Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Kind wehrt sich gegen den Kindergarten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Kind wehrt sich gegen den Kindergarten

Ena812

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Liebe Frau Henkes, bitte entschuldigen Sie den langen Text! Unser Sohn geb. 02/2021 geht seit Anfang Februar 2024 in den Kindergarten. Leider verlief die Eingewöhnung nicht ganz optimal so war es, dass die eigentliche Bezugserzieherin in der ersten Woche Urlaub hatte und eine Kollegin die Eingewöhnung übernahm. Zu ihr baute unser Sohn einen guten Kontakt auf, so dass ich bereits am Ende der 1. Woche von ihm zum Einkaufen geschickt wurde. In der zweiten Woche übernahm dann die eigentliche Bezugserzieherin. Von Beginn an war der Kontakt sehr schwer und egal wie sehr sie sich bemühte er nahm keine Angebote an. Von Beginn an wurde mir von ihr gesagt, dass ich dann wieder gehen müsste da wir ja bereits am Freitag die erste Trennung hatten. Was ich aber ablehnte und ihr erklärte, dass ich erst gehe wenn ich das Gefühl habe, dass es für ihn in Ordnung ist. Zuhause sprach er oft von der Erzieherin die ihn zu Beginn eingewöhnte. Auch versuchte er im Kitaalltag Kontakt mir ihr aufzunehmen worauf sie aber versuchte wenig einzugehen, da er ja zu der eigentlichen Bezugserzieherin Vertrauen aufbauen sollte. Ich sah mir das ganze 1,5 Wochen an und sprach dann mit der Kita-Leitung darüber. Ihr selber war dies auch schon aufgefallen. Eine Übernahme der Eingewöhnung durch Erzieherin A war nicht möglich. So blieb nur, dass die Kita-Leitung selbst die Eingewöhnung übernahm. Dies klappte gut und ich konnte bereits am 2. Tag nachdem sie übernahm die Kita für 1,5 Stunden verlassen. Ab da ging es stetig voran, bis er letztendlich von 8.30 Uhr bis 12 Uhr in der Kita bleiben konnte. Von 03/24 bis Mitte 05/24 ging er sehr gerne. Er hatte Kontakt zu Kindern geschlossen, mit denen er auch außerhalb bei zufälligen Treffen in der Stadt spielte. Teilweise blieb beim Abschied schon kaum noch Zeit zum Mama verabschieden. Unser Sohn hat seit er ein Baby ist eine Kuscheldecke und einen Schnulli. Dies gaben wir ihm zum trösten mit in die Kita. Anfangs noch stark genutzt ließ er es mit der Zeit auch oft von sich aus im Auto. Dann kam es zu einem Vorfall im Garten. Er wurde von einer Erzieherin darauf hingewiesen, dass er von der Sandkastenabdeckung (eine Art Tuch) herunter gehen soll, da diese sonst kaputt gehen könnte. Dies war aus irgendeinem Grund so schlimm für ihn, dass er beim Abholen weinend in meine Arme lief. Er hatte sich davor schon beruhigt gehabt hat aber vorher wohl sehr doll und lange geweint. Seine Bezugserzieherin war an diesem Tag nicht im Haus. Auch hatte er an diesem Tag seine Kuscheldecke glaube ich nicht mit in der Kita. Zwei Tage danach ging er davon aus, dass die Kuscheldecke im Auto geblieben ist. Ich hatte sie jedoch in der Tasche versteckt, da ich wusste, dass mein Mann diese beim Abholen für den Mittagschlaf benötigen würde. Dies hatte ich einer Erzieherin mitgeteilt aber nicht allen. Als er wohl etwas traurig wirkte gab ihm eine Erzieherin, die nicht informiert war, die Kuscheldecke und seinen Schnulli. Als die von mir informierte Erzieherin dies sah bat sie ihn darum die Sachen wieder weg zu legen. Was er tat aber daraufhin lange weinte und man ihn nach meinen Informationen weinen ließ. Seit dieser Zeit geht er ungern in die Kita. Nach den Pfingstferien begann es damit, dass er sich beim Abschied an mich klammerte aber sich anschließend wohl gut beruhigte. Seine Kuscheldecke und seinen Schnulli durfte seither immer zum Trost verwenden. Nach den Sommerferien konnte ich ihn mit Kuscheldecke und Schnulli so abgeben, dass er nicht weinte. Ich musste ihn aber von meinem Arm auf den der Bezugserzieherin geben. Er lief auch nicht selber durch die Räume bei der Guten-Morgen-Runde. Er wollte unbedingt dabei auf meinen Arm. Ca. zwei Wochen nach den Ferien wollte dann eine andere Erzieherin ihn mir beim bringen abnehmen. Er begann fürchterlich zu weinen. Seine Bezugserzieherin kam eilig hinzu, nahm ihn auf den Arm und ich ging. Am Auto hörte ich ihn immernoch fürchterlich weinen. Seit diesem Tag klammert er sich mit aller Gewalt an mich. Er schnappt sich alles was er bekommen kann, selbst meine Haare. Nach Aussage der Erzieherin weint er sehr lange auch spielt er nachdem er sich beruhigt hat nicht mit den anderen Kindern, lehnt jede Spielanfrage der Kinder ab obwohl alle Kinder viel Interesse an ihm haben. Er hält fast durchgängig die die Hand seiner Bezugserzieherin und stand bis zuletzt vor der Toilette bis sie wieder heraus kam. Sie ist wirklich sehr bemüht für ihn da. Wir beschlossen dann, dass ich ihn nochmals begleite und wir eine Art zweite Eingewöhnung probieren. Er spielte, war offen, bewegte sich sicher von mir weg. Fragte andere Kinder ob sie mit ihm spielen möchten. Nach 5 Tagen wagten wir nochmals den Versuch. An diesem Tag gab es Kinderkino NUR FÜR KINDER und wir waren guter Dinge, dass dies für ihn verständlich und eine gute Ablekung sei. Bereits den ganzen Morgen war er sehr anhänglich, da er wusste, dass ich nur bis zum Kino bleiben würde. Beim Verabschieden wieder das gleiche Bild. Schreien und klammern. Entgegen meinem Gefühl ging ich trotzdem :( Er weinte eine halbe Stunde und sah nicht beim Kinderkino zu, sondern saß weinend in der Garderobe. Die folgende Woche blieb ich eine Weile und verabschiedete mich für eine Stunde. Jeden Tag das selbe Bild. Solange ich da war spielte er ausgelassen. Beim verabschieden dann wieder weinen, klammern und brüllen. An den letzten beiden Tagen machten wir die Übergabe so schnell, dass er keine Chance hatte sich festzuklammern aber auch das machte die Situation nicht einfacher. Bereits am Donnerstag bekam ich ihn nur mit sehr viel Mühe überhaupt dazu in das Auto zu steigen. Immer wieder hat er den Gurt gelöst. Am Freitag hatte ich dann keine Chance mehr. Ich hätte mein Kind mit Gewalt festhalten müssen und ohne Jacke und Schuhe irgendwie ins Auto tragen müssen. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, hielt sich an der Wand fest. Trat mich mit den Worten "geh weg". Ich weiß nicht mehr weiter. Einige raten mir es durchzuziehen aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich aus Berechnung so verhält. Mit mir gemeinsam hat er doch riesen Spaß in der Kita. Wieso sollte er sich nachdem ich weg bin den ganzen Tag an der Hand der Bezugserzieherin verstecken wenn doch alles okay wäre. Wieso sollte ein Kind das offen ist und gerne spielt den Tag freiwillig so verbringen? Wir denken nun über eine Pause und einen Neustart in einer anderen Kita nach. Jedoch ist dies natürlich nicht einfach. Ich hoffe sie können mir weiterhelfen und haben vielleicht eine Idee was es sein könnte das ihn so bremst und ob wir vielleicht doch noch eine Chance in der jetzigen Kita haben. Nach der Kita ist er fröhlich und umgänglich wie sonst auch und ich bemerke auch sonst keine Verhaltensveränderungen zuhause. Vielen Dank für Ihre Zeit! Liebe Grüße Ena


Ingrid Henkes

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Guten Tag, aus der Distanz ist das Verhalten Ihres Sohnes schwer einzuschätzen. Sicherlich ist ein Dreieinhalbjähriger nicht berechnend. Es besteht die Möglichkeit, dass Ihr Sohn die Trennung von Ihnen nicht erträgt und sich daher weigert, in den Kiga zu gehen. Dann wäre es vermutlich sinnvoll mit dem Kigabesuch zu warten, bis Ihr Sohn genügend Objektkonstanz entwickelt hat, um die Trennung von Ihnen auszuhalten. Unter Objektkonstanz versteht man die Fähigkeit eines Kindes, die Mutter als konstante Bezugsperson verinnerlicht zu haben, auch wenn diese nicht anwesend ist. Die Entwicklung von Objektkonstanz vollzieht sich individuell unterschiedlich schnell. Möglicherweise spielt auch die Trotzphase ein Rolle bei der Weigerung Ihres Sohnes, den Kiga zu besuchen. Nach Ihrer Beschreibung ist es denkbar, dass Sie zum Verhalten der Erzieher/innen eine ambivalente Haltung haben. Das könnte Ihr Sohn spüren und nutzen, um seinen Willen zu erproben und den Kigabesuch zu verweigern. Den Kigabesuch zu erzwingen, halte ich nicht für sinnvoll. Wenn Ihr Sohn sich wieder auf den Kiga einlassen soll, ist es wichtig, dass Sie ihm vermitteln, dass Sie ihm den Kigabesuch zutrauen. Manchmal ist es hilfreich, wenn die Väter eine Weile das Bringen übernehmen. Eine solche Änderung kann für ein Kind bereits die Situation ändern. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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