Hallo Frau Ubbens, ich hätte gerne Ihre Meinung zu der missglückten Eingewöhnung unseres 18 Monate alten Sohns. Im Januar starteten wir die Eingewöhnung in die Krippe. Der erste Tag verlief einfach nur toll, unser Sohn löste sich schnell von seinem Papa (der die Eingewöhnung machte, da ich bereits wieder arbeite) und spielte frei - immer mit dem sicheren Hafen Papa in der Nähe. Er lachte, rannte umher und spielte sogar mit einem anderen Kind verstecken. Am zweiten Tag drängte die Erzieherin bereits auf einen Trennungsversuch, trotz der Bedenken meines Mannes. Unser Kind ist seit Geburt keine Fremdbetreuung gewohnt, hatte immer Mama oder Papa um sich, da wir auch keine Familie im näheren Umfeld haben. Es kam, wie es kommen musste, die Erzieherin hatte noch keine Bindung aufgebaut und unser Sohn ließ sich nicht von ihr beruhigen. Beim Erstgespräch verdeutlichten wir, dass wir es nicht eilig haben, die Eingewöhnung schnell zu vollziehen, wir wollten unserem Sohn Zeit geben. Die Erzieherin drängte aber auf immer längere Trennungszeiten, bis sein Vater ihn an Tag zehn einfach nur noch an der Tür abgeben sollte. An diesem Punkt brachen wir die Eingewöhnung ab. Unser Sohn schrie sich die Tage davor nur noch in Rage wenn Papa aus der Tür ging, war nass geschwitzt nachdem sein Vater wieder den Krippenraum betrat, ließ sich aber immer sofort wieder von ihm beruhigen. Wir wollten ‘einen Gang zurück fahren’, dass sein Vater ein paar Tage am Stück im Raum mit sitzen bleibt, ihm mehr Zeit geben, um sich mit der Umgebung vertraut zu machen und eine Beziehung zu der Erzieherin aufzubauen, das wurde aber abgewunken “Das Kind gewöhnt sich sonst daran, bei anderen Kinder hat es auch so geklappt”. Außerdem werden fremde Personen störend für die anderen Kinder empfunden, sagte man uns. Die Krippe gewöhnt nach dem Berliner Modell ein, auf Nachfrage hieß es “in Anlehnung an das Berliner Modell”. Ein Gespräch mit der Leitung und der Erzieherin wurde einberufen. “So etwas haben wir noch nie erlebt, das sich ein Kind nicht wieder beruhigt” Man teilte uns mit, einen Psychologen befragt zu haben, der ohne unser Kind zu kennen die Vermutung “unsicher ambivalent gebundenes Kind” äußerte. Uns wurde unterstellt, seine frühkindlichen Bedürfnisse nicht erfüllt zu haben. Dazu muss ich sagen, er wurde und wird noch nach Bedarf gestillt, schläft mit im Familienbett und wurde zehn Monate im Tragetuch getragen. Wir sind so enttäuscht über diesen unsanften Eingewöhnungsversuch und über die Vorwürfe. Seit dieser Eingewöhnung klammert unser Sohn extrem, hat noch Tage danach im Schlaf panisch nach Papa geschrien. Papa darf nun nicht mehr das Haus verlassen, selbst ich kann ihn nicht mehr beruhigen, er wirkt stark traumatisiert. Können wir noch irgendetwas tun, um unseren Sohn zu unterstützen, damit er den Trennungsschmerz/ das Trauma überwindet? Wie sehen Sie nach meinen Schilderungen das Verhalten der Erzieherin und der Leitung? Ursprünglich hatten wir uns mit der Erzieherin und der Leitung geeinigt, dass wir in sechs Monaten, wenn unser Kind zwei Jahre alt ist, einen Platz bekommen, also einen zweiten Eingewöhnungsversuch unternehmen. Heute waren wir noch einmal zu einem Gespräch in der Kita, die Fronten waren sehr verhärtet. Wir sind der Meinung, die Eingewöhnung verlief zu schnell und unsanft, die Leitung ist der Meinung alles richtig gemacht zu haben und schiebt alles auf diese vermeindliche Bindungsstörung. Wir fühlen uns wie vor den Kopf gestoßen, wir haben uns viel belesen über Bindungstheorien und können keine Bindungsstörung erkennen. Sogar in fremden Situationen ist der kleine Mann aufgeschlossen, erkundet seine Umwelt frei und läuft auch gerne mal außer Sichtweite, um dann z.B. beim Einkaufen schnippisch um die Ecke zu grinsen. Den Krippenplatz werden wir nun nicht mehr in Anspruch nehmen, der Vertrauensbruch ist zu groß. Vielen Dank für Ihre Einschätzung
von HelenaW am 20.02.2017, 15:14