Hallo Frau Schuster,
unser Sohn (5) ist ein aufgeschlossener Junge, der gern auch zu allem und allen (Leuten) etwas zu sagen hat.
Manchmal ist er - finde ich - zu "vertrauensselig" fremden Leuten gegenüber und wir haben auch des öfterem mit ihm darüber gesprochen, aber wir finden es sehr schwer, ihn nicht zu sehr zu verängstigen, andererseits möchten wir natürlich, dass er sich unbekannten Personen gegenüber zurückhaltender verhält.
Heute hat er in der Straßenbahn einen Mann angesprochen und ihn gefragt, warum sein Fingernagel so komisch aussieht (der Mann hatte dort wohl mal eine Verletzung). Das Gespräch ging dann soweit, dass ihm der Mann erzählte, dass wenn er weiter so artig sei, er viel vom Weihnachtsmann bekommt und er dafür sorgen würde, dass er alles bekommt, was sich unser Sohn wünscht. Er müsse ihm nur sagen, wie er heißt.
Da habe ich dann sofort eingegriffen und gesagt, wir sagen nichts dazu und sind an der nächsten Haltestelle ausgestiegen (der Mann war auch angetrunken). Unser Sohn sagte dann, als ich ihm nach dem Aussteigen sagte, dass man Fremden nicht sagt wie man heißt oder wo man wohnt und schon gar niemals mitgeht, dass er doch viele Geschenke zu Weihnachten bekäme. Ich war geschockt und habe ihm versucht zu erklären, dass der Mann sich das nur alles ausgedacht hat und, dass man fremden Leuten gegenüber nichts erzählt.
Wie können wir noch "besser" bezüglich Thema "fremde Leute" auf unseren Sohn eingehen ohne ihm Angst zu machen? Haben Sie vielleicht auch einen Buch-Tipp?
Wir denken manchmal - wie sicher alle Eltern - sorgevoll daran, wie es mal sein wird, wenn er (ab nächstem Jahr) in die Schule kommt und dann doch auch mehr allein mal einen Weg gehen muss.
Vielen Dank für Ihre Hilfe und freundliche Grüße!
Mitglied inaktiv - 02.10.2009, 21:49
Antwort auf:
Verhalten Fremden gegenüber
Hallo Ratsuchende
Neben Büchern wie "Ich kenn dich nicht - ich geh nicht mit" oder "Geh nie mit einem Fremden mit", spielen wie immer Sie als Vorbild eine ganz große Rolle. Weisen Sie Ihren Sohn immer wieder in konkreten Situationen darauf hin, dass es zwar viele Menschen gibt, die genauso ehrlich, hilfsbereit und freundlich sind wie er und seine Mama, sein Papa, seine..., dass es aber auch Menschen gibt, die ganz besonders Kinder überhaupt nicht mögen, sie weglocken, ihnen weh tun usw.
Lassen Sie es zur Gewohnheit werden, dass er, aber auch Sie jeweils genau mitteilen, wann Sie wohin gehen und wann Sie wiederkommen. Üben Sie mit ihm, dass er zunächst Sie fragt, ob er Jemandem Auskunft geben, von Jemandem Etwas annehmen darf usw. Weisen Sie ihn darauf hin, dass ehrliche Menschen, die Kinder mögen und die es gut meinen, diese Vorsichtsmaßnahme gut verstehen; wer darüber lacht, weiß selbst nicht, wie gefährlich es sein kann, seinen Namen und Adresse auszuplaudern, mit Jemandem mitzugehen usw.
Bis zum Schuleintritt werden sich dann Ihr Sohn und auch Sie halbwegs sicher fühlen, dass Sie stets wissen, wo sich Wer aufhält und wann Wer wieder zu Hause ist.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 05.10.2009
Antwort auf:
Verhalten Fremden gegenüber
Hallo,
mein Sohn ist vier, und ich habe dasselbe Problem. Er geht auf Fremde zu und spricht sie von sich aus an. Wenn wir spazieren gehen, begrüßt er vorüberfahrende Radfahrer mit einem fröhlichen "Hallo! Wo fährst du hin?" Wenn wir durch die Stadt gehen, spricht er im Vorübergehen Leute an, die an Bushaltestellen warten und begrüßt sie per Handschlag, wenn ich nicht schnell genug bin. Dass er Handwerker ellenlang vollquatscht, die zu uns ins Haus kommen, muss ich wohl nicht erst erwähnen, und auch der Briefträger ist immer für einen ausführlichen Plausch gut, wenn ich nicht dazwischengehe. Kürzlich hat er eine alte Dame auf der Straße angesprochen: "Warum hast du denn einen Schlafanzug an, es ist doch Tag?" (Sie trug eine längere Bluse mit Längsstreifen und eine weite Hose...).
Ich mache mir dieselben Gedanken wie Du. Ich glaube aber, allgemeine Ermahnungen, Warnungen und Erläuterungen dringen zu den Kleinen in diesem Alter nicht vor. Das Einzige, was wirklich hilft ist, in der konkreten Situation Vorsicht vorzuleben (was Du ja auch getan hast, als Du das Gespräch mit dem Angetrunkenen unterbrochen hast) und auch nur die konkrete Situation hinterher zu besprechen. Man kann ruhig erklären, dass fremde und betrunkene Leute manchmal Dinge versprechen, die sie nicht halten.
Ich mach' das auch so: Wenn er Fremde in ein Gespräch verwickelt hat, schaue ich mir das auch nur ein paar Momente lang an und verabschiede uns dann. Ich sage hinterher, dass wir diesen Menschen nicht kennen. Dass wir also auch gar nicht wissen, ob er lieb ist oder nicht, oder ob er nur so tut. Wir haben außerdem das Buch: "Ich kenn' dich nicht, ich geh' nicht mit" zusammen gelesen, ist ein Standardwerk zum Thema.
Von heute auf morgen kann man das zutrauliche Verhalten mit alledem natürlich nicht einfach abstellen - ein solches Mittel gibt es auch nicht. Man kann aber beim Kind im Laufe der Zeit ein Gefühl dafür wecken, dass Vertrauen und Kommunikation etwas ist, das man dosiert - je nach Person. Dass Fremde allenfalls für knappe Kommunikation (Gruß) geeignet sind, vertrautere Personen schon für ausführlichere Gespräche. Das ist ein komplizierter Prozess, der seine Zeit dauert und für den das Kind ja auch Erfahrungen sammeln muss (wie mit dem Betrunkenen) - aber es kommt.
Bis dahin hilft nur: Die Kleinen nicht allein zu lassen, aber das versteht sich ja von selbst. Ich hoffe, bis zum Schulalter werden unsere Jungs verstanden haben, dass ein wenig Vorsicht und Zurückhaltung normal und wichtig sind - aber ich denke, sie werden das schaffen. Und last but not least können wir uns ja - bei aller Vorsicht - auch darüber freuen, dass unsere Jungs so kommunikationsbegabt sind. Das wird ihnen im Leben oft zugute kommen. Andere Eltern beklagen sich über zu schüchterne Kinder...
LG,
B
Mitglied inaktiv - 04.10.2009, 13:04
Antwort auf:
Verhalten Fremden gegenüber
Vielen Dank auch für den Erfahrungsaustausch auf diesem Wege! Das war sehr nett geschrieben und machte Mut! LG
Mitglied inaktiv - 05.10.2009, 23:17