Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Trennung vom Kindsvater

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Trennung vom Kindsvater

Julia294

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Sehr geehrte Frau Henkes, ich habe Fragen zu meinem Sohn (2,5 Jahre), ob er die Trennung vom Kindsvater (KV) und den Umzug gut verkraftet hat. Als wir noch zusammengewohont hatten, war der KV eher ein passiver Mitbewohner, der sich kaum um unseren Sohn gekümmert hat. Ich hatte 99,9 % aller Aufgaben übernommen, die unser Kind betrafen. Der KV war auch ab und zu unserem Sohn gegenüber agressiv, wenn er geweint hatte. Später hatte der KV dann die Wohnung verlassen, wenn unser Sohn geweint hatte (nach einigen Ansprachen meinerseits). Ab und zu gabs Streit zwischen uns und unser Sohn hat es leider auch mal mitbekommen. Mir ist natürlich klar, dass mein Sohn nicht versteht, bzw. einschätzen kann, ob jemand nur "da" ist (als passiver Mitbewohner) oder sich um ihn kümmert. Ich hatte auch kaum Unterstützung meiner Familie, aufgrund der Entfernung. Falls relevant, wir hatten nach der Elternzeit die gleichen Wochenarbeitsstunden und in etwa den gleichen Fahrtweg zur Arbeitstätte. Die Trennung fand fast vor 1 Jahr statt, der Auszug erfolgte allerdings erst im Herbst letzten Jahres. Nach dem Umzug. Die Eingewöhnung in der neuen Kita hatte sehr lange gedauert, ganze 2 Monate. Der Schnuller war tagsüber schon so gut wie abgewöhnt, dann hatte ich ihm den Schnuller am 3. Tag der Kitaeingewöhnung wiedergegeben. Der Umzug, es war alles fremd, die Stadt, die Familie (nur aller paar Monate mal gesehen), die neue Kita, die neue Wohnung. Nun geht er gerne in die Kita und auch gerne zu den Großeltern (sie betreuen ihn 1x die Woche nach der Kita für 2-3 Stunden). Der Schnuller wird tagsüber kaum  noch benötigt. Die tägliche Nachtflasche hatte mein Sohn, ab der ersten Nacht, nach dem Umzug nicht mehr benötigt. Er ist natürlich immer noch in der Trotzphase, aber es läuft im Großen und Ganzen (sehr) gut mit uns beiden. Nach dem Umzug ist mein Sohn oft nachts weinend wach geworden, dann hatte ich mich neben sein Bett gelegt und dort geschlafen, oder ich hatte ihn mit zu mir ins Bett genommen. Seit Monaten werden es, langsam oder stetig, immer weniger Nächte, die er zu mir ins Bett kommt. Mittlerweile kommt er nur noch etwa 1 Nacht die Woche zu mir ins Bett. Zum KV gibt es seit dem Auszug nur telefonischen Kontakt (Videotelefonie), im Moment so 3-4 Mal im Monat, öfter will der KV nicht mehr. Da sind auch oft die Großeltern (Eltern vom KV) dabei. Der KV will nicht herkommen um seinen Sohn live zu sehen und auch nicht, dass ich den Kleinen zu ihm bringe. Ich rede nicht schlecht vom KV und versuche die Fragen meines Sohnes so einfach und ehrlich zu beantworten wie es geht.  Meine Fragen: 1.Ich schätze, dass mein Sohn eine gute Bindung zu seinem Vater hatte, aber inwiefern hat mein Sohn das "geschädigt", dass der KV sich von ihm abgewendet hat? 2.Das er gleich nach dem Umzug die Nachtflasche nicht mehr benötigt hat und die Wutanfälle weniger geworden sind, sind das Anzeichen dafür, dass es meinem Sohn damals nicht gut ging? 3.Ich hatte gelesen, dass so eine Trennung für ein Kind eine traumatische Erfahrung ist und auch bis zu 2 Jahre dauern kann, bis sich das Kind daran gewöhnt hat. Stimmt das? Wie kann ich meinem Sohn dabei unterstützen? 4.Nun will der KV mit seinen Eltern für ein Wochenende vorbeikommen, sie nehmen sich ein Hotel. Welche Unternehmungen geplant werden und sonstiges haben wir noch nicht besprochen. Wie kann ich meinem Sohn bei dem Treffen helfen, vor allem danach, wenn der KV wieder weg ist? Vielen Dank im Voraus.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich kann aus der Distanz nicht einschätzen, wie gut die Bindung Ihres Sohnes an den Vater ist. Nach Ihrer Beschreibung vermute ich jedoch, dass er an den Vater nicht eng gebunden ist. Das kann geschehen, wenn Väter die Beziehung nicht bewusst suchen und fördern. Vermutlich vermisst Ihr Sohn den Vater daher auch nicht und die Abwesenheit des Vaters wirkt sich nicht so schädigend aus. Ein Umzug bedeutet für ein Kind eine große Veränderung. Die gewohnte Routine gerät durcheinander, es gibt viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Manche Kinder bewältigen dies mit einem vorübergehenden reggressiven Verhalten. Andere, wie Ihr Sohn, legen bisherige Verhaltensweisen ab. Für Ihren Sohn ist es das Wichtigste, dass Sie ihm erhalten bleiben. Eine Trennung der Eltern kann eine traumatische Erfahrung sein, unter der Kinder lange leiden. Das gilt jedoch eher für ältere Kinder und für Eltern-Kind-Beziehungen, in denen die Beziehung sehr eng ist. Ihr Sohn wird spüren, dass der Vater kaum Wert auf den Kontakt zu ihm legt. Damit wird der Vater für ihn zunehmend zu einer entfernten Person. Ein aktiver Vater ist eine große Bereicherung für ein Kind. Ihr Sohn hat das jedoch nicht kennengelernt und lebt damit ganz gut. Vielleicht ist der betreuende Großvater bereits ein Ersatzvater geworden. Er hat den Vater nun seit einem Dreivierteljahr nicht mehr gesehen und wird möglicherweise bei dem anstehenden Besuch zurückhaltend reagieren. Sie haben über die Haltung der Großeltern nichts geschrieben. Ich halte es jedoch für sinnvoll, dass Sie sich überlegen, ob Sie Ihren Sohn mit dem Vater und den Großeltern alleine lassen können. Der Vater hat sich seinem Sohn gegenüber bereits aggressiv verhalten. Sie können vermutlich am besten einschätzen, wie er sich verhält, wenn der Sohn nicht begeistert auf ihn zurennt. Haben die Großeltern dann einen guten Einfluss? Für Ihren Sohn ist es wichtig, dass Sie ihm alle Fragen zu seinem Vater ehrlich und kindgerecht beantworten. Trösten Sie ihn, wenn er den Vater vermisst und zeigen Sie ihm Ihr Verständnis. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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