Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Die Macht der Worte

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Die Macht der Worte

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Hallo Dr. Posth, eine alltägliche Situation: Zwei Mütter mit Babies treffen sich auf der Straße und tauschen sich aus. Dabei wird auch über negative, nervige Erlebnisse mit dem Baby geredet. Die Kleinen "hören zu". Bin ich zu empfindlich? Ich habe immer ein ungutes Gefühl in solchen Situationen. Natürlich "verstehen" Babies noch nicht die Worte. Ich meine aber, die emotionale Qualität des Gesagten dringt durchaus zu ihnen durch. Was meinen Sie? Die gleiche Situation habe ich auch schon oft mit Müttern erlebt, deren Kinder größer sind. Natürlich ist nicht immer alles eitel Sonnenschein und man soll den Kindern auch nichts vorgaukeln. (Es wird einem ohnehin nicht gelingen.) Aber Worte können doch sehr viel anrichten in Bezug auf Selbstwertgefühl. Ab wann "vertragen" Kinder, wenn man sich in ihrem Beisein negativ über sie äußert? Ab wann können sie das einordnen? Vielen Dank für Ihr Verständnis für meine "abstruse" Frage. Karin


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Karin, das einzig Abstruse an Ihrer Frage ist die inhaltliche Beschränkung auf Kinder. Zu den Babys; Solange die Worte nicht verstanden werden und man sich jeder ablehnenden Gestik und Mimik seinem Kind gegenüber enthält, versteht es nicht worum es geht. Ein Baby besitzt noch kein "Persönlichkeitsbewußtsein". Bei Kleinkindern geht es aber los und da muß man schon sehr vorsichtig sein mit dem, was man sagt. Und dann geht das so weiter bis ins Erwachsenenalter. Welcher "Pubi" läßt sich denn gerne von seinen Eltern kritisieren, oder noch schlimmer, läßt sich kritisieren anderen gegenüber im eigenen Dabeisein ??? Sie haben recht, mit Worten kann man viel im Selbstbewußtsein eines anderen Menschen anrichten! Viele Grüße und mit Ihnen gewogenen Worten


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Hallo! Deine Überlegungen finde ich sehr interessant. Ich denke mir auch manchmal, wie manche Mütter, bzw. so genervt im Beisein der Kinder über die Kleinen reden. Ich denke mir dann immer, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand so über mich in meinem Beisein reden würde. Ich glaube, keiner würde sich dabei gut fühlen. Wahrscheinlich denken viele Erwachsene, nur weil die Kinder noch nicht antworten können, daß sie es noch nicht verstehen. Aber sie fühlen es sicher, wenn so abwertend über sie geredet wird, also z.B. : "Die geht mir heute wieder auf die Nerven"! oder " Der ist für alles zu dumm!". Sicher soll man sich mit anderen Eltern austausche, wenn es Sorgen oder Probleme gibt. Aber es kommt halt immer auf den Ton an. Und man muß es ja nicht unbedingt vor den Kindern besprechen. Finde ich gut, daß du das "angesprochen" hast. Vielleicht bringt es einige zum Nachdenken. Ich persönlich würde mich jedenfalls als Versager finden, der alles falsch macht, wenn jemand so über mich reden würde,besonders in meinem Beisein. LG Sabine


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Ich denke, auch wenn Babies das noch nicht verstehen (bis zu welchem Alter sei mal dahingestellt) : Man gewöhnt sich als Mutter ja ruck zuck dieses Verhalten an und irgendwann wird´s dann wirklich problematisch - Kinder verhalten sich eben nun mal genau so, wie sie glauben, von den Eltern eingeschätzt zu werden. Und wenn dann häufig negative Einschätzungen kommen - kein Wunder.....


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Und wenn es die Mutter nur oft genug sagt, wird das Kind sich auch dementsprechend verhalten. Aus dem einfachen Grund: Kinder sind soziale Wesen und tun das, was man von ihnen tief in seinem eigenen Innersten erwartet. Ich kenne dieses Gefühl aus eigener leidvoller Erfahrung - habe oft genug eingeimpft bekommen, ich sei dafür zu klein, das könne ich noch nicht und jenes würde ich noch nicht kapieren. So etwas kann einen das ganze Leben begleiten. Ja, schon in den jüngsten Jahren ritzen sich die Worte ins Gehirn ein wie auf einer Schallplatte.


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Hallo Karin, finde ich toll, dass Du Dir solche Gedanken machst. Ich denke auch oft, dass es nicht richtig ist, wenn Eltern mit anderen über Ihre Kinder sprechen, alsob sie nicht dabei wären, alsob sie Luft wären. Bei Babys weiß ich es nicht - Du wirst mit der Tonlage sicher recht haben, aber nur wenn es ganz auffällig ist - aber bei meinem Kleinen (18Mon.) merke ich oft, dass er ganz genau zuhört, obwohl er gar nicht hinschaut, weil er ab und zu ein Wörtchen nachplappert, oder z.B. mitlacht. Das Problem ist nur, es ist furchtbar schwer, wenn man gerade z.B. mit einer Freundin redet, die Kleinen auch immer mit einzubeziehen, unwillkürlích macht man es dann doch nicht immer, obwohl man eigentlich besser wüsste. Darüber nachzudenken und sich bewusst sein, ist bestimmt ein guter erster Schritt. LG. Tanja


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Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe mich selber auch schon öfter ertappt, das ich über Lara in ihrem Beisein geredet habe, so als sei sie nicht da. Ich denke, das es für sie nicht toll ist und ich habe ihr versprochen, das ich wenn ich was über sie erzählen will, sie dann miteinbeziehe. Ist ja meistens auch was schönes worauf ich dann stolz bin. Wenn ich also erzähle das sie z.B. irgendetwas neues tolles kann, dann fordere ich sie auf, dieses auch direkt dem Papa zu zeigen. Viele Grüße, CArola


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