Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

besser Schlafen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: besser Schlafen

Boi

Sehr geehrter Dr. Nohr, unsere Tochter ist 17 Monate. Seit dem 3. Monat wacht sie wimmernd, quengelnd auf. Die Schlafbedingungen sind optimal. Wir schlafen im Familienbett, sie hat ihre eigene Matratze, keine Geräusche. In den Schlaf wird sie in der Trage getragen und dann abgelegt. Wir haben das nächtliche Abstillen 9 Tage lang versucht. Aber gestern bin ich aus Erschöpfung wieder ins alte Muster zurück gegangen. Auf Dauer singen und umhertragen ist für mich allein zu anstrengend. Außerdem schlief sie plötzlich statt 10 nur noch 8h. Das Abstillprogramm sollte längere Schlafphasen mitsichbringen, ihrer Zahngesundheit dienen und sie von der nächtlichen Verdauungsarbeit befreien. Nun heißt es, dass Durchschlafen sei ein Reifeprozess im Gehirn. Daher meine Frage, was können wir tun, um diesen nicht zu verzögern. Könnte es für sie zu stressig sein, dass 1-2x im Monat bei den Großeltern übernachten? Momentan lässt sie sich nur von mir beruhigen, weder von Vater noch der Oma. Sie will ständig gestillt werden. Ich bin ratlos und erschöpft. Vielen Dank.


Hallo, dass Kinder immer mal wieder unruhigere Schlafphasen haben ist völlig OK. Durchschlafen ist so ein Idealziel was durch die Gazetten geistert, findet aber selten statt. Wenn dann auch noch abgestillt werden soll, kann das bei einem 17mon. Kind Verlustängste auslösen, die dann den Schlaf weiter beeinträchtigen können. Die Stillsituation ist ja die, die die größte Nähe beinhaltet und ausdrückt. Darauf zu verzichten fällt in der Regel schwer. Mit bedürfnisorientierter Erziehung sind meist die Bedürfnisse des Kindes gemeint. Es gibt aber auch die der Eltern, und die müssen m.E. auch ihren Platz haben. Konkret könnte das heißen, nicht ganz, sondern dosiert abzustillen, Mutter und Kind hinreichend in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, Alternativen zu entwickeln, die hinreichend befriedigend (aber halt nicht ideal) sind. Keinem Kind nützt eine erschöpfte und gestresste Mutter. Wenn die Tochter gerne bei Opa und Oma schläft, das also keine Verlustängste oder anderen stress auslöst, warum nicht? Reifung findet nicht in glatten Idealsituationen statt, sondern besonders da, wo es Anreize gibt zu entwickleln. Aber nur, wenn es die Regulationsmöglichkeiten des Kindes nicht überschreitet. In diesem Sinne gilt es Kompromiss-Lösungenzu finden, die auch längerfristig lebbar sind, für alle Beteiligten. Dr.Ludger Nohr


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