Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Besserer Umgang mit 2-Jähriger?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Besserer Umgang mit 2-Jähriger?

Rosarot6835

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Hallo Frau Henkes.  Ich bin momentan echt am Verzweifeln mit meiner fast zweijährigen Tochter R. und bräuchte mal ein paar neue Lösungsansätze. Ich nenne Ihnen mal ein paar Beispiele: Wenn ich Windeln wechseln will dreht sie sich weg und will auf dem Wickeltisch hüpfen, mit mir spielen und sich erst gar nicht ausziehen (lassen), strampelt und schreit, wenn ich sie festhalte. Das geht solange bis ich sie genervt auf den Boden setze, auch nur halb ausgezogen. Dann weint sie mehr, will auf den Arm, kuschelt dann kurz und ab dann geht es ohne Probleme weiter. Bis zum nächsten Schritt. Das ist beim Schuhe anziehen so, beim Zähneputzen (dafür auf Stuhl sitzen, dann wieder auf meinem Schoß, und am Ende ist alles falsch) usw. Lasse ich ihr eine Wahl (erst Zähne putzen oder erst Schlafanzug anziehen?) entscheidet sie sich erst für das Eine, um sofort umzuschwenken, wenn ich das auch machen möchte. Ergebnis ist dann ebenfalls hysterisches Geschrei. Wie gehe ich damit um? Ich möchte gerne bedürfnisorientiert erziehen, finde es aber unmöglich in diesen Situationen zu erkennen, was sie möchte.  Eine andere Situation, die mir Sorgen bereitet ist nachmittags bei meiner Schwägerin. Meine Tochter ist dort fast jeden Nachmittag nach der Kita, weil wir beide Vollzeit arbeiten. Letzte Woche hatte ich an zwei Tagen ähnliche Situationen. An einem Tag zum Beispiel wollte sie als ich zum Abholen gekommen bin, dass ich ihr die Windel wechsele, weil sie sie gefüllt hatte. Als ich am Wickeltisch ankam wollte sie dann doch lieber mit ihrem Cousin spielen. Argumentieren war zwecklos, also wollte ich es einfach machen. Sie wieder nicht. Letztendlich habe ich keine Windel gemacht und wollte dann nach Hause. Natürlich hat sie noch gebrüllt und ließ sich weder Schuhe noch Jacke anziehen. Meine Schwägerin wollte dann eingreifen, hat sie erst angeschnauzt sie soll aufhören zu brüllen, hat sie dann an die Hand genommen (R. ging bereitwillig mit) und ist in einen anderen Raum. Auf dem Weg sagte sie ihr, dass wenn sie so Theater macht ich ohne sie gehe und wenn sie nach Hause will soll sie aufhören zu weinen. Da bin ich dazwischen und habe sie auf den Arm genommen. Darauf meinte meinte meine Schwägerin, dass R. damit gewonnen hat. Sie hat bei ihrem Sohn diese Spielchen nicht durchgehen lassen. Ich bin in etlichen Punkten auch nicht mit einverstanden wie sie ihren Sohn erzieht. Am Schluss habe ich R. ohne Jacke und Schuhe im Buggy heimgefahren. Unterwegs wollte sie sie auch nicht anziehen. Den Tag davor wollte sie auch die Schuhe nicht anziehen und ich musste sie so heimtragen, um irgendwann mal heim zu kommen. Wie schätzen Sie die Situationen ein? Was kann ich besser/anders machen? Ich denke halt, ich kann ja nicht immer ewig auf R. einreden bis sie „vielleicht“ bereit ist zu kooperieren. Andererseits möchte ich die Dinge auch nicht immer mit der Brechstange lösen, denn so komme ich mir vor. Ich weine oft aus Frust und Verzweiflung, weil ich das Gefühl habe alles komplett falsch zu machen und zu autoritär zu sein. Ihrerseits ist es ein normales Verhalten, das weiß ich. Sie darf auch jederzeit zum Kuscheln kommen, egal wie anstrengend die Situation gerade war. Ich denke, ihr das zu verweigern würde mehr zerstören als alle Fehler, die ich bisher gemacht habe.  Ich entschuldige mich vielmals für den langen Text und hoffe, Sie können mir ein paar Tipps geben.  Vielen lieben Dank und herzliche Grüße 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Kinder im Trotzalter können Eltern gelegentlich zur Verzweiflung bringen. Zweijährige wirken in ihren Willensbekundungen so sicher. Das sind sie aber noch gar nicht. Sie lernen erst, ihren Willen zur Erreichung von Zielen einzusetzen. Damit fühlen sie sich wirkmächtig, was für die psychische Entwicklung sehr wichtig ist. Gleichzeitig sind Kleinkinder widerstreitenden Impulsen ausgesetzt, die sie noch sehr überfordern. Vor allem können sie noch keine Entscheidungen zwischen zwei Möglichkeiten treffen. Oft ist es dann hilfreich, wenn ein Elternteil diese Aufgabe übernimmt. Das erspart dem Kind einigen Stress. Es darf sich über den Erwachsenen ärgern, findet aber durch die Vorgabe wieder Orientierung und Halt. Wechseln Sie die Windeln, wenn Sie das für nötig halten. Trösten Sie dabei Ihre Tochter, weil es für sie blöd ist, stillhalten zu müssen. Schlagen Sie ihr vor, zu helfen, damit es ganz schnell erledigt ist und sie wieder runter kann. Sie kann etwas festhalten o.ä.. Möglicherweise wird Ihre Tochter anfangs etwas weinen. Sie sind jedoch bei ihr und können sie trösten. Vor allem helfen Sie ihr, die Situation zu strukturieren und einen Ausweg aus der Verwirrung zu finden. Es ist für Ihre Tochter nicht hilfreich, wenn Ihre Schwägerin Ihnen im Umgang mit Ihrer Tochter zeigen will, dass sie es (in ihren Augen) besser macht. Sie sollten das mit Ihrer Schwägerin besprechen, wenn Ihre Beziehung das zulässt. Sonst wäre eine andere Betreuung vermutlich sinnvoller, wenn Sie diese nicht selbst übernehmen können. Ich bin sicher, dass Sie nicht alles falsch machen und zu autoritär sind. In dieser Phase brauchen Kinder Eltern, die stark sind und dem Kind in seiner Überforderung mit seiner Wut die Richtung weisen. Das können Sie tun, während Sie dabei Ihrer Tochter Ihr Verständnis und Ihre Wertschätzung zeigen. Für Ihre Tochter ist es sehr wichtig, dass sie jederzeit zum Kuscheln zu Ihnen kommen darf. Sie braucht nämlich besonders bei solchen Entwicklungskrisen die Sicherheit, dass Sie ihr ihr Verhalten nicht verübeln. Als Mutter stehen Sie über den wechselhaften Unmutsäußerungen einer Zweijährigen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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