Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Trennungsangst Mädchen 3 Jahre alt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Trennungsangst Mädchen 3 Jahre alt

Annkat

Hallo. Es geht um meine fast 3 jährige Tochter. Sie wird seitdem 16.8 eingewöhnt. Bisher hat sie immer super geschlafen, brauchte keine Begleitung und schlief auch meist durch. Kurz vorher begann das Drama. Ich war Samstags nicht da, meine Familie hat mich zu einem JGA gebracht und meine Tochter verstand die Welt nicht mehr. Sie ging erst nach Stunden ins Bett, als ich auch schon entschied heim zukommen. Eingewöhnt wird nach dem Berliner Modell. Alles lief gut, außer unsere Nächte. Begleitung am Abend bis zu 1,5h und jede Nacht schlafen in unserem Bett. All abendliche Schreianfälle sobald man doch gewagt hatte kurz aufzustehen bishin zum erbrechen. Wir haben dann entschieden zu bleiben und zu begleiten. Innerhalb der Kita durfte ich auch 1,5h rausgehen. Gestern dann 2h zuhause. Die Trennung war tränenreich. Sie verbrachte aber die 2h ohne Tränen in der Kita-sie hat Freude. Heute wieder. Nur noch schlimmer. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich erkenne mein Kind gar nicht wieder und meine emotionalen Ressourcen sind allmählich aufgebraucht. Tags wie nachts wird gefordert. Ich liebe mein Kind und gebe, aber frage mich, ob und ich wie ich all das besser machen kann!? Haben sie Tipps? Ratschläge? Ich möchte nicht das sie leidet wenn sie in der Kita verabschiedet wird. Und gerne würden wir abends ein wenig zur Ruhe kommen. Sobald sie liegt und schläft gehen wir. Aber idr wird sie nach 2 bis 3h wach und fordert alles ein. Dann gegen 0 Uhr wieder wach und es geht in unser Bett. :(


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, möglicherweise ist Ihre Tochter noch nicht so sicher an Sie gebunden, dass sie in Ihrer Abwesenheit das innere Bild von Ihnen erhalten kann und sicher ist, dass Sie wiederkommen. Das ist in diesem Alter noch ganz in Ordnung. Möglicherweise hat Ihre Tochter auch noch wenig Übung darin, kleine Trennungen von Ihnen bewältigen zu lernen. Das kommt ja wegen der Pandemie häufig vor. Dann zeigt aber ihr Weinen bei der Verabschiedung im Kiga, dass sie mit der Trennung von Ihnen noch überfordert ist. Das würde bedeuten, dass Ihre Tochter noch Zeit braucht, um sicherer zu werden, eine stabileres Selbst zu entwickeln und kurze Trennungen bewältigen zu lernen. Wenn Kinder in diesem Alter mit Angst auslösenden Situationen konfrontiert werden, ändert sich häufig das Schlafverhalten. Schlaf bedeutet auch Trennung und die macht Ihrer Tochter derzeit Angst. Das will sie vermeiden. Daher braucht sie abends länger zum Einschlafen und möchte, dass Sie bei ihr bleiben. Die körperliche Nähe der Eltern gibt Kindern viel Sicherheit. Es müssen vielleicht nicht beide Eltern gleichzeitig sein, so dass Sie sich hier gegenseitig entlasten könnten. Auch das spätere nächtliche Wachwerden dient der Absicherung, dass Sie noch da sind. Wenn Ihre Tochter verinnerlicht haben wird, dass Sie "da" sind, dass sie immer eine Mutter hat, auch wenn Sie im Kiga nicht anwesend sind, wird sie sich leichter von Ihnen trennen können und sich auf den Kiga und dessen Angebote einlassen können. Sie schreiben, dass Ihre emotionalen Ressourcen allmählich aufgebracht sind. Das ist sehr verständlich, denn solche Umbruchsituationen wie der Kiga-Eintritt können mit ihren Auswirkungen auf die Psyche des Kindes sehr anstrengend und belastend sein. Seien Sie aber versichert, dass diese Phase für Ihre Tochter mindestens genauso anstrengend ist, wie für Sie. Sie kann sich alleine nicht daraus lösen, sondern benötigt Ihre Unterstützung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Annkat

Sehr geehrte Frau Henkes, was bedeutet in diesem zusammen "nicht sicher gebunden"? Insgesamt glaube ich nämlich das wir ein sehr innige Verhältnis haben. Wir waren in ihren 3 Lebensjahren seltenst voneinander getrennt. Sie wurde immer bedürfnisorientiert behandelt. Das zu lesen verunsichert mich zusätzlich. Natürlich bekommt sie die Nähe die sie braucht ohne Frage. Also die Eingewöhnung dementsprechend weiter fortsetzen? Vielen Dank für Ihre Mühe.


Curcuma

Hallo, ehrlich gesagt verstehe ich den ersten Teil Deines Posts nicht ganz (was ist JGA?), aber eine Veränderung des Kindes zuhause, gerade in der Art mit erhöhtem Rückversicherungsbedarf, weist darauf hin, dass die Eingewöhnung nicht gut funktioniert. Zudem sollte so gut eingewöhnt werden, dass eine Trennung nicht mit Tränen verbunden ist. Das erreicht man, indem man als Elternteil solange (eher passiv, aber als sicherer Hafen) anwesend bleibt, bis das Kind von selber aktiv auf seine Bezugserzieherin zugeht, sich von ihr trösten lässt etc. („sanfte Ablösung“). Also nicht stur nach Schema F (in dem Fall Berliner Modell) vorgehen, sondern nach dem individuellen Bedarf des Kindes. In Eurem Fall würde ich empfehlen, mit einer langsameren Eingewöhnung noch mal von vorne zu beginnen als Investition in das langfristige Wohl Eures Kindes und von Euch. Bzgl. „gute Eingewöhnung“ hilft Dir vielleicht das Interview mit Dr. Rüdiger Posth weiter: https://wienerin.at/richtig-eingewohnen-im-kindergarten Viele Grüße!


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, sollte ich Sie mit meinen Äußerungen verunsichert haben, tut mir das leid. Ich wollte keineswegs sagen, dass Ihre Bindung nicht gut ist. Vielmehr ging es mir darum, dass Ihre Tochter vermutlich noch Zeit braucht, um genügend Objektkonstanz zu entwickeln. Das bedeutet, dass ein Kind ein inneres Bild von der Bezugsperson hat, das das Kind begleitet und so die direkte Anwesenheit der Bezugsperson eine Weile ersetzen kann. Hier geht es um einen Prozess, der mit drei Jahren überhaupt noch nicht abgeschlossen sein muss. Die Entscheidung über die Fortsetzung der Eingewöhnung können Sie davon abhängig machen, wie belastend Sie die Trennung für Ihre Tochter einschätzen. Alles Gute Ingrid Henkes


Annkat

Ein Jungesellenabschied. Ich war einen Tag lang weg. Kennt sie ja kaum. Das Weinen hatten wir 2 Tage, über einen Neustart hatte ich auch nachgedacht. Ich habe mir alles heute nocheinmal angeschaut. Ich habe sie in Ruhe hingebracht, ihre Bezugserzieherin (BE) kam auf sie zu wir sprachen und die BE fragte ob sie Mama verabschieden und am Fenster winken wollten. Hatte ich den Tag vorher besprochen mit ihr. Sie ging ganz selbstsicher vor zum Fenster und wartete bis ich weg war. Am Fenster sah ich sie dann auf dem Arm und sie schickte mir Handküsse. Ich rief nochmal an, sie wurde fröhlich spielen. Auch beim Abholen war alles super, sie war ins Spiel vertieft. Ich habe die Vermutung dass es vielleicht an meiner inneren Einstellung gelegen haben könnte? Deswriteren schläft sie ncjt erst seit Beginn der Eingewöhnung schlecht, sonder schon ca seit 1,5 Wochen davor. Es fing an mit häufigem Rufen und steigerte sich. Wir begleiten sie nun abends in den Schlaf, sitzen an ihrer Tür. Sobald wir ins Bett gehen weiß sie, sobald sie wach wird, kann und darf sie gerne bei uns schlafen. Sie spricht seit ein paar Tagen auch ganz anders. Stellt nun viele Warum Phasen etc. Und ist vor 10 Monaten große Schwester geworden. Wir hatten 8 Monate lang extrem mit Geschwisterrivalitat zu tun. Erst jetzt ist es in einem normalen Maß. Vielleicht sind das insgesamt viele Dinge die sie haben unsicher werden lassen? Durch die Ss und Hyperemesis war ich nicht mehr so präsent wie sie es gewohnt war. Vielleicht war auch das ein Problem?


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