllt ohne wirklichen Grund das ganze Haus zusammen und hört nicht auf.. Er braucht doch Grenzen, oder muss ich alles erdulden? Liebe Grüße und vielen lieben Dank


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Hallo, diese alltäglichen Situationen bringen viele Eltern in den Konflikt zwischen "Ausleben lassen" und "Grenzen setzen". Oft fühlen sie sich schuldig, wenn sie laut, streng oder energisch werden, weil sie meinen, das würde die Bindung/Beziehung belasten. Dabei glaube ich, es ist für die Kinder viel schwieriger zu verstehen, wenn die Eltern lange klaglos aushalten und dann so heftig werden, dass alle erschrecken. Ein 14mon. Kind lernt langsam zu ahnen, dass ein Nein, eine Grenze, ein Stop ein Wunsch der Mutter/Vater ist. Aber in diesem Alter wird das überwiegend als störend, unpassend und ärgerlich erlebt und keineswegs "verstanden". Mit der Zeit wird dann klarer werden, dass mit dem Nein auch eine Handlung verbunden werden kann, die das Kind nicht beeinflussen kann. Auch das ist ärgerlich, "unterdrückt" den eigenen Willen und macht ohnmächtig. All diese negativen Gefühle lassen sich am besten mit schreien oder brüllen deutlich machen. Und trotzdem muß und wird das Kind lernen, dass die andere Person auch Wünsche und Grenzen hat. Das ist schon für Erwachsene schwierig, noch viel mehr, wenn das Verhältnis von Gefühl und Verstand noch sehr einseitig ist. Das alles hat nichts mit Ihnen als Person zu tun, sondern mit Ihnen als "Bremse". Das bedeutet, dass Ihr Nein, Ihre Grenzen usw. zum Lernen sehr wichtig sind, auch wenn das im Moment frustrierend ist (versuchen Sie mal zum Spaß, seine Position einzunehmen). Wenn es dann in liebevoller Klarheit passiert, nicht abwertet, dann ist es zwar immer noch nicht weniger ärgerlich, belastet aber die Beziehung viel weniger. Entwicklung ist ein Langstreckenlauf und dafür ist es wichtig, dass Sie ihm das nicht übel nehmen und trotzdem tun was getan werden muß. Nicht einfach aber möglich. Dr.Ludger Nohr


cube

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Du beschreibst für mich ein normales Kind, das anfängt, es selbst bestimmen zu wollen bzw. merkt, dass es eben auch Dinge selbst aktiv beeinflussen kann. Ein ganz normaler Entwicklungsschritt der viele Eltern viele Nerven kostet. Ich habe aber das Gefühl, ihr/du nimmst das persönlich. Er hat ja keinen Grund zu brüllen, sich zu wehren etc und will dich damit nur ärgern. Nein, will er nicht. So bewusst kann er noch gar nicht Dinge entscheiden. Sicher versucht er auch Grenzen zu testen - aber nicht in böser Absicht. Bis ein Kind zB ein 2Nein" tatsächlich mit "das darf ich nicht" verbindet und akzeptiert, sagst du gefühlt 100 x "nein" und holst dein Kind da weg. Nur so kann es ja lernen, dass das "nein" von gestern auch heute noch noch "nein" bleibt (und was das überhaupt bedeutet. Nein, du musst nicht alles ertragen - aber du solltest es nicht persönlich nehmen, wenn dein Kind seinen eigenen Kopf hat und den auch immer mehr einbringt. Du kannst ihm ruhig erklären, dass du auf die Toilette gehst und gleich wieder kommst - solange ist der Papa da. Keiner von euch muss mehr tun - aber euer Kind muss auch mit 14 Monaten noch nicht sofort verstehen, was ihr erwartet :-) Aber er wird auf Dauer merken, dass du a) wieder kommst und b) es ok ist, dass ihn das stört, aber nichts daran ändern wird, dass du jetzt zum WC gehst.


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