Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

5 jährige weint ständig

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 5 jährige weint ständig

Mimi1312

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Hallo, Ich würde mich gern informieren wollen ob ich mit meiner 5 jährigen Tochter weitere Schritte einleiten muss oder ob sie dennoch normal entwickelt ist. Sie hat einen starken Charakter, unter Freunden will sie gerne alles bestimmen und möchte gerne die Leitung übernehmen und dennoch ist sie so ein hochsensibles Kind und braucht klare Strukturen und wenn der Alltag zb im Kindergarten anders ist dann wirft sie es aus der Bahn und sie kommt nicht mehr richtig klar. Sie kann sich schlecht regulieren und bekommt auch schnell einen Wutanfall und weint viel am Tag bzw auch manchmal schon nach dem aufstehen. Wenn wir Besuch bekommen dann dreht sie total auf und freut sich, aber nach einiger Zeit wird's ihr dann zu viel im "Kopf", erst recht wenn was nicht nach ihren Plan geht, und sie fängt an laut mit schreien, anderen weh tun, Sachen schmeißen usw. Ein Besuch bei Oma läuft nie gut ab, weil immer irgendwas ist was ihr nicht passt und das lässt sie ganz doll  Raus. Was mir auch aufgefallen ist, ist wenn sie unter Leuten allein ist. Sie war im Juni zum Kindergeburtstag eingeladen. Als ich sie abgeholt habe hat zuvor die Mama des anderen Kindes Wasser mit kohlensäure an alle verteilt, was meine Tochter absolut nicht mag, sie trinkt nur stilles Wasser. Um nicht aufzufallen und weil sie sich nicht traute etwas zu sagen, stand sie da und wusste nicht so richtig weiter, da alle Kinder getrunken haben. Indem Moment kam ich, sie rannte weinend zu mir, sagte dass sie Sprudel Wasser bekommen hat und dann musste sie erstmal weinen. Die andere Mama hat ihr dann stilles Wasser gegeben, das hat sie getrunken und dann hat sie es ausversehen noch auf ihr Kleid verschüttet und dann war's bei ihr so vorbei. Sie ist innerlich vor Enttäuschung zusammen gebrochen, hat geschrien und wollte nur noch nach Hause. Das sind Dinge die sie so oft an ihre Grenzen bringen. Selbst heute Morgen kam sie mit dem Fuß nicht durch ihre Hose durch, da war's bei ihr wieder vorbei und sie wollte sich nicht mehr anziehen und hat geschrien und geweint.  Wie kann ich denn meiner Tochter am besten helfen?  Ich habe gemerkt indem ich ruhig bleibe und sie in den Arm nehme dass ihr das gut tut. Ich muss aber dazu sagen, wenn diese Situationen mit Wutanfällen usw mehrmals täglich passieren, dass ich dann auch anfange zu schimpfen und evtl. Laut werde, weil ich einfach keine Kraft mehr habe. Wir haben auch noch ein 5 Monate altes Baby zuhause. manchmal schmeißt meine Tochter auch vor Wut alles herum und schreit mich an das ich es sofort aufräumen soll (sie kommt dann damit nicht klar das sie es getan hat und es so aussieht).  wie sollte ich reagieren bzw ist das alles noch normal?  Ich war/bin wahrscheinlich auch viel zu lieb in der Erziehung gewesen und hab mich nie wirklich durchgesetzt.    Viele Grüße und danke


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, dass Ihre Tochter ganz normal entwickelt ist. Sie zeigt die verständlichen - aber für die Eltern oft schwer erträglichen - Verhaltensweisen eines Kindes, das die Entthronung durch ein neues Geschwister bewältigen muss. Ihre Tochter hat Angst, Ihre Liebe und Aufmerksamkeit zu verlieren. Sie befürchtet unbewusst, dass Sie jetzt nur noch das neue Geschwister lieben könnten und sie nicht mehr beachtet wird. Kinder versuchen dann häufig durch negative Verhaltensweisen, die Aufmerksamkeit der Eltern weiter an sich zu binden. Das gelingt meist recht gut, weil Eltern auf negatives Verhalten eher reagieren. Ihre Tochter gestaltet mit Ihnen Machtkämpfe, um ihre durch das neue Geschwister geschwächte Position zu behaupten. Sie bekommt Wutanfälle, wenn es nicht nach ihrem Willen geht. Versuchen Sie, sich nicht in diese Machtkämpfe verwickeln zu lassen. Ihre Tochter darf wütend werden, wenn sie sich nicht durchsetzen kann. Dann können Sie sie trösten und beruhigen, ohne dass sie dabei ihren Willen bekommt. Versuchen Sie, viele Gelegenheiten zu nutzen oder anzubieten, in denen Sie Ihrer Tochter positive Aufmerksamkeit schenken können. Das braucht sie, um die Rivalität zum neuen Geschwister besser bewältigen zu können. Widmen Sie den sogenannten negativen Verhaltensweisen weniger Aufmerksamkeit, sofern das möglich ist. Wenn Ihre Tochter alles herumschmeißt und Sie herumkommandiert, können Sie sie in ihr Zimmer bringen, damit sie sich beruhigen kann. Anschließend kann sie die Sachen wieder aufräumen, wobei Sie ihr helfen. So kann sie erkennen, dass Sie stark genug sind, ihr Verhalten auszuhalten und sie weiter lieben. Das gibt Ihrer Tochter die aktuell benötigte Sicherheit. Sie wissen es ja selbst: Schimpfen und Schreien helfen nicht. Das zeigt Ihrer Tochter nur, dass sie Sie mit ihrem Verhalten manipulieren kann. Versuchen Sie, ruhig und souverän zu bleiben. Eine Fünfjährige ist kein Gegner. Ihre Tochter braucht Ihr beständiges und vorhersagbares Verhalten, damit sie sich daran orientieren kann. Mit Ihrer Hilfe kann Ihre Tochter so lernen, dass ihr ihr Platz in der Familie sicher bleibt. Damit kann sie die Rivalität zum Geschister besser bewältigen. Dann werden die Wutanfälle und das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit nachlassen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Mimi1312

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Das haben Sie sehr schön geschrieben.  Ganz lieben Dank für ihre ausführliche Antwort.  Ich werde versuchen einiges umzusetzen und versuchen es mir nicht so anzunehmen bzw nicht auch wütend zu werden. Denn da sieht man  mal wieder, Kinder sollten in unseren Augen immer ruhig bleiben, aber wir Erwachsene schaffen es in manchen Situationen auch nicht, ruhig zu bleiben. Aber Kinder werden in dem Moment "bestraft".  Vielen Dank!


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