Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Kindergarten. Gehört Weinen wirklich immer dazu?

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Kindergarten. Gehört Weinen wirklich immer dazu?

Mitglied inaktiv

Hallo Dr. Posth, meine Tochter wird bald in den Kindergarten gehen. Sie ist dann 3,5 Jahre alt. Aus Erfahrungsberichten andere Mütter höre ich jetzt IMMER, daß es normal ist, daß das Kind in den ersten Tagen beim Abschied weint. Auch, wenn die Mama erst einmal eine Weile im Kiga bleiben darf... Ich habe jedenfalls große Bedenken, daß die Kindergärtnerinnen mir recht schnell nahe legen zu gehen, weil alle erstmal weinen und sich dann gleich wieder beruhigen, wenn die Mutter außer Sichtweite ist? Wie ist Ihre Meinung und Empfehlung zu einer guten Eingewöhnung??? Im voraus ganz herzlichen Dank. Es ist ein super Forum und eine echte Bereicherung! Viele Grüße Sina


Liebe Sina, das ist ein komplexes Thema mit den verschiedenen Stadien der Loslösung von der Bezugsperson bis zur ersten Selbständigkeit. Das Problem verschärft sich, je früher man die Kinder in Fremdbetreuung gibt, je weniger Vertrautheit dort herrscht und je schwächer das bis dahin erworbene Selbstbewußtsein ist. Daraus läßt sich ableiten, daß es unproblematischer abläuft, wenn vor allem drei Faktoren stimmig sind. Also das Kind ist vielleicht schon 3-4 Jahre, das Selbstbewußtsein ist altersgemäß gut ausgeprägt und die Eingewöhnungszeit verlief harmonisch. Ist ein Faktor von den dreien ohnehin ideal, dann brauchen die beiden anderen gerade nicht so stark zu sein. Ein vorübergehende Anbindung an eine einfühlsame Erzieherin kann Wunder bewirken und schon kleinste Kinder flügge machen. Von diesem Prinzip lebt das Tagesmuttergeschäft. Signalisiert das Kind aber durch Weinen, daß es sich überfordert fühlt, muß man den Versuch abbrechen. Es entsteht dann wieder echte Trennungsangst. Das rüde Übergehen solcher Gefühle erzwingt nur die Anpassungsleistung des Kindes, die man aber nicht mit innerer Beruhigung verwechseln darf. Das sieht nach außen nur so aus, denn das Kind fürchtet die Meidung und Ausgrenzung, wenn es sich weiter ängstlich und kontrasozial gebährtdet. S.a. "Berührungsängste im Kindergarten", Mail vom 11.9.2002. Viele Grüße


Mitglied inaktiv

Bei uns im KiGa haben wir etwas anderes beobachten können - die erste Woche klappt super (alles interessant) und in der zweiten Woche fangen die Kinder das Weinen an. Das Weinen ist (denke ich) nur ein Abschiedsschmerz, der auch bei der besten Eingewöhnung bleibt. Allerdings abhängig vom Vertrauen des Kindes zur Erzieherin läßt es sich dann beruhigen (oder auch nicht). Die Erzieherinnen sehen es lieber wenn die Eltern schnell wieder gehen, weil dann schneller auch Ruhe in die Gruppe einkehrt. Zu viele Erwachsene in der Gruppe machen die ganze Sache meist schlimmer. Gut wäre es, wenn die Eingewöhnung nicht gleichzeitig mit denen anderer Kinder erfolgen würde - ist aber selten machbar. Bei uns kommen deswegen die Kinder anfangs erst am Nachmittag mit Mama wenn weniger Kinder anwesend sind. Es wird bei uns nur ein Kind alle 1-2 Wochen eingewöhnt - es handelt sich allerdings um einen neuen Kindergarten im Aufbau. Bei unserem Nachbarskind hat es geholfen, daß sie zusammen mit meiner Tochter (die nicht weint, da routiniertes Krippenkind) in den KiGa gebracht wurde. Servus karin


Mitglied inaktiv

Hallo, mein Sohn geht nun seit Ende Oktober in den Kindergarten und ich habe weder ihn, noch ein anderes Kind, je in diesem Kindergarten beim Abschied weinen hören. Es hängt wohl damit zusammen, dass die Mütter dort dabeibleiben dürfen, bis die Kinder wirklich Vertrauen zur Erzieherin gefunden haben. Zudem bieten die Erzieherinnen den Kindern auch immer an, die Mutter bei Bedarf anzurufen, wenn diese fortgehen. Ich finde, da die Kindergartenauswahl eh keine Sache ist, die man von heute auf morgen entscheidet, sollte man einfach genügend Zeit für die Eingewöhnung einplanen. Wichtig finde ich auch, den Zeitpunkt abzuwarten, bis das Kind wirklich reif für den Kindergarten ist und evtl. sogar selber den Wunsch dazu äußert. LG Anda


Mitglied inaktiv

Es geht durchaus auch ohne, aber es macht für alle beteiligten natürlich etwas mehr mühe - vielleicht der grund, warum mütter (in meinen augen zu oft) damit "getröstet" werden, daß es normal sei und dazu gehört. ich hab beide erfahrungen gemacht: mein großer war mit 2,5 jahren schon mal in einer betreuten (sehr kleinen und familiären und netten) spielgruppe (3x wöchentlich 2 stunden) - da wurde ich auch aufgefordert, zu gehen, als es schwierigkeiten gab und angeblich hat er sich auch schnell beruhigt. NUR: jeden morgen wurde es schwerer zuhause - das fing schon mit dem aufstehen an. das ende vom lied: als es wirklich fast nur noch geschrei und geheule gab, wenn wir loswollten, hab ich die angelegenheit ENDLICH gecancelt - was nutzt es mir, wenn er sich in der spielgruppe dann noch so toll in sein schicksal fügt, sich aber jeden morgen erstmal verraten und abgeschoben fühlt ??? ich hatte horrénden respekt vor dem kiga-start (mit 3,5 Jahren und habe mir - und IHM - versprochen, das SO nicht noch einmal zu machen und das auch mit den erzieherinnen im vorfeld so abgesprochen. es hat 2 wochen gedauert, er ist einmal (ich denke probeweise) wieder mit nach hause gefahren, als ich gehen wollte und seitdem ist er begeistert - es gab jetzt in einem guten halben jahr noch keine probleme und keine einzige träne. ich habe gelernt: es ist das wichtigste, daß sich dein knd darauf verlassen kann, daß du da bist, wenn es dich braucht. meine erfahrung !! und auch er weiß: wenn er aus welchen gründen auch immer unsicher wird, dann werde ich angerufen und komme. ist mir sehr wichtig und er hat es nie irgendwie "ausgenutzt". denke, der instinkt sagt dir genau, was "normal" ist und was du vertreten kannst - man muß nur auch drauf hören ;-) lg, silke


Mitglied inaktiv

Hi, mein Sohn hat auch nicht geweint, als er in den Kiga kam. Im Mai letzten Jahres (da war er 2 Jahre und 10 Monate alt) kam er in eine Eltern-Kind-Gruppe. Dort war er dann täglich bis zu 4 Stunden. Es gab einen Elterndienst, d.h. Mutter oder Vater hatten immer wieder mal die Pflicht, dort den ganzen Tag (4 Stunden) anwesend zu sein. Das erste Mal ging es perfekt, ich bin schon für eine Stunde weggegangen. Das zweite Mal bin ich schon nach hause gefahren. Das dritte Mal hat er kurz geweint, aber ich denke, das lag daran, dass ein anderer Junge immer weinte (bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich unsere Jungen anfreundeten, dann heulte der andere Junge nicht mehr), da hat meiner dann mit eingestimmt! Und dann war Ruhe! Als er zum 1.11.02 (er war 3 Jahre und 4 Monate)dann einen richtigen Kiga-Platz angeboten bekam, wollte er SOFORT dorthin! Er fand das Spielzeug dort viiiel interessanter und der Kiga war eben ein ganzes Haus und nicht nur ein Raum! Ja, so ging ich mit ihm hin, und ich war sofort vergessen! Die Erzieherin handhaben es immer so, dass die Mutter gleich wieder gehen soll, aber dafür nach einer Stunde, dann nach 1,5 STunden etc. wiederkommen soll und das Kind mitnehmen soll. Fand ich zuerst auch komisch, aber da es gut ging... Er vergass sogar am ersten Tag, mir einen Abschiedskuss zu geben (den ich mir aber einforderte!). Ja, so ist es geblieben - keine Trauer über die Eltern-Kind-Gruppe, keine Träne rollte je über seine Wange im neuen Kiga! Er spielt dort so ausgelassen und hat mit keinem Kind Probleme, daher kommt er oft nur mit grossem Gequengel mit, wenn ich ihn früher (vor dem Schlafen) abholen möchte! Das ist ein sehr gutes Gefühl für mich, dass ich weiss, dass sich mein Sohn nicht abgeschoben fühlt! Hoffe, Dir geht es auch so Martine


Mitglied inaktiv

allso, um mal vorsichtig anzufangen: ja mein sohn hat die erste woche morgens geheult. nein, ich bin nicht mit dageblieben. ja, ich hätte bleiben können. so und bevor ich jetzt als rabenmutter verschrieen werde, die erläuterungen: basti kennt fremdbetreuung, er war vorher bei einer tamu. ich arbeite seit er 6 monate alt ist, halbtags. es gab immer mal zwischendurch diese phasen, in denen er weinte. allerdings kaum bin ich zur tür raus, hört er auf. ich habe das oft genug getestet (heimlich zurückgeschlichen und gehört). ich denke, das liegt am naturell des kindes. basti ist halt mama-kind. flo (mein kleiner) hat noch nie beim hinbringen zur tamu geweint. übrigens als mein mann den bringdienst die ersten 2 wochen übernommen hat, hat basti dann nicht einmal geheult. ich hatte es ihm nach dem ersten tag weinen zu herzerweichen übergeben. hat super geklappt. ich weiß nicht, ob ich ihn im kiga gelassen hätte. er geht jetzt nen gutes halbes jahr in den kiga und meckert eigentlich nur, wenn ich ihn seiner meinung nach zu früh abhole! das spielen mit den anderen ist halt spannender als son oller kleiner bruder zu hause *ggg liebe grüße conny


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