Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Heranführen an Wiedersehen mit Papa

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Heranführen an Wiedersehen mit Papa

Mandy97

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Sehr geehrte Frau Henkes, ich habe eine Frage zur Heranführung  meiner Tochter (seit einer Woche 2Jahre) an ein Wiedersehen mit ihrem Vater. Sie hat ihren Papa Anfang Dezember 2023 das letzte Mal gesehen gesehen. Er hatte sich mit einer ansteckenden Virusinfektion in seine Wohnung zurückgezogen, um uns nicht anzustecken... Tochter noch klein und ich war schwanger. Danach hat er plötzlich sehr starke psychische Probleme (Starke Psychose mit Suizidgedanken sowie wahnhaften und manischen Elementen) bekommen. Ein Wiedersehen war auch zu unserem Schutz nicht möglich. Bis letzte Woche hatte er sogar ein Annäherungsverbot. Zum Glück hat er inzwischen eingesehen, dass er Hilfe benötigt und auch eine Therapie begonnen. Ende Oktober geht er für mindestens vier Wochen zur Kur. Dank der Medikamente kann man mittlerweile wieder einigermaßen vernünftig mit ihm reden. Nun fragt er, wann er seine Tochter wiedersehen kann. Unsere Tochter ist seitdem der Vater weg ist sehr sensibel geworden. Für sie bin ich die Hauptbezugsperson und sie klammert. Als ich zur Geburt unseres zweiten Kindes ins Krankenhaus bin, waren die Tage für sie eine reine Qual. Sie konnte nicht verstehen, warum Mama nun auch noch weg ist und hat dadurch noch stärkere Verlassensängste entwickelt. Das macht sich dadurch bemerkbar, zb die Abgabe im Kindergarten kaum noch ohne Weinen möglich ist. Vorher war das nie ein Problem. Auch als ihre Großeltern sie immer mal besucht haben, hat sie danach jedes Mal sehr geweint und war deswegen bis zu zwei Tage sehr traurig und anhänglich. Auch das Baby muss inzwischen immer dabei sein. Ohne Baby will sie nirgends hingehen. Wenn ich den Raum kurz verlasse, um zb zur Toilette zu gehen.,fängt sie sofort an zu weinen -auch, wenn ich es ihr vorher sage- oder sie geht gleich mit.  Eigentlich wollte ich bis nach der Kur mit dem Kontakt warten. Ich möchte nach dem Stress der letzten Monate Anfang September zwei Wochen in den Urlaub fahren. Daher wäre es m.E. blöd, wenn sie ihn zwei/ dreimal sieht, dann zwei Wochen nicht, dann wieder drei/vier Mal ja und dann wegen der Kur wieder nicht. Wir Erwachsenen können das verstehen und einordnen. Sie ist zu klein. Doch heute bin ich ins Grübeln gekommen. Sie hat inzwischen mehrere Wochen nicht mehr nach ihm gefragt. Heute waren wir auf einem Kindergeburtstag. Sie hat schön gespielt. Zuhause hat sie bitterlich geweint. Ich habe sie gefragt, ob ihr der Nachmittag gefallen hat. Sie hat nein gesagt. Auf die Frage warum nicht, hat sie Papa aua, Papa weg gesagt. Die Frage, ob sie ihren Papa vermisst, hat sie weinend mit ja beantwortet. Offenbar hat sie gemerkt, dass von den anderen Kindern Mama und Papa da waren und sie nur mit Mama war. Damit hätte ich nicht gerechnet, dass eine Geburtstagsfeier so etwas auslösen könnte. Offenbar vermisst sie ihn deutlich mehr als ich gedacht habe. Ich wollte ihr doch nur einen schönen Nachmittag machen... Nun mache ich mir natürlich Gedanken, wie man sie schonend an den Papa heranführen könnte und vor allem wann. Da er ja immer noch nicht wieder gesund ist, hatte ich an einen begleiteten Umgang mit Hilfe des Jugendamtes gedacht. Oder sollte ich zusätzlich einen Kinderpsychologen zu Rate ziehen?  Sollte man doch jetzt schon anfangen mit dem Umgang, auch wenn es dann die Unterbrechungen gibt oder warten, auch wenn es dann erst Dezember wird? Offenbar vermissen dich beide sehr.  Vielen Dank für ihren Rat. VG Mandy 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, Sie haben die Kontaktaufnahme zum Vater richtig geplant. Ein begleiteter Umgang mit Unterstützung des Jugendamtes ist sicher sehr sinnvoll. Vermutlich ist es auch hilfreich, dass Sie den Kontakt dann wieder aufnehmen, wenn Begegnungen über einen längeren Zeitraum zuverlässig stattfinden können. Möglicherweise haben Sie nach der Geburtstagsfeier Ihre Tochter mit Ihrer Frage eine Interpretation angeboten, die Zweijährige so noch nicht haben können. Zweijährige können in der Regel Menschen noch nicht vermissen, die sie mit anderthalb zuletzt gesehen haben. Das Erinnerungsvermögen des Gehirns ist noch nicht so weit entwickelt. Da es wieder Kontakt zum Vater geben soll, den dieser auch wünscht, ist es wichtig, ihn gedanklich in Ihrer Familie anwesend zu halten. Wenn Ihre Tochter sich über den Vater äußert, können Sie sie darin bestärken, dass es wirklich blöd ist, dass der Papa nicht da ist. Er muss aber erst noch ganz gesund werden, bis er dann wiederkommt. Dann kann Ihre Tochter sich von Ihnen mit ihren Gefühlen verstanden fühlen. Ich gehe davon aus, dass die Verlassensängste Iher Tochter weniger mit der Abwesenheit des Vaters zusammenhängen als mit der Geburt des Geschwisters. Diese Entthronung löst bei Erstgeborenen meist große Angst aus, weil sie unbewusst fürchten, vom neuen Geschwister aus der Gunst der Eltern vertrieben zu werden. Deshalb benötigt Ihre Tochter derzeit Ihre zuverlässige und dauernde Anwesenheit. Akzeptieren Sie diese Ängste. Trotz der schwierigen Trennung im Kiga kann Ihre Tochter mit der Zeit die wichtige Erfahrung machen, dass Sie zuverlässig immer wiederkommen - wie ja auch schon nach der Geburt des Babys. Die Großeltern sollten ihre Besuche ebenfalls fortsetzen. Auch wenn der Abschied noch eine ganze Weile traurig sein mag, lernt Ihre Tochter doch, dass auch sie wiederkommen. Das alles verhilft ihr mit der Zeit zur Entwicklung von Objektkonstanz. Das ist das zuverlässige Empfinden, dass vorübergehend abwesende Personen psychisch weiterhin präsent bleiben, bis sie wieder anwesend sind. Wenn dieses Entwicklungsziel erreicht ist, lassen Trennungsängste nach. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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