Frage: Ist das ein Problem? Ablehnung von "Neuem"

Lieber Dr. Posth! Sohn, 3J5M, schwier. Temperam. Nach Ihren Tipps bedürfnisorientiert erzogen. Zeigt Zeichen erschwerter LL, obwohl Papa schon lange alles darf (Vom 9.-16 Monat daheim, sehr in Betreuung miteinbezogen). Starke Bindung (evtl. unsicher? Warum? Doch nicht nur, weil ich manchmal ungeduldig war? Habe immer auf Weinen reagiert, war immer da) zu mir, ich halte zur Selbständigkeit an und vermeide Rückbindung. Sohn anhänglich, in Gruppen unsicher, ängstlich (auch Veranlagung), sehr sensibel, schlau, lieb. Seit 2/13 Kita, sanft eingewöhnt, gut integriert. Sehr stark getrotzt (diskutiert nun). Problem: Neues wird (immer schon!) abgelehnt. Neue Schuhe, Wechsel Sommer/Winterkleidung, Hausschuhe, sich ausziehen in Öffentlichkeit (zum Baden im See),Hörtest. Zwingen ihn nur wenn nötig (z.B. Winterjacke) und erst wenn alles andere versagt hat. Er hat Nachteile, ich muss mich oft deshalb rechtfertigen, dass er so ist (wenig Grenzen, er ist "Chef" etc.). Was tun? Danke für Ihre Arbeit!

von LuckyLuke81 am 16.09.2013, 09:29



Antwort auf: Ist das ein Problem? Ablehnung von "Neuem"

Hallo, in Ihrem in Klammern gesetzten letzten Satz sprechen Sie davon, dass Ihr Sohn der "Chef" ist. Das ist nicht gut für ein etwa 3 1/2-jähriges Kind, denn diese Rolle füllt es nicht aus. Zwar streben Kinder mehr als einfache Bestimmungsmacht an, weil Macht haben ein starkes positives Attribut ist, aber wesentliche Entscheidungen können sie noch nicht treffen, und sie machen aus natürlichen Gründen viele Fehler(die im Einzelfall sogar gefährlich werden können). Also muss die Verteilung immer so sein, dass Kinder in einem umgrenzten Rahmen Bestimmungsmacht haben dürfen und sollen, damit sie ein ausgewogenens Selbst erlangen, aber die Entscheidungsmacht muss bei den Eltern bleiben. Es ist sogar so, dass die Kinder -nicht nur in diesem frühen Alter- sich starke Eltern wünschen, an denen sie sich ausrichten können, und keine Eltern, die ständig nachgeben und sich unterwerfen. Die Dynamik im Streit um Macht in der Familie bleibt bestehen und lässt sich nicht ausräumen, Kinder großziehen ist nicht einfach und bequem, es muss aber Klarheit herrschen, wer an welcher Stelle "das Sagen hat". Es darf aber nicht in vordergründig autoritäre, stark Grenzen setzende Erziehung ausarten. Dann treibt man den Teufel mit dem Belzebub aus. Im Fall Ihres Sohnes kann ich aus der möglicherweise erschwerten Loslösung erst einmal keine Probleme in der Entwicklung erkennen. Vielleicht ist er nur ein von Natur aus eher vorsichtiges und ängstliches Kind, das mit der Freiheit die es hat nicht gut zurechtkommt. So setzt er Entscheidungmacht und Angst vor Entscheidung unglücklich um, und hätte viel lieber, dass in manchen Fällen einfach die Eltern entscheiden, wie es zu gehen hat. Wenn es ihm nicht passt, kann er ja offenbar gut protestieren oder diskutieren. Das ist dann nicht sein Problem. Nur für sie wird es unangenehmer. Aber wahrscheinlich tut es Ihrem Sohn gut, und er braucht diese Auseinandersetzung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.09.2013



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