Annemone89
Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich habe meinen Sohn (5 Monate alt) kürzlich für eine Stunde alleine bei den Großeltern gelassen, da ich in der Zeit einen Arzttermin hatte. Da er die Flasche nicht nimmt und ich auch dachte, dass eine Stunde nicht lang ist, gab es in der Zeit kein Fläschchen für ihn. Er hat wohl immer wieder sehr geweint, leider haben die Großeltern mich aber nicht heimgeholt. Als ich heimkam, hatte er schon einige Minuten richtig hysterisch geschrieen und hat sich auch von mir kaum beruhigen lassen. Er war auch zu aufgeregt zum Stillen - er hat erst gestillt, als er gepuckt wurde und hat sich dann beruhigt. Danach habe ich viel mit ihm gekuschelt, ihn im Tragetuch getragen, er hat geschlafen und er war wieder gut gelaunt und hat mich angelächelt etc. So etwas werden wir wohl erstmal nicht mehr wiederholen! Meine Frage: Kann er durch diese kurze, für ihn sehr stressige Trennung, beeinträchtigt worden sein (unsichere Bindung, psychische Schäden)? Oder vergisst er das vielleicht wieder? Vielen Dank schonmal für Ihre Antwort. Viele Grüße, Annemone
Dr. med. Ludger Nohr
Liebe Annemone, Ihr Sohn hat eine Erfahrung gemacht (Sie auch), sicherlich eine unangenehme. Aber er konnte auch nach kurzer Zeit den beruhigenden Effekt Ihrer Anwesenheit erleben und darauf reagieren. Es wird diese Erfahrungen, Frustrationen, Enttäuschungen immer mal wieder geben, das ist gar nicht zu vermeiden. Bindung ist aber die Gesamtheit der Kontakterfahrung und da wird mit Sicherheit der vertraute Anteil überwiegen. Nach dieser gemeinsamen Erfahrung werden Sie solche Momente zu vermeiden suchen, aber es wird immer wieder Situationen geben, in denen Sie aus Sicht des Kindes nicht ideal sind(sein können), z.B. bei Schmerzen. Das ist Teil der Beziehung aber auch die Erfahrung, dass Leid durch die Anwesenheit der Bezugsperson wieder gelindert werden kann. Es ist also nicht nichts passiert, aber auch nichts, was als einmalige Erfahrung Ihre Beziehung besonders belasten wird. Dr.Ludger Nohr
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