Kleinkind häufig sehr traurig / deprimiert

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Kleinkind häufig sehr traurig / deprimiert

Sehr geehrte Frau Henkes - vielen Dank für Ihre Zeit. Unser Sohn (33 Monate alt) ist gesund, motorisch normal entwickelt, neugierig, geistig fit (löst alleine auch unbekannte Puzzle für 4+jährige, buchstabiert seit seinem 2. Geburtstag mit Begeisterung alle Autokennzeichen, spricht außergewöhnlich gut mit Nebensätzen), kann sich schon gut alleine beschäftigen und überrascht und oft mit Dingen, die für sein Alter ungewöhnlich sind. In der Kita kommt er wohl zurecht (auch, wenn er nicht gerne geht), er kann sich gut selbst regulieren, lässt sich auch mal von einer Person ins Bett bringen, die er nicht oft sieht, etc. Ich würde behaupten, wir haben einen reflektierten Erziehungsstil (wir sind Eltern, nicht Freunde, sind immer für ihn da, aber setzen Grenzen durch und demonstrieren unsere bedingungslose Unterstützung, loben Versuche mehr als Fähigkeiten) und haben selbst ein gutes Leben. So weit, so normal. Andererseits wertet sich unser Sohn regelmäßig selbst ab (erstaunlich detailliert: ich kann xy nicht, bin klein/schwach, etc.), und er sagt ebenfalls regelmäßig, dass der Tag nicht schön war, wir ihn nicht liebhaben (für uns sagt er das glaubwürdig, also anders als in Situationen, in denen er etwas erreichen möchte; „nur der Atte (Kuscheltier) hat mich lieb“). Besonders abends ist er traurig; wir lassen den Tag als Einschlaf-Ritual Revue passieren, was er mittlerweile ablehnt, „weil heute nichts schön war“; er will dann auch nicht über Details sprechen und vergräbt sich im Kissen, als hätte man mit ihm geschimpft oder als wäre es ihm unangenehm. Dennoch kann er sich auch kaputtlachen (derzeit insbes. bei kleinen Regelabweichungen, wenn er z.B. Lieder umdichtet „Amsel Drossel Fink und Star“ -> „Amsel Drossel Fink und Schwein/Glühbirne/Dampfmaschine); es ist also nicht so, als wäre er den ganzen Tag über traurig. Ist die „Es war nichts schön, keiner mag mich“-Haltung eine Art Depression, der man besondere Aufmerksamkeit widmen sollte? Wir als Eltern sind sehr positiv eingestellt und wollen (natürlich), dass unser Sohn als glücklicher Mensch aufwächst. Besten Dank!  

von Thorsten_S am 23.10.2023, 11:50



Antwort auf: Kleinkind häufig sehr traurig / deprimiert

Guten Tag, behütet aufwachsende Kinder können keine Depression entwickeln. Könnte es sein, dass Ihr Sohn diese Abwertung des Tages als Umkehrung vornimmt, weil das was vor ihm liegt, die Nacht und der Schlaf, ihm noch unangenehm oder bedrohlich erscheinen? Möglicherweise erlebt Ihr Sohn auch Ihre besondere Fürsorge, wenn er den Tag als schlecht beschreibt. Dreijährigen fällt eine solche Einschätzung ohnehin schwer. Sie schreiben auch nicht, dass Ihr Sohn tagsüber schlechter Stimmung ist. Vielleicht hilft es, wenn Sie auf das Fragen verzichten. Drücken Sie beim Zubettbringen selber aus, was das wieder für ein schöner Tag war. Vermutlich sagen Sie Ihrem Sohn bereits, dass Sie ihn sehr lieben. Auch wenn er das vermutlich noch nicht versteht, können Sie ihm zudem erklären, wie blöd das für ihn ist, wenn er denkt, dass Sie ihn nicht liebhaben, wo doch das genaue Gegenteil der Fall ist. Seine Selbstabwertung könnte damit zusammenhängen, dass Ihr Sohn sich mit Ihnen vergleicht. Dann ist er tatsächlich kleiner und schwächer. Helfen Sie Ihrem Sohn, das altersgerechte Maß zu finden, indem Sie ihm vermitteln, dass Sie xy mit drei Jahren noch nicht konnten/schafften. Widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit mehr den positiven Situationen und Äußerungen Ihres Sohnes, während Sie die eher negativ getönten zunehmend aus dem Fokus nehmen. Sie können versuchen, Ihrem Sohn möglichst viele Aktivitäten zu bieten, bei denen er sich als kompetent und gut erleben kann. Das ist unterstützend für die Entwicklung des Selbstwertgefühls. Vielen Kindern gelingt das, wenn Sie den Eltern bei einer Tätigkeit helfen dürfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 23.10.2023



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