Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kleinkind im Kindergarten extrem schüchtern

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Kleinkind im Kindergarten extrem schüchtern

Babymama567

Beitrag melden

Guten Morgen Fr. Henkes! Ich habe eine Frage zu meinem Sohn, 3,5 Jahre alt. Mein Sohn hat im Sepember im Kindergarten gestartet. Im Gegensatz zur Krippe, wo wir eine Eingewöhnung hatten, gab es im Kiga nur einen "Schnuppertag". Mein Sohn kennt schon die Krippe und von daher hat es eigentlich ganz gut funktioniert - zumindest scheint es so. Was mir aber extrem auffällt ist, dass mein Sohn extrem schüchtern den Erziehern und den anderen Kindern gegenüber ist. Er ist zu Hause das komplette Gegenteil. Eigentlich ist das ja normal, aber er steht unter der Tür beim Abschied und hält meine Hand und steht da wie versteinert. Er weint allerdings nie beim Abschied. In der Krippe damals sehr wohl. Ich hab das Gefühl, dass sich hier eine ambivalente Bindungsstruktur eingeschlichen haben könnte. Man merkt, dass er EXTREM gestresst ist und trotzdem weint er nicht und bringt seine Angst nicht zum Ausdruck. Er erzählt mir auch kaum etwas über den Kindergarten. Muss ich mir da Gedanken machen? Zu Hause genau das Gegenteil, er hat extrem heftige Wutanfälle, macht Blödsinn und wirft mit Gegenständen. Auch haut er sehr oft grundlos andere Kinder, teilweise wirklich im Vorbeigehen. Wir mussten ihn in letzter Zeit leider sehr oft schimpfen. Mein Eindruck ist immer mehr, dass mein Sohn vielleicht eine schlechte Bindung und dadurch ein schlechtes Selbstbewusstsein entwickelt haben könnte. Vielleicht daher immer dieses aggressive und teilweise extrem schüchternes Verhalten? Es ist natürlich normal, dass man in einer neuen Umgebung etwas unsicher ist, aber die Unterschiede sind wirklich sehr extrem. AM Wochenende war mein Mann mit meinem Sohn bei einem Freund zu Besuch und mein Sohn hat hier quasi das ganze Haus auseinander genommen. Absichtlich Gegenstände durchs Haus geworfen (in einem fremden Haus), den Sohn des Freundes meines Mannes geschlagen, absichtlich Saft verschüttet etc und dann im Kindergarten traut er sich kaum zu sprechen. Das passt doch nicht zusammen? ich mache mir schon Sorgen. Vor allem weil er mir seine Angst nicht wirklich zeigt. Ich spüre sie aber, da ich selbst ein sensibler Mensch bin. Vielen Dank und LG 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, das Verhalten Ihres Sohnes ist sicher kein Anzeichen einer schlechten Bindung. Ihr Sohn ist in der neuen Kigaumgebung noch sehr unsicher. Sie beobachten seinen Stress. Er zeigt diese Unsicherheit nicht, sondern ist tapfer, weil er ihnen gefallen und sich vor den anderen Kindern keine Blöße geben will. Diese Situation ist für Ihren Sohn sehr frustrierend. Er hat aber noch keine Frustrationstoleranz entwickeln können und wehrt die Frustration daher aggressiv ab. Das ist sehr verständlich, allerdings benötigt Ihr Sohn nun deutliche Grenzen, die bestimmten aggressiven Impulsen Grenzen setzen. So sollten Sie eingreifen, wenn er andere Kinder schlägt. Gleichzeitig hilft es Ihrem Sohn, wenn Sie ihm vermitteln, dass Sie Verständnis für seine aktuelle Wut haben und ihm helfen, eine angemessene Ausdrucksform dafür zu finden. Ihr Sohn testet aktuell verstärkt Grenzen. Wenn er sich bei Besuchen so verhält, wie Sie beschreiben, sucht er vermutlich besondere Aufmerksamkeit. Dann kann es hilfreich sein, den Besuch abzubrechen oder ihn zumindest zu unterbrechen. So bieten Sie Ihrem Sohn nicht die Bühne, auf der er demonstrieren kann, dass er dominant ist und macht, was er will. Besprechen Sie mit ihm, was Sie von ihm erwarten. Wenn er das zusichert, kann er eine zweite Chance bekommen. Das Selbstwertgefühl ist bei Dreijährigen noch in der Entwicklung. Ihr Sohn benötigt die Erfahrung, dass Sie ihn - so wie er ist - für gut und richtig halten. Dann kann er lernen, sich selbst anzunehmen und gut zu finden. Vielfältige Erfahrungen, bei denen er sich mit sinnvollen Tätigkeiten beweisen kann, stabilisieren dieses Gefühl.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Guten Tag, unser Kind kommt im Herbst erstmals in den Kindergarten. Es ist 3 Jahre alt, hat aber die Größe eines 5 bis 6 jährigen Kindes. Unser Kind hat ein stattliches Erscheinungsbild und wird wegen seiner Größe von Mitmenschen oft falsch eingeschätzt. Viele Kinder verstehen auf den Spielplätzen oft nicht warum er sich noch kindlich verhält, ...

Hallo, Mein Sohn hat nun drei Wochen Eingewöhnung im Kindergarten hinter sich. Er kennt diesen und auch die Gruppe (1-3 Jahre, 11 Kinder), da die große Schwester (3 1/2 J) bis vor den Sommerferien in der Gruppe war (nun gewechselt in die Gruppe der 3-6 jährigen). Er hatte soweit nie Probleme bei der Trennung, bei Oma und Opa übernachtet etc. Au ...

Hallo Frau Henkes,  ich bin eigentlich vom Fach, aber meine fachliche Kompetenz verlässt mich etwas bei der Eingewöhnung meiner Kinder (Zwillinge, 31 Monate). Ich habe immer dafür postuliert, dass Kinder sanft und nicht zu früh eingewöhnt werden sollen, "gute und schnelle Eingewöhnung" von 1, 2 Wochen eine Anpassungsleistung der kleinen Kinder dar ...

Liebe Frau Henkes, bitte entschuldigen Sie den langen Text! Unser Sohn geb. 02/2021 geht seit Anfang Februar 2024 in den Kindergarten. Leider verlief die Eingewöhnung nicht ganz optimal so war es, dass die eigentliche Bezugserzieherin in der ersten Woche Urlaub hatte und eine Kollegin die Eingewöhnung übernahm. Zu ihr baute unser Sohn einen ...

Hallo Frau Henkes! Meine Tochter wird im Dezember 3 Jahre alt und wechselt dann von einem Halbtags- in einen Ganztagskindergarten. Der neue Kindergarten befindet sich im gleichen Ort, nur ca. 2 km auseinander. Sie hat in der Krippe natürlich schon einige Abgänge mitbekommen. Die anderen Kinder haben aber intern die Gruppe gewechselt.  Sie we ...

Liebe Frau Henkes, am Donnerstag hatte ich von der Eingewöhnung meiner Tochter geschrieben. Als sie bei der Verabschiedung panisch schrie und sich an mich klammerte, habe ich sie wieder mit nach Hause genommen.Sie meinten, dadurch hat sie eine schlechte Erfahrungen mehr gemacht. Können Sie mir das erklären, ich möchte es gerne verstehen. Ich wa ...

Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist im September 3 Jahre alt geworden und im Oktober in den Kindergarten gekommen. Dort gab es keine "klassische" Eingewöhnung, er musste dort von Anfang an alleine bleiben. Dies hat anfänglich gut funktioniert, er blieb zunächst mehrere Stunden alleine dort und ich hatte den Eindruck, dass es ihm gut gefiel. ...

Unsere Tochter wird im Dezember 4 Jahre.Im August ist sie in den Kindergarten gekommen.Die ersten vier Tage, bei der Eingewöhnung, war ich komplett vor Ort.Am dritten Tag haben wir Mütter in einem Vorraum gesessen während die Kinder in ihren Gruppen gefrühstückt haben. Plötzlich hörte ich meine Tochter ganz bitterlich weinen und rufen, ich will zu ...

Guten Tag Frau Henkes,  meine Tochter ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden und geht seit Anfang Oktober in den Kindergarten.  Bis sie 2,5 Jahre alt war hat sie nur ein paar Wörter gesprochen was laut Kinderarzt wohl daran liegt dass sie sehr viel schnullert. Im Umgang mit anderen Kindern ist sie sehr unsicher und möchte (noch) nicht mit ander ...

Hallo Frau Henkes, eine kurze Frage: Ab welchem Alter ist der Besuch eines Kindergartens für Kinder wichtig für eine gesunde Entwicklung? Dankeschön!