Friederike1
Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Unser Sohn (3J. 2M.) ist seit 4 M. gr. Bruder einer Schwester. Er hat sich nur einen Tag über sie gefreut. Das war der Tag ihrer Geburt. Er ist sehr eifersüchtig. Wehe sie berührt ihn nur mal aus Versehen. Will ich sie schlafen legen bzw. stille ich sie in den Schlaf, macht er extra Krach. Er erschreckt sie gern. Ich weiß, dass ihre Geburt einen deutlichen Verlust für ihn mit sich bringt. Dennoch wundert mich das Ausmaß seiner Eifersucht. Er wurde bis Anf. Sept. zu Hause betreut, geht jetzt auch nur vormittags für 3 h in den Kiga. Manchmal lasse ich ihn zu Hause, weil er dort nicht gern hingeht. Er wurde über 2 J. gestillt, schläft im Familienbett. Wir haben versucht ihm alles an Liebe u. Zuwendung zu geben. Aber selbst im Familienbett gibt es „Streit“. Wird unsere Tochter wach und ich stille sie und muss mich dann ihr zuwenden, wenn er noch nicht fertig in den Schlaf gekuschelt ist, dann protestiert er. Morgens soll ich im Bett nur mit ihm kuscheln, aber nicht mit dem Baby. Wir bringen oft Verständnis für seine Nöte zum Ausdruck und verlangen auch nicht von ihm, dass er seine Schwester doch „lieb haben“ soll. Aber manchmal bin ich dann auch am Ende und schimpfe mit ihm wenn er absichtlich laut poltert. Wieso fühlt er sich nicht geliebt genug? Was kann ich noch tun außer Verständnis, Exklusivzeiten usw. Der Papa unternimmt sehr viel mit ihm. Viele Grüße
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Friederike, Geschwister können eine Gefahr sein, besonders, wenn man zwei Jahre lang der Prinz war. Zu erwarten, dass er den Platz, die Mutter, den Vater gerne teilt, sind wenig realistisch. Auch äußerlich freundliche Geschwister haben diesen ablehnenden Anteil, das gehört dazu. Er wird mit dem Verlust der "Einzigartigkeit" klarkommen müssen. Der Verlust wird leichter zu verschmerzen sein , wenn er erlebt und wahrnimmt, dass seine neue Rolle auch Vorteile hat, dass ältere Brüder schon viel mehr können und dürfen und dass die Familie "froh sein kann", einen solchen Helfer zu haben. Und trotzdem ist es gar nicht leicht zu sehen, dass der Platz an der Brust der Mutter "fremdbesetzt" ist. Also geben Sie was möglich ist aber erwarten Sie nicht, dass er zufrieden und jetzt liebevoll ist. Er braucht es trotzdem und er hat etwas verloren. (Den Gewinn wird er wenn erst später erkennen.) Dr.Ludger Nohr
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