Hallo Frau Henkes, erst einmal vielen Dank für diese tolle Arbeit, die sie hier leisten. In der heutigen Zeit wird man leider immer mehr verunsichert und als Eltern wird einem oft das Gefühl gegeben alles falsch zu machen. In diesen ganzen Zweifeln, die man hat, ist es wunderbar, dass man hier oftmals etwas Sicherheit bekommt und seine Zweifel etwas aus dem Weg räumen kann. Vielen Dank dafür. Ich wende mich an sie, weil wir eine sehr schwierige Eingewöhnung bei einer Tagesmutter hinter uns haben. Ich selbst war davon überzeugt, spätestens ein halbes Jahr nach der Geburt unseres Kindes wieder arbeiten zu gehen. Nun war unser Kind geboren und plötzlich haben sich dort Gefühle entwickelt, von denen man nicht glauben konnte, dass es sie gibt. Also habe ich entschlossen zunächst ein ganzes Jahr und dann auch ganz schnell ein zweites Jahr zuhause zu bleiben. Als unser Kind 18 Monate alt war, habe ich einen Tag die Woche gearbeitet und unser Kind wurde bei uns zuhause durch die Großmutter betreut, was immer ohne Probleme geklappt hat. Nun zum 2. Geburtstag hatte ich vor die Arbeitszeit zu erhöhen. Mein Herz wurde immer schwerer je näher die Eingewöhnung bei der Tagesmutter rückte, obwohl ich mich auch darauf freute, bald wieder arbeiten zu gehen. Die Eingewöhnung war meines Erachtens von Seiten der Tagesmutter nicht optimal geplant. Wir begannen mit den ersten 2 Wochen, in den unser Kind zunächst auf meinem Schoss saß und spielte und sich von Tag zu Tag mehr entfernte. Ich verabschiedete mich und unser Kind blieb dort allein und wir weiteten die Zeiträume immer mehr aus, sodass sie nach 2 Wochen von morgens um 8 bis nach dem Mittag blieb und es keinerlei Probleme gab. Keine Trennungsängste, kein Geweine. Wenn ich sie abholte, wollte sie eher noch länger bleiben. Nun wurde sie krank und wir mussten ein paar Tage aussetzen. Danach kamen wir nach diesen 2,5 Wochen wieder zur Tagesmutter und dort wartete bereits ein weiteren Kind mit Mutter zur Eingewöhnung. Worüber ich erstmal etwas verwundert war, dass es bereits nach 2,5 Wochen die nächste Eingewöhnung gab, obwohl unsere nichtmal abgeschlossen war. Den nächsten Tag war alles gut und dann begann das Drama. Zunächst konnte ich sie hinbringen und sie sagte mir noch normal Tschüss, aber ich musste sie auf Grund von viel Geweine früh abholen. Dann hatte die Tagesmutter 2 Wochen Urlaub, was meiner Meinung nach auch sehr ungünstig ist. Dann war es täglich der Fall, dass ich sie früh abholen musste, da sie sich nicht mehr beruhigen lies und auch morgens gab es schlimme Trennungsängste und viel Geweine. Es wurde eigentlich von Tag zu Tag schlimmer und sie lies sich durch die Tagesmutter überhaupt nicht mehr beruhigen. Auch der Versuch, dass der Vater sie hinbringt scheiterte. Wir haben nun die Eingewöhnung abgebrochen, da sie einfach zu viel geweint hat und sich nicht beruhigen lies und ich die Sorge habe, dass sie einfach irgendwann aufgeben würde. Diese Vorstellung hat mich selbst so fertig gemacht, dass es mir selbst täglich schlechter ging. Wir finden unsere Tagesmutter super und mögen sie sehr sehr gern und haben auch sehr lange nach ihr gesucht und waren so froh sie gefunden zu haben. Und auch unser Kind mag es dort sehr gern. Sie erzählt ständig von der Tagesmutter und den anderen Kindern und möchte auch morgens immer wieder dort hin. Sobald wir da sind findet sie es toll und möchte auch dort bleiben, aber halt mit uns zusammen und nicht allein. Jetzt meine Fragen: Haben sie eine Idee wie es zu diesem Sinneswandel kommen konnte ? Lag es vielleicht an der zu schnellen weiteren Eingewöhnung ? Ist sie vielleicht einfach noch nicht bereit für eine Fremdbetreuung ? Und nun meine größte Sorge: Haben wir vielleicht keine sichere Bindung, sodass ihr die Trennung so schwer fällt ? Zu meinen Zweifeln auch noch ein paar Hintergund-Informationen. Unser Kind ist einige Wochen zu früh geboren, was mir zunächst sehr zu schaffen gemacht hat, da ich die Schuld bei mir gesucht habe. Sie wollte viel getragen werden und wir sind alldem immer nachgekommen und haben es unendlich gern gemacht. Sie hat schon immer bei uns geschlafen und wurde so lange gestillt, wie sie es brauchte. Vor ein paar Monaten ist sie in ihr Zimmer umgezogen, weil sie es selbst für sich so entschieden hat. Ich schlafe jedoch bei ihr. Unser Kind hatte schon immer eine genaue Vorstellung  und einen ganz eigenen Willen. Ich habe immer wieder an unserer Bindung gezweifelt, weil sie einfach noch nie ein Kuschel-Kind war und sich niemals an Mama geklammert hat. Mit ca. 12 Monaten war sie bei allen möglichen Freunden von uns problemlos auf dem Arm und hat sich auch garnicht richtig interessiert wo wir sind (zu diesem Zeitpunkt wäre eine Eingewöhnung problemlos möglich gewesen). Ich habe mir immer gewünscht, dass sie eine Mama-Phase bekommt und sich an mich klammert. Und genauso ist es jetzt gerade. Seit der Eingewöhnung möchte sie eigentlich nurnoch Mama und ein Abend mit Papa allein endete letztens in viel Geweine. Auch bei Oma fragt sie jetzt immer wieder nach Mama, wenn ich nicht da bin. Unser Kind hatte Zeiten, da wollte sie selbst, wenn sie sich weh getan hat nicht auf unseren Arm. Sie lies sich bis sie anfing zu Laufen auch nicht an den Händen anfassen. Und wenn sie mit Oma allein war und ich kam wieder, gab es keine Freude, bei Trennung keine Ängste. Diese ganzen Verhaltensweisen haben mich immer wieder zweifeln lassen ob wir eine schlechte Bindung haben. Es stellte sich immer heraus, wie so oft, es war nur eine Phase und alles ist gut. Aber nun mit der großen Trennungsangst, stellt sich natürlich wieder genau die Frage. Weiterhin kuschelt sie nicht gern, ist viel eigenständig. Sie beobachtet viel, was sie oft selbst vom Spielen abhält. Zur Zeit bleibt sie bei keinem außer mir allein (außer Großeltern und Papa). Wenn sie sich weh tut lässt sie sich gut und schnell trösten und auch bei unsern Freunden ist sie nicht Scheu und spielt sowohl mit den Kindern (2 Jahre älter) als auch mit den Eltern. Auch wenn ich sie bei der Tagesmutter abhole lässt sie sich schnell beruhigen, wenn ich da bin. Eigentlich habe ich mich immer liebevoll und feinfühlig um sie gekümmert, manchmal habe ich sogar das Gefühl ich würde sie mit zu viel Liebe überschütten, da ich manchmal einfach knutsche und kuschel, auch, wenn sie es nicht möchte. Ich habe Angst, dass ich ihr Wesen manchmal zu sehr übergangen habe, gerade nachts, wenn sie geweint hat und einen aber gleichzeitig weggedrückt und abgelehnt hat. Oft fehlte mir dann auch die Geduld und ich habe unfair reagiert, sie kurz weg gelegt und auch öfters mal gemeckert (ohne jedoch laut zu werden). Danach habe ich mich natürlich sofort schlecht gefühlt. Insgesamt gehe ich aber eigentlich immer auf ihre Gefühlslage ein, aber manchmal bin ich auch einfach zu ungeduldig. Heute hat sie mit ihrer Puppe gespielt und zu ihr ganz laut gesagt: Nein ! Heia ! Mama, Papa Nein ! Darüber war ich sehr erschrocken, da ich ihr letztens, als sie um 4 Uhr aufstehen wollte mit Nachdruck gesagt habe, dass es mitten in der Nacht ist und alle schlafen und sie jetzt auch schlafen soll und das es reicht, dass sie immer wieder aufsteht und sie weiter schlafen soll. Das ganze endet im Geheule und wir sind nach einer Stunde aufgestanden. Das muss bei ihr aber scheinbar hängen geblieben sein. Auch wenn sie in ihren Wutanfällen mich gebissen und gehauen habe, habe ich versucht ruhig zu bleiben, ihr Nähe anzubieten und es ihr später zu erklären. Aber auch das gelingt mir nicht immer und ich werde ab und zu selbst wütend und verlasse dann einfach kurz den Raum. Ich habe nun Angst, dass ich unsere Bindung mit solchen Momenten kaputt gemacht habe und ihr ganzes Verhalten nun auf einer unsicheren Bindung beruht. Bei meinem Mann darf sie quasi alles und ich übernehme eher die Erziehung, wodurch es zwischen meinem Mann und mir auch öfter mal zu Konflikten kommt, die sie natürlich auch mitbekommt. Was denken sie darüber ? Klingt es für sie nach einer unsicheren Bindung ? Ich hoffe sie können mir meine Zweifel nehmen.