Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ablehnung von Familien-Rollenspielen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ablehnung von Familien-Rollenspielen

Malea

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Sehr geerte Frau Henkes, meine 5,5jährige Tochter ist ein fröhliches und aufgewecktes Kind. Sie kann z. B. schon lesen und fängt beim Kopfrechnen mit Multiplizieren an. Demgegenüber sind ihre Rollenspiele erstaunlich einfach und leider sehr auf das Kämpfen von "Gut gegen Böse" beschränkt. Sie teilt ihre Schleichtiere grundsätzlich in zwei Parteien ein, die sich anschließend einsperren und töten. Selten spielt sie auch mal Kochen oder Geburtstag feiern. Das unter ihren Freunden gerade sehr angesagte Vater-Mutter-Kind-Spielen lehnt sie als "langweilig" völlig ab. Obwohl sie gute Freunde hat und grundsätzlich beliebt ist, führt das dazu, dass sie allmählich zum Außenseiter zu werden droht. Sie geht nur noch ungern in den Kindergarten. Wir Eltern leben seit 2,5 Jahren getrennt, sie hat aber zu uns beiden sehr guten Kontakt. Kann das trotzdem der Grund dafür sein, dass sie das Familie-Spielen ablehnt? Woher kann ihre Fokussierung auf das Böse und das Töten kommen? Ich wurde im Kiga schon darauf angesprochen. Sie schaut, wenn überhaupt, nur wirklich kindgerechtes Fernsehen. Ihr Töten im Spiel steht auch im völligen Gegensatz zu ihrem Verhalten im realen Leben. Da ist sie ausgesprochen tierlieb und empathisch, rettet Regenwürmer aus Pfützen und schimpft mit ihren Freunden, wenn sie Ameisen zertreten. Kann/sollte ich in die "Themenwahl" ihrer Rollenspiele irgendwie eingreifen? Und was kann die Ursache für ihr sehr einseitiges Interesse sein? Vielen Dank für eine Antwort!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung ist Ihre Tochter ein empathisches und sozial gut integriertes Kind. Wenn Kinder sich auf den Konflikt zwischen Gut und Böse konzentrieren, hängt das mit psychischen Prozessen zusammen. Ihre Tochter weiß mit fünf Jahren, dass es das Böse gibt. Das lernt sie z.B. auch bei kindgerechtem Fernsehen. Sie benötigt psychisch noch die Gewissheit, dass das Gute siegt und dass sie das Böse bewältigen kann, wenn es ihr begegnet - äußerlich wie innerpsychisch. Daher beschäftigt sie sich im Spiel intensiv mit dieser Problematik. Sie sollten in die Themenwahl der Rollenspiele nicht eingreifen. Ihre Tochter müsste sie sonst heimlich weiterspielen, was ich nicht für sinnvoll halte. Das Böse in die Heimlichkeit zu verbannen, hilft Ihrer Tochter nicht, sich damit auseinanderzusetzen. Lassen Sie sich mit Ihrer Tochter auf diese Rollenspiele ein. Dann können Sie Ihre Vorstellungen ins Spiel einbringen, dass die Guten gewinnen, das Böse zwar bedrohlich auftreten kann, aber am Ende immer besiegt wird. Wenn Ihre Tochter diesbezüglich mehr Sicherheit gewonnen hat, wird sie dieses Thema aufgeben und sich anderen zuwenden. Vater-Mutter-Kind-Spiele sind für Ihre Tochter tatsächllich schwierig. Dafür hat sie kein inneres Bild, da sie ja immer mit nur einem Elternteil zusammen ist. Ihr Bild von Familie sollte aber in den Spielen auch seinen Platz haben dürfen. Auch das können Sie mit ihr gemeinsam erspielen. Sprechen Sie mit dem Vater Ihrer Tochter über deren Spielverhalten. Dann können Sie gemeinsam Ihre Tochter dabei unterstützen, den moralischen Konflikt für sich zu bewältigen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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