Erbele
Guten Tag Herr Dr. Nohr, unser Sohn ist 4 1/2, sensibl was z B Bücher, Geschichten angeht. Ihm ist vieles zu spannend u er möchte öfter die Geschichten nicht weiterlesen, weint deswegen. Er ist ein Beobachter, saugt jedes Detail seiner Umwelt auf, kann sich sehr viel merken, sehr phantasievoll, sehr „kopflastig“. Mein Mann ist Jäger u unser Sohn hatte den Wunsch mit auf die Jagd zu dürfen. Er war nun schon einige Male begeistert mit dabei. Schafft es auf eigenen Wunsch 2 Stunden auf dem Hochsitz still zu sitzen. Erzählt danach viel davon und spielt das „jagen gehen „ nach. Nun geht es darum, dass auch Tiere dabei geschossen werden. Er hat schon oft beim ausnehmen der Tiere zugesehen, beim Schuss war er jetzt einmal dabei. Er möchte das nun unbedingt nochmal mitbekommen und ist enttäuscht wenn kein Tier geschossen wird. Ich bin mir unsicher ob es in seinem Alter Schäden anrichten kann, wenn er dabei ist. Das Thema sterben und Tod hat er noch nicht in voller Gänze erfasst. Er sagt, es gibt ja noch viele andere Rehe und Wildschweine, dann könne Papa auch eins schießen, damit wir es essen können. Für meinen Mann ist das Thema natürlich u er hat einen gute Einstellung zum Thema Natur u der Jagd. Ich tue mich mit dem Thema schon immer schwer, dass mein Mann zusätzlich zu den anderen Aufgaben eines Jägers Tiere tötet. Meinen sie, in dem Alter ist es noch zu früh oder vertretbar?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, das ist kein leichtes Thema, wie Sie schon an den unterschiedlichen Haltung in der Kleinfamilie merken können. Und Sie haben Recht, Kinder in diesem Alter erfassen und verstehen das Thema Tod noch völlig anders als Erwachsene. Erstmal ist das Interesse Ihres Kindes völlig in Ordnung, positiv verbunden mit dem Wunsch, den Vater zu begleiten und ihm so nahe (und ähnlich) zu sein. Deshalb wäre es auch gut, wenn der Vater erklären würde, wie er die Jagd versteht, was die Aufgabe eines Jägers ist und was ihm daran gefällt. Das könnte die Nähe zur Natur sein, die Ruhe, das Alleinsein, die Fürsorge usw.. Dann wird es sicherlich auch Situationen geben, in denen Ihr Sohn Ihnen davon erzählt und Sie Ihre Haltung zu diesem Thema deutlich machen können. Das sollte nicht moralisch passieren, weil seine Begeisterung fürs (er-)schiessen seinem Bedürfnis nach Wirkmächtigkeit geschuldet ist und nicht dem Drang, Leid zuzufügen. Er muß das dann nicht direkt verstehen, darf seine Begeisterung auch behalten, aber er wird mit der Zeit Ihre Sicht einbauen können, was eine zunehmend differenzierte Sicht ermöglicht. Empathie ist eine wachsende Fähigkeit und wird durch verschiedene Positionen gefördert. Mit dieser Begleitung seines Wunsches können Sie erreichen, dass Ihr Sohn lernt, verschiedene Seiten einer Sache zu sehen und zu nutzen, ohne in die Bewertungsfalle zu kommen. Dr.Ludger Nohr
cube
Das Thema "Schießen" in Verbindung auch hier ganz real mit "töten" ist in unserer Welt ein schwieriges und wird von vielen ja kategorisch ausgeklammert. Bei euch ist der Hintergrund aber ein anderer. Ich gehe davon aus, dein Mann ist nicht Jäger um der Jagd willen, also nicht aus Spaß am Tiere schießen und stolz auf jeden erfolgreichen Schuss. Ich gehe davon aus, er betreibt Hege & Pflege. In diesem Rahmen ist das Schießen von Tieren entweder a) um kranke/verletzte Tiere von ihrem leid zu erlösen oder b) um Überpopulation zu verhindern, damit die "richtige" Anzahl Tiere auch noch genug Futter und Lebensraum hat. Und genau das fände ich wichtig zu erklären. Das es hier nicht um den Spaß am Schießen und Töten geht, sondern und die Hege & Pflege der Natur. Das wird mit 4,5 Jahren noch etwas schwierig zu verstehen sein und ich denke, es ist eine Gradwanderung, die kindliche Neugierde zu einem teil eures Lebens einerseits zu befriedigen - andererseits nicht unbeabsichtigt falsche Einstellungen zu fördern. Insofern ist es doch gut, dass Papa nicht jedesmal ein Tier schießt - genau da kann man ansetzen und erklären, warum das so ist. Und genau das kann man auch zu Hause in ein Spiel integrieren. Mit eurem Kind "Jagd" spielen und dabei diese Dinge einfließen lassen. Das fände ich sinnvoll. Genau so, wie man ja auch mit Kindern Situationen wie Arztbesuch zu Hause spielt und da ganz selbstverständlich erklärt, dass der Stoffteddy jetzt ein Pflaster braucht etc kann man auch nachspielen, dass man heute kein Tier schießt, weil alle gesund sind und nicht zu viele. Das man eben nicht aus Spaß schießt sondern nur, wenn es unvermeidlich ist. Im Zweifelsfall muss man eventuell die Jagdbegleitung auch mal aussetzen bis euer Sohn das Thema besser begreifen kann. Wie gesagt: ich setze hier voraus, dass es um Hege & Pflege geht und nicht um Jagd aus Spaß am jagen - das wäre für mich generell ein no-go.
NorSch
Hallo Erbele, Hier schreibt eine Förster und Jäger Tochter. ; ) Ich bin also mit der Thematik groß geworden und wurde von meinen Eltern auch nicht "geschont", sondern war immer mitten drin im Trubel. Du sagst selbst, dein Mann hat eine gute Einstellung zum Thema Jagd und Natur. Du kannst ihm sicherlich vertrauen, dass er euer Kind während des Ansitzes altersgerecht mit dem Thema vertraut macht. Ich finde es total toll, wenn Kinder schon so früh lernen, wo Wurst und Fleisch herkommen und das diese Nahrungsmittel nicht wie selbstverständlich im Kühlschrank landen. Das sehe ich aktuell auch an meinen kleinen Nichten (3 und 5). Auch hier ist der Papa Jäger und die beiden kennen das Thema Jagd und auch das Thema sterben/töten. Im Kindergarten kann das schon mal schwierig werden, weil die beiden "mehr wissen" als die anderen Kinder. Da muss man etwas behutsam sein. Ich finde, dein Kind hat einfach eine ganz riesen große Chance mit einem echten Weltbild aufzuwachsen. Ich habe es als Kind geliebt, so viel Zeit wie möglich mit meinem Papa in der Natur zu verbringen und wenn wir dann auch noch mit Beute nach Hause kamen .... Donnerwetter da war ich stolz wie Bolle
Erbele
Danke für alle antworten. Ja mein Mann ist sehr verantwortungsbewusst bei diesem Thema und das Erschießen ist ein Teil von der Jagd und er würde niemals einfach so ein Tier töten nur zum „Spaß „. Mir ging es bei meiner Frage vorrangig darum, ob vier Jahre zu früh ist um beim schießen dabei zu sein oder es für die Psyche vertretbar ist, das so früh im ganzen Ausmaß mitzubekommen.
NorSch
Ich habe mal meinen Vater gefragt, er glaubt, wir waren so mit 4 die ersten Male mit. Mit dem Schießen hat er keine Rücksicht genommen. Gehört zum Ansitz dazu. Und, ich zitiere ihn, "geschadet hat es nicht"
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