Regen100
Guten Tag, erstmals vielen Dank, dass ich Ihnen so oft Fragen stellen darf. Ihre Antworten sind mir immer sehr hilfreich. Mein Kind 4.5 Jahre war immer schon sehr willensstark. Als es nur zuhause war, war das nicht so ein Problem, da sein Willen meistens berücksichtigt wurde, außer es handelte sich um etwas das zu gefährlich oder störend für das Kind oder andere war. Nun im Kindergarten ist mein Kind weiterhin sehr sehr willensstark und hat Probleme sich unterzuordnen, bzw. seinen Willen aufzugeben. Es kommt dann zu Konflikten mit Gleichaltrigen oder auch den Erzieherinnen, da mein Kind dann schreit, auf den Boden stampft oder auch wütend wird. Mein Kind hat auch ein sehr großes Gerechtigkeitsempfinden und fühlt sich von Kindern leicht provoziert, wenn diese etwa absichtlich Spielzeuge aus dem Sandkasten werfen. Ich muss dazu sagen, dass ich beobachtet habe, dass andere Kinder auf Spielplätzen oft mein Kind mit ihrem Verhalten herausfordern und dass sie dieses Verhalten absichtlich wiederholen, wenn mein Kind sich dann umso mehr aufregt. Ich musste schon öfters dazwischen gehen, da ihr Streit sonst auch körperlich eskaliert wäre. Mein Kind ist nicht körperlich aggressiv. Aber wenn ein Kind mein Kind haut, so haut es zurück. Einerseits finde ich es gut, dass mein Kind ganz genau weiß was es möchte und wie es das möchte, auch dass es sich durchsetzen möchte. Andererseits steigert sich mein Kind zu sehr in seine genauen Vorstellungen hinein und rastet dann total aus, wenn diese nicht erfüllt werden. Es schreit und tobt, wirft sich auf den Boden, möchte teilweise davon laufen. Da ich noch ein weiteres Kleinkind habe, kann ich mein Kind nicht schnappen oder halten oder aus der Situation tragen, da ich meistens alleine mit beiden bin. Auch ist es mittlerweile zu stark geworden zum davon tragen. Leider stört das Geschrei oft andere Menschen, weshalb schlussendlich manchmal doch nachgegeben wird, einfach, dass sich die anderen nicht stören wie in der Bibliothek oder bei Veranstaltungen. Neulich habe ich beim Schwimmkurs die Badesandalen vergessen. Mein Kind ist total ausgerastet. Ich musste mit ihm nach Hause fahren, um diese zu holen. Es hat sich bei solchen Ausbrüchen manchmal nicht mehr unter kontrollw und sieht die Banalität seines Problems nicht ein. Wie soll ich mit meinem extrem willensstarkem Kind umgehen? Manchmal scheint es mir, dass es ihm Sicherheit gibt, wenn er seine Vorstellungen ausleben kann. Respektiert man seine Wünsche, dass es der Bestimmer ist, so läuft alles gut. Geht man auf Konfrontation, wie die Erzieherinnen, so gibt es Probleme. Sind extrem willensstarke Kinder normal? Wie kann man sie unterstützen? Was würden sie Erzieherinnen bezüglich des Umgangs damit raten? Ich war, bzw. bin auch oft sehr stur. Vielen Dank!
Guten Tag, es ist völlig normal, dass Kinder im Alter Ihres Sohnes versuchen, ihren Willen durchzusetzen. Es ist jedoch genauso normal, dass sie Grenzen akzeptieren lernen müssen. Vierjährige können nicht die Bestimmer sein. Das gibt ihnen ein völlig unrealistisches Bild ihrer Macht und Möglichkeiten. Kinder gewinnen Sicherheit, wenn sie erleben, dass die Eltern sich durchsetzen und die Bestimmer sind. Sie müssen sich ja durch die Eltern beschützt wissen. Das gelingt nur, wenn sie die Eltern als stark erleben. Vermutlich spürt Ihr Sohn unbewusst, dass Sie sein Machtstreben gut finden. Er hält das für Unterstützung und kann so nicht lernen, sich an die von Ihnen gegebenen Vorgaben anzupassen. Ein Vierjähriger kann sich bei heftigen Wutausbrüchen nicht unter Kontrolle haben. Dafür ist die Frustration zu groß und die Frustrationstoleranz noch nicht genügend entwickelt. Unterstützen Sie Ihren Sohn bei deren Entwicklung, indem Sie ihn trösten und Alternativen anbieten. Dazu gehört nicht, dass Sie nach Hause fahren, um Badesandalen zu holen. Ihr Sohn muss ja lernen, sich in Unvermeidlichkeiten zu fügen. Oft hilft es Eltern, denen es schwer fällt Grenzen durchzusetzen, sich vorzustellen, was das Kind ohne Begrenzung dann mit zehn oder zwölf Jahren fordern könnte. Ich empfehle Ihnen, Ihren erzieherischen Einfluss zu nutzen, um zu vermeiden, dass Ihr Sohn in Gruppen, wie dem Kiga, in eine Außenseiterposition gerät. Das wäre für seine psychische Entwicklung nicht förderlich. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes