Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kindergarten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kindergarten

Eumel1979

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Liebes Team, Zunächst vielen Dank für Ihre Arbeit hier! Meine Tochter wird im Sept 3 Jahre und geht seit Okt bis mittags in den Kindergarten. Eine Eingewöhnung gab es aufgrund der Pandemie nicht. Sie musste vor der Tür abgegeben werden. Sie rein zu bekommen, war schwer. Sie hat angebl nicht geweint und deshalb sei ja alles gut. Das Kind war die ersten 3 Monate nicht wieder zu erkennen. Völlig verändertes Verhalten, Schlafstörungen etc. Zwischendurch wurde mir bereits von einer Kinderpsycholigin geraten, sie pausieren zu lassen und evtl in eine kleinere Einrichtung zu wechseln. Aufgrund von Platzmangel in einer anderen Einrichtung haben wir uns von Woche zu Woche gehangelt. In den weihnachtsferien wurde es besser. Die Gruppe war Anfang des Jahres kleiner, sie ist nur 2 Tage/Woche gegangen und die Probleme waren deutlich weniger ausgeprägt. Bei voller Gruppenstärke wurde es sofort wieder schwer. Ihr ist es hauptsächlich wohl zu laut und sie will jeden Tag aufs Neue nicht hin. Sie wehrt sich an vielen Tagen mit Händen und Füßen. Laut Erzieherin weint sie dort nicht und es gibt keine großen Probleme. Das Problem liegt also laut Erzieherin nicht im Kiga. Allerdings spielt meine Tochter wohl die meiste Zeit unterm Tisch. Ein Verhalten, was sie zuhause nicht zeigt und was ich mit der Lautstärke in Zusammenhang bringe. Nach 6 Wo Pause ist morgen der 1. Tag und heute gab es schon Tränen. Sollte ich sie weiter schicken? Im Sept könnte sie einen anderen Platz haben. Danke. VG


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie kennen Ihre Tochter am besten und beobachten seit dem Kiga-Eintritt ein verändertes Verhalten an ihr. Selbst wenn sie im Kiga nicht weint, scheint Sie sich nach Ihrer Einschätzung dort nicht wohl zu fühlen. Auch die Kinderpsychologin hat Ihnen ja mit gutem Grund zu einer Pause geraten. Ich finde es auch völlig in Ordnung, wenn Kinder diesen Alters noch Zeit benötigen, um sich auf diesen neuen Abschnitt einzustellen. Das wird ja noch erschwert,durch geringe Kontaktmöglichkeiten nach außen durch die Pandemie und die fehlende Eingewöhnung in den Kiga. Es ist natürlich nicht leicht zu empfehlen, dass Sie Ihre Tochter aus dem Kiga nehmen, weil ich nicht weiß, ob Sie wegen der Arbeit darauf angewiesen sind. Aber wenn der Kiga für Ihre Tochter erstmal "verbrannt" ist, wird sie im September auch nicht lieber gehen. Bei einer Pause hätte sie die Möglichkeit bis September noch vermehrt Kontakte zu anderen Kindern aufzunehmen, was ja im Sommer trotz der Pandemie im Freien möglich ist. Sie ist dann auch noch reifer. Und mit einem anderen Kigaplatz sind dann außerdem keine Erinnerungen an den ersten ungeliebten Kiga verbunden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Curcuma

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Hallo, vor kurzem hatte schon mal jemand hier geschrieben, dass keine Eingewöhnung stattgefunden hat aufgrund der Pandemie-Situation. Für mich klingt das wie eine Ausrede, um die nervigen Eltern nicht da zu haben. Unsere KiTa zum Beispiel hat selbst während der Schließung (also nur zur Notbetreuung offen) Eingewöhnungen gemacht, und zwar ganz "normale" in Anwesenheit der Eltern, angelehnt ans Berliner Modell. Es geht also, wenn der Wille da ist. Zu Deinem Thema: Ich verstehe nicht, wie eine eine Einrichtung, deren Aufgabe es ist, mit Kindern umzugehen, so unsensibel sein und so unangemessen agieren kann. Meiner Meinung nach solltest Du das Thema Eingewöhnung unbedingt ansprechen. Falls Du Deine Tochter weiter dorthin schicken willst, solltest Du versuchen, sie dort richtig einzugewöhnen. Ein Kind kann sich nur auf die KiTa einlassen, wenn es sich dort nicht verlassen fühlt, sondern es zu jemandem Vertrauen und Bindung hat. Dafür ist die Eingewöhnung da - in Anwesenheit einer Bezugsperson wird in den ersten Tagen das Vertrauensverhältnis zur Bezugserzieherin aufgebaut. Diese bietet sich zuerst unaufdringlich und eher abwartend dem Kind an. Wenn das Kind dann irgendwann im Lauf der Tage aktiv auf diese Erzieherin zugeht, sich auch von ihr trösten lässt, ist der Punkt gekommen, an dem man einen ersten kurzen Trennungsversuch wagen kann. Verläuft dieser ohne oder nur mit wenigen Sekunden Tränen und kann die Erzieherin sofort erfolgreich trösten, können an den Folgetagen die Trennungszeiten allmählich vergrößert werden. Gelingt dies nicht, muss die Eingewöhnung von vorne begonnen werden. Aber wenn man auf die Signale des Kindes achtet (und sich nicht an starre Schemata hält), sollte es klappen. Übrigens gibt es auch Kinder, die sich hundeelend fühlen, aber nicht weinen, sondern sich in sich selbst verkriechen. Die Schlussfolgerung, das Kind weine ja nicht, also ist alles in Ordnung ist hanebüchen und fachlich völlig daneben. Wenn es Dir möglich ist, würde ich sie rausnehmen und mit der neuen KiTa vorab besprechen, wie dort die Eingewöhnung aussieht bzw. wie Du sie Dir wünschst. Lass Dich nicht abspeisen, es geht um Dein Kind. Und in vielen KiTas ist eine Eingewöhnung, die sich am Verhalten und den Signalen des Kindes orientiert, ja auch machbar, also warum nicht auch in der neuen. :) Viele Grüße!


Eumel1979

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Vielen Dank für die Antworten! Genau, meine Tochter weint eher nicht, sondern erstarrt und zieht sich zurück. Mittlerweile weiß ich auch, dass mit Wille in Sachen Eingewöhnung etwas möglich gewesen wäre. Aber definitiv nicht in diesem kiga. Die sind ziemlich stur und tatsächlich froh, dass die Eltern endlich "aus dem Weg sind". Selbst an der Tür wird das Kind kommentarlos von einer gruppenfremden Erzieherin übergeben. Man erfährt null, was tagsüber gewesen ist. Die Leitung im potentiellen neuen Kiga hat Ende letzten Jahres über unsere Situation schon die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Da würde es auf jeden Fall eine Eingewöhnung geben. Ich soll mir viel Zeit nehmen, wenn sie wechselt meinte die Leitung. Denke, dass wir definitiv nochmal anderweitig neu starten werden. Nach dem Entwicklungsgespräch Anfang März habe ich mich noch aushebeln lassen. Aber jetzt gehe ich gestärkt an die Sache ran. Vielen Dank und herzliche Grüße


Curcuma

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Danke für Deine Rückmeldung und super, dass Du hier etwas Kraft schöpfen konntest! Das klingt doch klasse mit der neuen KiTa und deren Leiterin. :) Ich drücke Dir die Daumen, dass es mit dem zweiten Anlauf besser läuft. Das von mir beschriebene Vorgehen der Eingewöhnung ist übrigens die „sanfte Ablösung“ von Dr. Rüdiger Posth. Wenn Du zwischendurch Zeit hast, kannst Du Dir ja vorab mal was dazu durchlesen (im Internet gibt es einiges dazu) als Vorbereitung. Das hilft noch mal, Unsicherheiten rauszunehmen. Und wenn die Mama guter Dinge ist, dann überträgt sich die Stimmung auch auf das Kind (schlechter Dinge allerdings auch ...). :) Viel Spaß und Erfolg!


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