Sukkulente27
Guten Tag Frau Henkes, unser Sohn, 23 Monate alt, zeigt seit vielen Monaten beim Essen sehr häufig das gleiche Verhalten: Sobald er nicht mehr völlig hungrig ist, schüttet er seinen Becher auf den Tisch oder Boden und wirft das Essen herunter, teilweise den ganzen Teller. Wir vermuten, dass er dies teilweise tut, um Aufmerksamkeit zu erlangen, wenn mein Partner und ich uns mal kurz am Tisch nur zu zweit unterhalten, wobei wir aber in aller Regel sowieso versuchen, ihn am Tisch mit einzubeziehen. In anderen Situationen macht er es vermutlich aus einem Spieltrieb heraus, um Grenzen zu testen oder um zu zeigen, dass er nicht mehr essen möchte, wobei er aber oft schon mit dem Werfen und Schütten beginnt, während er noch weiterisst. Er macht dies übrigens mit jeglichem Essen und in unterschiedlichen Settings (beim Essen nur mit meinem Partner, nur mit mir, beim Essen zu dritt, aber auch beim Essen mit Oma und Opa bei ihnen zu Hause), in der Kita scheint er dieses Verhalten allerdings nicht an den Tag zu legen. Wir haben über die Monate hinweg unterschiedliche Strategien angewandt, die uns aber nicht weitergebracht haben: Zunächst haben wir versucht, diesem Verhalten möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Mit der Zeit sind wir aber dazu übergegangen, ihn dazu aufzufordern, Essen, das er nicht essen möchte, auf dem Teller und das Wasser im Becher zu lassen. Wir versuchen, keine Negationen zu verwenden (etwa „Bitte wirf das Essen nicht auf den Boden.“), da wir im Hinterkopf haben, dass kleine Kinder diese noch nicht ausreichend gut verstehen. Stimmt dies eigentlich tatsächlich? Mittlerweile sprechen wir durchaus eindringlich (aber nie laut) mit ihm, erklären ihm, dass wir ja auch Essen und Wasser auf dem Tisch stehenlassen und wir putzen müssen, wenn er alles herunterwirft (Um diesen Zusammenhang zu verstehen bzw. warum wir das Putzen negativ bewerten, ist er aber vermutlich noch zu jung?). Wenn wir ihn fragen, ob er uns verstanden habe, sagt er „Ja“ – nur, um im nächsten Moment wieder mit dem Werfen und Schütten zu beginnen. Es geht so schnell, dass wir ihn gar nicht davon abhalten können. Um das Verhalten wirklich zu unterbinden, müssten wir ihn füttern, aber er soll ja Selbständigkeit erlernen und an sich kommt er mit dem selbständigen Essen auch gut zurecht. Haben Sie eine Vermutung, warum sich unser Sohn so verhält? Wie schon geschrieben, macht er das nicht erst jetzt in der Autonomiephase, sondern schon seit mehr als einem halben Jahr. Wir fragen uns, wie wir am besten auf das Verhalten reagieren sollen (eher Ignorieren, Ermahnen oder eine andere Reaktion?). Was können wir in dieser Hinsicht von unserem Sohn in seinem Alter an Einsicht und Verhaltensänderung erwarten? Uns wurde empfohlen, ihm zu sagen, dass das Essen vorüber sei, sobald er wieder werfe und schütte, aber erstens bin ich mir nicht sicher, ob er den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und dem Abbruch des Essens schon verstehen könnte und zweitens neigt er ohnehin – die Kinderärztin vermutet anlagebedingt – zu Untergewicht, sodass wir ihm die Möglichkeit geben möchten, solange zu essen, bis er zeigt oder sagt, dass er satt ist, was er auch regelmäßig tut. Besten Dank im Voraus für Ihre Antwort!
Guten Tag, Sie sehen das ganz richtig. Zweijährige können noch kein einsichtiges Verhalten zeigen. Daher nutzen Appelle oder Ermahnungen auch noch nichts. Meist hilft es, wenn auf das unerwünschte Verhalten eine direkte Konsequenz folgt. Sagen Sie Ihrem Sohn nicht nur, dass das Essen beendet ist, sondern ziehen Sie den Teller weg. Wenn er dann protestiert, weil er weiteressen möchte, können Sie ihm den Teller wieder hinstellen mit dem Hinweis, dass Sie ihn sofort wieder wegnehmen, wenn er das Essen wieder herumwirft. Ich vermute, dass Ihr Sohn spürt, dass Sie diese Maßnahme wegen seines Untergewichts gerne vermeiden wollen. Damit kann er jedoch gerade in der Autonomiephase Macht über Sie ausüben. Das ist für die psychische Entwicklung nicht hilfreich. Kinder erproben in dieser Phase nicht nur ihren Willen. Sie müssen auch lernen, sich den Regeln und Vorgaben der Eltern anzupassen. Zweijährige brauchen Eltern, die bestimmen. Dann können sie sich von ihnen gut geschützt und behütet fühlen. Viele Kinder können Ermahnungen, bei denen am Ende ein Nicht kommt, nicht verstehen, weil sie vorher bereits gehört haben "bitte wirf das Essen..". Danach ist es für das Nicht zu spät. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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