Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Posth, vielen Dank fŸr Ihre erhellende Antwort auf meine Frage zum Thema Schlafen (6.7.2002 - Stichwort "Schlafen")! Sie verweisen auf die Bedeutung des Vertrauens bzw. des GefŸhls der Sicherheit. Dazu habe ich noch eine Nachfrage: Ich habe meine Tochter tagsŸber wie nachts nie schreien lassen und bin bemŸht, auf ihre BedŸrfnisse unmittelbar einzugehen (so gut es geht). Sie schlŠft zudem bei mir im Bett (hat genug Platz). Mir ist deshalb rŠtselhaft, warum sie offenbar noch nicht genŸgend Sicherheit empfindet. Kann es sein, dass es an der Bilirubin-Behandlung liegt, die sie drei Tage nach der Geburt Ÿber sich ergehen lassen musste? Sie musste anderthalb Tage im Brutkasten liegen und bestrahlt werden; ich durfte sie nur zum Stillen rausnehmen und sie hat immer wieder fŸrchterlich geweint. (Leider habe ich mich damals nicht genŸgend gewehrt, was ich mir heute nur schwer verzeihen kann.) Sie ist in fremder Umgebung und gegenŸber fremden Menschen sehr zurŸckhaltend und eher Šngstlich, und das immer schon, nicht erst jetzt im klassischen Fremdel-Alter. Ich habe hier immer einen Zusammenhang vermutet, aber bisher konnte mir niemand dazu eine fachlich fundierte EinschŠtzung geben. Meinen Sie, das kšnnte auch jetzt noch nachwirken? Und falls ja, kann man ein solches "Trauma" jemals wieder gutmachen? Gibt es fŸr den Aufbau des Urvertrauens nur einen bestimmten Zeitraum, in dem das mšglich ist? Vorab vielen Dank fŸr Ihre Hilfe! Ihr Forum ist eine echte Bereichung!! Karin
Mitglied inaktiv
Liebe Karin, man weiß noch zu wenig von dem, was Säuglinge unmittelbar nach der Geburt erleben und v.a., was sie davon später erinnern können. Wie ich schon in diesem Forum geschrieben habe, gibt es von Geburt an ein emotionales Gedächtnis für alle Gefühle (Mandelkerne resp. Corpora amygdala im Gehirn). Die UV-Lichtbehandlung wegen Hyperbilirubinämie ist sicher nötig gewesen und man wird im Einzelfall abwägen müssen, ob med. oder psych. Gesichtspunkten der Vorrang zu geben ist. Wie dem auch sei, das Gehirn ist immer in der Lage durch angenehme Reize im Nachhinein, unangenehme zu verdrängen oder sogar auszulöschen. Aber es müssen wirklich angenehme Reize sein, wie im Falle Ihrer Tochter. Also ich meine, Urvertrauen ist zunächst einmal wiederherstellbar. Ansonsten scheint Ihre Tochter eher ein sensibles Wesen zu sein, das früh gefremdelt hat und große Fremdenscheu auch jetzt noch besitzt. Das müssen sie einfach nur respektieren und die Anderen auch. Mit der Zeit überwiegt die Neugier so sehr, daß sich auch ein scheues Kind um Kontakte mit anderen Menschen bemüht.
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