Sehr geehrte Frau Ubbens, Sie waren mir bislang eine riesengroße Hilfe; durch Ihre Gedankenanstöße habe ich sehr viel verändert und lebe seither mit meiner Tochter sehr entspannt zusammen. Sie gaben mir damals die Anregung sie nicht zu "strafen" sondern ihr immer einen "Spiegel" vorzuhalten. So habe ich mit ihr eine "Erziehung" gefunden, die uns unterm Strich zum Nachdenken und manchmal auch zum Schmuntzeln anregt wenn sie in unserem Tun sich selbst erkennt und bemerkt wie bekloppt das ist. Danke nochmal. Nun wende ich mich mit einem scheinbar sehr viel größeren Problem an Sie; ich weiß selbst nicht mehr weiter: Ihr Papa und ich leben seit gut zwei Jahren getrennt; mittlerweile hat er eine neue Partnerin und sie ziehen in wenigen Wochen zusammen. Sie mag die neue Freundin sehr - das sehe ich und ich gebe ihr auch jeden Rückhalt sie zu akzeptieren und lieb zu haben. Doch sobald sie aus unserem Haus raus ist muss sie sich anscheinend so gravierend verändern, dass ich das "Erzählte" nicht mit meiner Tochter in Verbindung bringen kann. ZB kann sie sich bei uns mitunter zwei bis drei Stunden (sie wird in wenigen Tagen 7 Jahre alt) allein beschäftigen; sie malt, bastelt, spielt etc., sie hört auf uns, würde niemals (!) weg laufen. Dort wird sie mittlerweile regelmäßig vor dem Fernseher (den gibt es bei uns max drei Mal im Monat wenn es hoch kommt für sie an!) geparkt, weil die beiden auch mal etwas anderes machen müssen als immer nur sie zu beschäftigen. Unternehmungen werden zu jedem Umgang gemacht und sind für ihren Papa und seine Freundin immer wieder eine reine Enttäuschung weil sie wohl nur wegläuft, nicht hört, immer das letzte Wort hat und sehr unhöflich zu Fremden ist. Hier ein Auszug aus den Erzählungen der Freundin ihres Papas: „Robert und die Maus zanken nur miteinander rum. Sie hört nicht auf ihn und er ist dadurch sehr doll gereizt. Ich habe gestern sogar geweint und habe Elina unter Tränen in den Augen gefragt, was wir besser machen können. Das sie hört aber trotzdem glücklich bei uns ist. Ich habe keine Lust immer schimpfen zu müssen, aber Elina versteht das alles nicht, was man ihr erklären versucht. Ich glaube das ich das alles nicht kann. … Und ich sag schon gar nichts mehr, die Kleine hat sowieso das letzte Wort und warum sollte ich ihr da noch wiedersprechen …. Ich spüre es sehr ,das Elina mich sehr lieb hat und ich weiß, das sie weiß, das ich sie sehr lieb habe. Aber zur Zeit klappt gar nichts mehr. Sie hört nicht , sie widerspricht immer und eigentlich belügt sie sich selbst. Wir sehen doch was sie macht , die Katze am Schwanz ziehen, die andere Katze zieht sich sogar ins vollgekackte Katzenklo zurück um vor ihr Ruhe zu haben und spricht man sie an, das sie das bitte sein lassen soll , widerspricht sie und sagt voller Überzeugung das es so nicht ist….Robert hat ihr es sogar gezeigt (sie setzt oder trägt die Katzen immer wieder wo anders hin) er hat sie dann auf das Sofa gesetzt, um ihr zu zeigen, wie sich die Katzen fühlen, immer wieder hoch genommen und umgesetzt zu werden. Sie fand es total lustig und hatte dieses Beispiel nicht verstanden. Heute habe ich sogar Robert darum gebeten, den Fernseher anzuschalten , damit alle drei Katzen endlich in Ruhe schlafen können. Auch heute beim lernen, da streitet sie mit Papa rum , das ihre 5 (die falsch herum geschrieben wurde) richtig war……Wir sagen nichts mehr, weil wir doch das Kind nicht immer beschimpfen wollen. Dann sagen wir lieber gar nichts mehr und haben zu dritt unseren Frieden“ Zuletzt berichteten sie, dass die kleine Maus auf einem Jahrmarkt einfach davon gelaufen ist und gemeint hat sie ist der King und keiner hat ihr was zu sagen (!!!). Wie kann man gerade in den Beispielen richtig handeln? Ich habe meine Kleine auch schon gefragt ob sie da glücklich ist und sie wirkt ehrlich glücklich. Habe ihr auch erklärt, dass sie niemals weglaufen kann und die möglichen Folgen ihr aufgezeigt - sie hat es seit dem nie wieder getan. Mein Partner und ich sind überzeugt, dass da keine klare Struktur herrscht die sie aber anscheinend braucht; zumindest gibt es so ein Verhalten bei uns nicht. Klar tanzt ihre Art auch mal aus der Reihe - das stört uns aber nicht. Wir sagen dann einfach: Du, so möchten wir gerade nicht weiter machen, das war nicht nett, wir gehen jetzt (in ein anderes Zimmer) und wenn alles wieder okay ist bei dir komm zu uns. Sagen ihr immer wieder auch wenn sie mal den Ton vergreift, wir lieben sie trotzdem aber dulden so einen Ton nicht weil wir ein Team sind und jeder jeden so behandelt wie man selbst behandelt werden möchte. Das klappt super. Wir wollen ja keine Maschine als Kind die immer perfekt "funktioniert". Sobald unsere Tochter unser Haus verlässt hören wir von ihrer Oma und eben ihrem Papa nur wie unmöglich sie ist, wie vorlaut, wie frech, dass sie sich keine Sekunde selbst beschäftigen kann. Alle schimpfen nur über sie. Wenn ich ihr erzähle was die Oma erzählt hat und warum das so war erzählt sie, dass die Oma zB kein Kinderzimmer hat wo sie spielen kann und beim Papa sind ja nicht so viele Spielsachen wie bei uns. Aber bei uns beschäftigt sie sich auch stundenlang mit einem Stoß Blättern und paar Stiften zB.
von Fannitastisch am 03.11.2014, 08:41