Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Keinen Moment alleine

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Keinen Moment alleine

Karasuma

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, mein Kind ist 3,5 Jahre und war immer eher vorsichtig. In den letzten Monaten hat er besonders viel "geklammert", so dass ich mir Sorgen um ihn mache. Er will nie alleine sein, wenn er in seinem Zimmer spielen will soll ich mit, sonst geht er zu 95 % auch nicht. Wenn ich zB. im eigenen Haus etwas holen will oder kurz die Waschmaschine anmachen will folgt es mir immer, statt einfach kurz zu warten mit der Begründung, er hätte Angst. Ich weiß nicht ob er wirklich Angst hat. Wenn ich WC bin ist er gerne direkt vor der Tür. Er sitzt lieber am Tisch und jammert während ich die Küche aufräume, statt einfach spielen zu gehen. Wenn man ihn mit Nachdruck bittet, mir eine Minute zu geben, hängt er meistens im Flur rum. Ich war mittlerweile sehr gestresst durch die "Belagerung" und bin froh, dass er wieder in den Kindergarten geht (ohne Probleme, Eingewöhnung lief auch gut). Ihm ist nie etwas traumatisches passiert. Ganz selten spielt er entspannt in seinen Zimmer während ich und sein Papa reden, was auch klappt ist Tablet aber auch da mag er es lieber, wenn ich neben ihm bin. Habe auch den Eindruck, dass er schwer in den Flow kommt, er ist nie so vertieft ins Spiel dass ihm nicht auffallen würde wenn ich mich aus dem Spiel zurückzieh oder in den Nebenraum gehe. Können Sie mir bitte sagen, ob das altersgemäß und ok ist? Haben Sie Tipps? Vielen Dank.


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Hallo, ängstliche Kinder erleben sich die ganze Zeit als abhängig und bedroht, was eine sehr belastende und unangenehme Selbsterfahrung ist. D.h., auch Ihr Sohn fühlt sich in dieser Situation gar nicht wohl und würde es gerne anders können. Dazu kommt, dass in diesem Alter die Jungens sich immer wieder besonders an die Mütter klammern, sie besitzen wollen, was einem Autonomiebestreben etwas entgegensteht. In einer solchen Zeit ist die Frage wichtig, wie kann ich ihm zu mehr Selbstvertrauen verhelfen, wie kann ich sein Selbstbild stärken und damit seine Fähigkeit, auch mit sich zu sein, unterstützen? Dies geht nicht über Kritik oder Kränkung ("kann ich nicht wenigstens mal alleine auf die Toilette?"), denn diese Abweisung verstärkt das Klammern eher noch. Auf dem Boden des Verstehens, dass er nicht wirklich eine Wahl hat durch seine Trennungsängste, ist es sowohl leichter den eigenen Ärger zu kanalisieren, als auch besser möglich, ihm zu anderen Erfahrungen zu verhelfen. Ich würde also im Moment seine Anhänglichkeit nicht kommentieren, aber immer wieder mal versuchen, das Nichtmitgehen als Herausforderung zu erklären ("Wir versuchen das mal, ich bin sicher, du kannst das und es macht dir mehr Spaß, als vor der Klotür zu sitzen" o.ä.). Wenn es nicht klappt ok, wenn es klappt, ist es eine neue Erfahrung für ihn. Im Moment ist er fest eingebunden in diese Idee des nicht alleine Könnens, neue Erfahrungen, richtig dosiert, helfen da weiter. Spielerische Ermutigung ohne Abwertung und ohne Erfolgsdruck würde ich das nennen. Versuchen Sie es mal. Dr.Ludger Nohr


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