lafatina79
Ich habe kürzlich auf Empfehlung hin das Buch des gewünschtesten Wunschkindes gelesen. ich fand es super, ich verstehe meinen Sohn viel besser, dessen verhalten nicht ganz einfach ist. zum teil hilft es mir auch super. allerdings frage ich mich, in wie fern es gut und sinnvoll ist, auf Konsequenzen auf schlechtes Verhalten völlig zu verzichten? ich meine, meist macht man das ja automatisch, wenn man ad hoc reagieren muss. was halten sie von den methoden aus dem buch? außerdem : mein großer,3,5 jahre.der kleine knapp 11 monate. es war und ist sehr problematisch mit der eifersucht. der kleine wird zwar auch geliebt,gestreichelt und mal geküsst,aber meist wird grob mit ihm umgegangen, getreten, ihm die hände im stehen weggezogen,so dass er oft auf den kopf fällt, die beine werden im krabbeln weggezoegn etc... wir können uns den mund fusselig reden, es wird nicht besser. haben sie eine idee? er macht auch seit sommer wieder komplett in die windel und will diese partout nicht weglassen. ich habe inzwischen beschlossen, dass ER den nächsten schritt machen soll, nur ab und zu frage ich ob wir die windel mal weglassen sollen, denn immerhin hat er hin und wieder die idee "ich bin schon groß!" , was in der akutesten eifersuchtsphase eher ein "ich bin noch ein baby und kann das nicht" war. aber ich hab das gefühl, er ist da so bequem, dass da nichts kommt. Einschätzung?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Ratgeber dieser Art können sehr hilfreich sein, wenn man sie auf die eigene Situation adaptieren kann. Es gibt keine Bücher, die den besten Weg für das eigene Kinnd beschreiben, aber es kann Grundhaltungen positiv verändern und Überforderungen vermeiden. Wenn man sie aber als entweder-oder versteht, alles übernimmt, wird man den eigenen Kindern nie gerecht. Die beschriebene Eifersuchtssituation macht die Grenzen deutlich, wenn also mehrere Bedürfnisse nebeneinanderstehen. Dann geht es darum, den Kleinen zu schützen, ohne den Älteren zu beschämen. Mein Grundwort heißt an dieser Stelle "Liebevolle Klarheit". Das heißt in dieser Situation, dass der Ältere in seiner Eifersucht verstanden UND begrenzt wird, um den Kleinen zu schützen. Und bei der Windel heißt es , die regressive Haltung zu verstehen (also nicht zu beschämen) und trotzdem zu helfen, dass er wieder der "Größere" werden kann. Denn auch das hat eine positive Wirkung. Wenn die Kinder grundsätzlich das Gefühl haben, dass die Eltern sie zu verstehen suchen und auch altersgerecht ernst nehmen, also eine positiv -begleitende Haltung haben, sind Frustrationen in Einzelsituationen leichter überstehbar. Dr.Ludger Nohr
cube
Laissez-Faire beschreibt einen Erziehungsstil, bei dem die Eltern keinerlei Einfluss auf ihr Kind ausüben. Weder im positiven, noch im negativen. Das Kind soll komplett eigenständig aus seinen Erfahrungen lernen - ohne irgendeinen Einfluss oder Beurteilung des Verhaltes durch die Eltern. Deshalb wird diesem Stil auch eine Art Vernachlässigung zugeschrieben. Entstanden ist der Stil zu einer Zeit, in der man sich von der Einflussnahme durch höhe Instanzen bzw. den Staat befreien wollte (sieh auch "68er"). Bei "Gewünschtesten Wunschkind" geht man davon aus, das du grundsätzlich einen bedürfnisorientierten Erziehungsstil verfolgst (Attachment Parenting). Also kein Weinen lassen, Nähe geben, wann immer Kind diese braucht, Familienbett etc - also eben sehr auf die Bedürfnisse des Kindes eingehend. Eine in dem Fall ja gewollte Folge daraus ist eben, dass diese Kinder nicht so schnell gesellschaftskonform auf die Anweisungen der Eltern reagieren, sondern ihre Emotionen zeigen dürfen und dabei von den Eltern sanft angeleitet werde, wie man mit diesen besser umgehen könnte. Also kein "du hörst jetzt auf, sonst fahren wir nach Hause" bei Brüllerei in der Bäckerei wegen des Berliners, sondern "ich versteh dass du wütend bist, wie kann ich dir helfen". Das "Wunschkind" wird also eher mal anecken bzw. seine Eltern in Zeiten, wo andere Kinder schon "so gut erzogen sind". Das heißt aber nicht, dass man gar keine Grenzen/Konsequenzen aufzeigen soll/darf - es heißt eher, dass man vorrangig mit positiven Verstärkungen (Lob) arbeitet, Kindern ihre Emotionen zugesteht und nicht zu unterdrücken versucht. Kinder ermutigt, eigene Entscheidungen zu treffen und diese bei Mißerfolg nicht negativ kommentiert. Immer davon ausgehend, dass Kinder sich eh sozial integrieren WOLLEN. Eltern sollen dementsprechend ihr Kind nicht als jemanden sehen, die sich gegen sie durchsetzen will und dem an deswegen permanent Grenzen aufzeigen muss ("sonst tanzen sie einem auf der Nase herum") - sondern als Mensch, der mit und für seine Gefühle und Emotionen kämpft und diese anerkannt wissen will. Du sollst dein Kind eben nicht "erziehen", sondern ihm zur Seite stehen, seinen Weg finden zu können. Dazu bedarf es viel Geduld und Verständnis für die Sichtweise des Kindes - aber auch gewisser Grenzen. Es gibt nämlich dennoch auch DICH, mit deinen Emotionen; Wünschen und Bedürfnissen. Du darfst bei allem Verständnis nicht deine eigenen Grenzen aufgeben. Ich finde, wie bei allen Stilen, Modellen, etc muss man das für sich passende daraus ziehen. Keine Erziehungsmethode ist dazu geeignet, sie ohne Rücksicht auf den Charakter des Kindes, die aktuelle Situation oder den Bedürfnissen der Eltern, strikt und ohne Abweichung durchzuziehen.
cube
"Attachment Parenting" heißt nicht, das ein Kind keine Grenzen erleben darf. Das wird von einigen eben mißverstanden und artet dann in eine Aufopferung ausschließlich zur Bedürfnisbefriedung des Kindes aus. Es geht aber eigentlich darum, die Bedürfnisse seines Kindes zu respektieren, in angemessenem Rahmen auch nachzukommen und zB im Rahmen von Grenzen setzen/zeigen eben Verständnis für die Reaktion des Kindes darauf zu haben. Bspl.: Kind schießt Ball immer wieder in Nachbars Garten. Laissez-Faire: du lässt es gewähren, wohlwissentlich des Nachbarn, der gleich raus kommen wird und dein Kind zusammenstaucht. Das passiert dann auch und Kind beschwert sich über den blöden Nachbarn bei dir. Auch das lässt du unkommentiert im Sinne von Erklärung, Trost oder sonst etwas. Das Kind soll aus der Erfahrung selbst lernen und seine nächste Entscheidung auf Basis des Erlebten eigenständig treffen. Attachment Parenting: Du sagst deinem Kind sehr wohl, dass du das nicht möchtest, erklärst auch warum und bietest eine Alternative an. Auf das nachfolgende "Theater" ob des "Verbotes" reagierst du nun aber eben verständnisvoll/tröstend. "ich verstehe, dass dich das ärgert - du würdest viel lieber in diesen Garten schießen". Du wirst ihm auch nicht sofort den Ball wegnehmen, sondern versuchen, es in anderes Spiel zu verwickeln. Die gesetzte Grenze bleibt aber hier sehr wohl bestehen und würde in letzter Konsequenz eben auch darin enden können, das Ballspiel zu beenden. Auch dann würdest du nach wie vor Verständnis für die Gefühlslage deines Kindes zeigen - aber ihm sicher nicht alles erlauben, nur damit es zufrieden ist. Das Kind soll hier liebevoll in seiner emotionalen Aufgewühltheit begleitet werden statt mit bloßen "wenn, dann" - Aussagen zum "Gehorsam"gebracht werden. AdHoc-Situationen betrifft das ebenso. Kind läuft auf die Straße, du nimmst es an die Hand und erklärst ihm, warum. Klappt nicht, Kind läuft wieder weg. Du kündigst an, dass es nun zunächst an der Hand bleibt, da sein Weglaufen zu gefährlich ist. Seine Enttäuschung/Wut über diese Begrenzung seiner (Entscheidungs-)Freiheit kannst du aber verstehen und äußerst das demenstprechend bzw. motzt eben nicht rum von wegen "selber schuld", "ja wenn du immer wegläufst, ist das eben so" oä. Es bleibt also dabei: Grenzen und Konsequenzen gibt es auch hier! Ach ja: dahinter steht natürlich auch die Idee, das man immer wieder versucht herauszufinden, warum Kind rebelliert und dementsprechend sein eigenes Vergalten hinterfragt und korrigiert. ZB Eifersucht auf Geschwister = evt. zu wenig Exklusivzeit mit den Eltern? Generelles oppositionelles Verhalten = zu viele Regeln/Verbote? etc.
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