Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

5 Tage Trennung oder stressige Reise?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 5 Tage Trennung oder stressige Reise?

Dora_

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Sehr geehrte Frau Henkes, vielen Dank für Ihre einfühlsame Arbeit! Mir macht eine Entscheidung zu schaffen: Im Herbst müsste ich nach Osteuropa reisen (Behördengänge u.ä.), wo ich gebürtig herkomme. Meine Tochter wird dann 20 Monate alt sein. Ich wäre mind. 5 Tage weg, sie würde von Papa und Oma betreut. Der Papa ist immer schon sehr präsent und durch Home-Office aufgrund von Corona und Elternzeit viel eingebunden; ebenso ist es meine Tochter gewöhnt, an ca. 3 Tagen/Woche halbtags von Oma betreut zu werden. (In die Kita geht sie nicht.) Dennoch bin ich ihre Hauptbezugsperson und mache mir Sorgen, wie sie 5 Tage Trennung aufnehmen würde... Alternativ könnten wir die Reise zu einem Familienurlaub auszudehnen versuchen, d.h. Papa käme mit und wir würden dann länger bleiben (müssen), zumal auch die Autofahrt von >12 h nicht am Stück zumutbar ist für ein Kleinkind. Leider bereitet mir auch diese Variante Sorgen: Wir sind noch nie verreist mit unserer Tochter, die lange Fahrt, die veränderte Umgebung (Familienbett würde z.B. nicht klappen), plus die Pandemiesituation mit unvermeidbaren Kontakten etc; sicher werde ich auch sehr gestresst sein durch meine Verpflichtungen vor Ort und nicht in Urlaubsstimmung. Ich habe Angst vor dem Kontrollverlust. Andererseits fürchte ich, meiner Tochter und unserer Bindung durch eine Trennung, die sie noch nicht begreifen kann, noch mehr zu schaden. Was vermuten Sie, wie 5 Tage Trennung von einem Kind in diesem Alter erlebt und verarbeitet werden?


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Sorge ist sehr verständlich, denn vermutlich ist es auch für Sie die erste längere Trennung von Ihrer Tochter. Für Mütter ist das oft ein schwerer Schritt, weil man für sein Kind seit der Schwangerschaft so verantwortlich ist und das Abgeben deshalb (noch) schwer fällt. Nun haben Sie aber mit dem Vater Ihrer Tochter einen Partner an Ihrer Seite, der sich sehr bei der Kinderbetreuung einbringt. Er ist eine wichtige Bezugsperson für Ihre Tochter und wird sie gut versorgen. Auch die vertraute Oma wird helfen. Für Ihre Entscheidung kann es hilfreich sein sich klarzumachen, dass Kinder mit 20 Monaten noch kein Zeitgefühl haben. Ihre Tochter kann gar nicht empfinden: "Jetzt ist die Mama schon zwei Tage weg, jetzt schon drei..." Ihre Tochter wird spüren, dass Sie nicht da sind. Sie wird aber auch erleben, dass sie in dieser Zeit von anderen wichtigen, sie liebenden Bezugspersonen betreut wird. Damit wird es ihr gut gehen. Vater und Oma werden ihr sicher auch immer wieder erklären, dass Sie wiederkommen. Auch wenn sie das noch nicht versteht, wird sie nach einigen Tagen die Erfahrung machen, dass Sie eine Mutter sind, die zuverlässig wiederkommt. Das ist entscheidender für gute Beziehungserfahrungen, die Ihre Tochter verinnerlichen kann, als eine Mutter, die nie weggeht. Die andere mögliche Variante enthält vermutlich deutlich mehr Unwägbarkeiten und dürfte für Sie alle belastender sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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