Sehr geehrte Frau Ubbens, mein Sohn wird nächste Woche 2 Jahre alt und geht, seit er 13 Monate alt ist, in die Krippe, von morgens 7 Uhr bis nachmittags 15 Uhr. Die Eingewöhnung verlief recht gut, jedoch war er im ersten Winter sehr oft krank. Meist war er 1-2 Wochen in der Krippe, dann 2 Wochen zu Hause. Erst im Frühjahr diesen Jahr konnte er 8 Wochen durchgängig in die Krippe gehen. Danach folgten 2 mal krankheitsbedingt wieder Auszeiten von 1-2 Wochen. Seit unserem Sommerurlaub geht er jetzt wieder seit 3 Wochen in die Krippe. Was mir bis heute immer wieder auffällt, ist, das er nach der Krippe sehr schnell trotzig ist. Er weint wegen jedem „Nein“ was ich sage, weigert sich immer wieder mit heftigen Wein- und Trotzanfällen die alltäglichen, wiederkehrenden Dinge mitzumachen wie Hausschuhe anziehen, Hände waschen, wenn wir nach Hause kommen. Wir versuchen im Alltag wichtige Dinge gleich zu gestalten, um ihm eine gewisse Routine und damit Sicherheit zu vermitteln. Er geht z.B. annähernd jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett (unter der Woche wie auch am Wochenende), wir essen alle gemeinsam um 18 Uhr Abendbrot. Auch das „Ins-Bett-gehen“ läuft jeden Abend gleich ab, nach dem Vorlesen schläft er immer ohne Probleme ein. Die Nächte sind recht ruhig, er hat aber Phasen, in denen er anscheinend viel vom Alltag verarbeitet und im Schlaf jammert, weint, manchmal auch lacht. Auch nach einem Jahr weint er oft frühs, wenn sein Papa ihn in der Krippe abgibt, zwar nur im letzten Moment, wenn er im Gruppenraum steht und Papa geht, aber es passiert immer wieder. Ein richtiges Verabschieden ist nicht möglich, weil er sich dann richtig an den Papa klammert und weint, daher verlässt Papa den Raum, sobald er sieht, das der Kleine abgelenkt ist. Wenn ich ihn Nachmittags abhole, freut er sich nicht, wenn ich komme, zumindest zeigt er es nicht. Er geht ohne Probleme mit mir, aber eine freudige Begrüßung seinerseits kommt nicht. Man könnte fast sagen, er ist wie „versteinert“, zeigt keine große Regung. Leider hat man ja immer den Vergleich, wie die anderen Kinder reagieren, wenn sie abgeholt werden, und fragt sich, warum das eigene Kind so „gleichgültig“ reagiert. Was ich noch dazu sagen muss, das mein Sohn ein schüchterner Junge ist, der einige Zeit braucht, sich in fremder Umgebung zu öffnen und trotz seiner 2 Jahre immer noch nicht spricht. Er versteht sehr, sehr viel, kann unterschiedlichste Tierarten erkennen und zeigen, wenn man ihn danach fragt, genauso zeigt er auf die richtigen Personen, Körperteile, Haushaltsgestände usw. Er befolgt auch unterschiedlichste Anweisungen, wie „Bring mir bitte …“ oder „Leg das … bitte auf den Schrank/Tisch etc.“ Das Einzigste was er sagt ist: „Ja“ / „alle“ wenn es etwas leer ist / ein etwas abgewandeltes Wort für Auto und Hallo und Wau-Wau, wenn er einen Hund sieht. Aber er sagt z.B. weder Mama noch Papa. In der Krippe ist er laut den Erzieherinnen ein sehr liebes Kind, das alles mitmacht, nicht weint, viel spielt, aber auch da nicht spricht. Nur zu Hause ist er unter der Woche nicht wieder zu erkennen. Am Wochenende oder im Urlaub ist er so, wie ich ihn kenne, ruhig, ausgeglichen, verspielt, auch mal trotzig, aber bei weiten nicht in dem Ausmaß wie nach der Krippe. Ich muss ehrlich sagen, das es Wochen gab, in denen es besonders schlimm war (vor allem wenn die Kinder auf Grund des Wetters oft drin bleiben mussten), und ich ehrlich darüber nachgedacht habe, das einer von uns beruflich eine Auszeit nimmt und mit dem kleinen Mann zu Hause bleibt, weil man wirklich das Gefühl hatte, dass unser Kind die Krippe auch nach fast einem Jahr einfach nicht verkraftet. Kann die Krippe so einen Einfluss auf Kinder haben, vor allem so dauerhaft? Wie kann ich den Alltag ändern, um es meinem Sohn (und auch uns) leichter zu machen? Vielleicht wissen Sie Rat und können mir ein paar Hinweise oder Tipps geben. Vielen Dank!
von Annie79 am 09.09.2014, 10:44