Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Plötzliche Ablehnung

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Plötzliche Ablehnung

WeißeLilie

Guten Morgen Herr Dr. Nohr, meine Tochter (2 Jahre alt) ist krankheitsbedingt seit letztem Dienstag zuhause und wird vom Papa betreut. Seit Donnerstag bin auch ich zuhause und liege komplett mit Fieber flach. Der Papa lässt jetzt nicht wesentlich mehr Freiheiten, aber ist schon lockerer was z. B. Fernsehen/Naschen betrifft..Seit gestern ist meine Tochter mir gegenüber plötzlich wie ausgewechselt. Sie schreit hysterisch und haut um sich, sobald ich sie berühre. Sie lässt nichts zu - ich darf nicht Wickeln, nicht Trösten, wirklich gar nichts! Sie lehnt jeglichen Kontakt zu mir ab. Ich bin völlig verzweifelt, da es keinen Auslöser dafür gab. Vorher kam sie immer zu mir und nun darf ich ihr nicht mal über den Kopf streicheln ohne dass sie schreit. Sicherlich ist der Tagesablauf mit Papa ein anderer, das wird sie sicherlich auch durcheinander bringen...diese Situation (Mama krank, Papa passt auf) gab es auch vorher schon und nie war ihr Verhalten so ablehnend. Haben Sie eine Erklärung? Was kann ich tun?


Hallo, das Verhalten Ihrer Tochter kann verschiedene Gründe haben. So kann sie enttäuscht und verärgert sein, dass Sie nicht so zur Verfügung stehen, obwohl Sie da sind. Auch kann sie Sie als störend erleben, da jetzt der Vater bevorzugt wird. Aber eigentlich ist es nicht so sehr wichtig was der Auslöser ist. Entscheidend ist, dass Sie sich nicht gekränkt zurückziehen, sondern sich auch weiter, soweit Sie können, anbieten. Sie können auch Ihr Bedauern ausdrücken, sich traurig zeigen, allerdings ohne so moralischen Druck auszuüben. Seien Sie da, aber drängen Sie sich nicht auf oder fordern gar ein, sondern erlauben Sie Ihrer Tochter, ihre Wahl zu treffen. Auf diese Weise sieht sie, dass ihr Verhalten Wirkung hat, ohne sich sorgen zu müssen, dass Sie verloren gehen. Sie bedauern das, sind vielleicht auch traurig (z.B. "das ist aber jetzt schade für mich, dass du gar nicht mit mir spielen willst/auf meinen Arm willst...."), aber Sie halten es aus. Reagieren Sie erwachsen auf kindliches "Übungs-Verhalten". Denn natürlich sind und bleiben Sie eine wesentliche Bezugsperson. Dr.Ludger Nohr


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