Liebe Frau Schuster,
meine Tochter ist 4,5 Jahre alt und kann lieb und zuckersüss sozial sein
aber leider auch sehr häufig genau das Gegenteil. An Phasen glaube ich nicht mehr, eher an "falsche" Reaktionen der Eltern?!
Ich schildere nun einfach mal ein paar Beispiele und würde mich sehr über Ihre Meinung und die "richtigen" Konsequenzen freuen.
Sie hört häufig nicht.
Wenn sie z.b. ihren 1-jährigen Bruder nicht in Ruhe lässt und ständig "hinter ihm her ist". Sie behindert ihn absichtlich, wenn er mit seinem Lauflernwagen daherschiebt, nimmt ihm Sachen weg etc.
Ich ermahne Sie (meist) im ruhigen Ton und sage ihr, dass sie gleich aufs Zimmer muss, wenn sie ihn nicht in Ruhe lässt. Sie reagiert so gut wie nie darauf. Konsequenz "aufs Zimmer müssen" bringt scheinbar nicht viel?!
Oder das morgendliche Drama mit dem Umziehen. Sonst ist sie das Energiebündel schlechthin, morgens aber wird getrödelt. Oftmals wird der ausgezogene Schlafanzug provokativ durch die Gegend gepfeffert. Wie würden Sie hier reagieren? Wir haben feste Zeiten und auch morgendliche Abläufe.
Am schlimmsten aber finde ich ihr Verhalten, wenn wir Besuch bekommen,
Sie ist unfreundlich, macht beabsichtigt Lärm (Störenfried), rennt rum (um Unruhe zu stiften), Meine Eltern wissen garnicht, dass sie auch eine ganz andere, äußerst liebenswürdige Art, hat.
Ich muss dazu sagen, dass ich sicher bin, dass meine Tochter gar nicht so taff ist, wie sie oftmals tut. Sie ist oftmals unsicher, was man meiner Meinung nach daran erkennen kann, dass sie häufig rumalbert, viele Fragen (häufig Quatschfragen) stellt, um in "Kontakt" zu bleiben und dann aufdreht. Sie kommt auch nicht gut mit Veränderungen zurecht. So etwas wirft sie immer aus der Bahn. Ich war vor 4 Wochen für 10 Tage im Krankenhaus und bin jetzt noch etwas angeschlagen (Bandscheiben OP). Sie hat Verlustängste entwickelt, sprach auf einmal über das Sterben und drückt Ihre Unsicherheit/Angst oftmals durch "auffälliges" Verhalten
aus.
Auf Ihre Antwort freue ich mich schon jetzt und sage schon mal
VIELEN DANK
von
Aleka
am 20.09.2013, 14:15
Antwort auf:
4,5 jährige Tochter hört nicht, provoziert und kann ein Nein schecht akzeptieren
Liebe Aleka,
Ihre Tochter schreit förmlich nach mehr Aufmerksamkeit.
Schenken Sie ihr Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Beschäftigen Sie sich ganz allein mit ihr, wenn Ihr Sohn beispielsweise seinen Mittagsschlaf hält.
Binden Sie Ihre Tochter bei täglichen Arbeiten mit ein. Sie kann schon fegen, Staub wischen, Gurken schneiden etc., dann fühlt sie sich groß und einbezogen.
Bevor der Besuch kommt lassen Sie Ihre Tochter beim Kuchenbacken und Tischdecken helfen. Sie kann sich schon mal überlegen, was Sie mit Ihnen machen möchte, wenn der Besuch weg ist und Sie zumindest größtenteils artig war.
Viele Kinder kommen morgens schlecht in Gang. Helfen Sie ihr, indem Sie z.B. die Arbeit mit ihr teilen: eine Socke du, eine Socke ich, das Oberteil du, die Hose ich ....
Und nicht vergessen: Hat sie gut mitgemacht gibt´s nach allem ein dickes Lob.
Viel Erfolg und viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 20.09.2013
Antwort auf:
4,5 jährige Tochter hört nicht, provoziert und kann ein Nein schecht akzeptieren
Du beschreibst genau das Verhalten meiner Tochter in jeder Einzelheit, dazu hatte meiner Tochter noch zwischen 1,5-4,5 extremste Wutanfälle.
Dazu muss ich sagen, unser Sohn kam mit einer Fehlbildung zur Welt, alles drehte sich um ihn, OPs, KH Aufenthalte usw.
Wir hatten kaum die Möglichkeit, uns nur ihr zu widmen, dazu waren wir noch ständig völlig am Rand unserer Kraft.
Wir haben heilpädagogische Hilfe beantragt, die Einiges brachte (Diagnose: Regressives Verhalten nach belastender Familiensituation).
Dazu haben wir uns mühsam angewöhnt, enge Grenzen vorzugeben.
Auch sie kratzt es überhaupt nicht, wenn man mit irgendetwas "droht",
sie setzt meistens noch einen oben drauf.
Ich war teilweise echt verzweifelt.
Vor 4 Monaten habe ich ein "Klebersystem" entwickelt.
Dazu klebt ein Zettel mit den Bildern von beiden Kindern und mir am Kühlschrank mit 20 Kreisen und 5 Feldern. Dazu Postits-Stripes in Gelb und Rot.
Bei unerwünschtem Verhalten ermahne ich 3x, stellt sie das Verhalten nicht ab, gibt es einen roten Kleber.
Bei 3 roten Klebern ist für den Abend Fernsehverbot. (wir schauen immer vor dem Bettgehen eine 10-minütige Sendung zB Biene Maja).
Diese 10 Minuten Fernsehen sind ihr wirklich heilig.
Daher hat es echt von Anfang an funktioniert.
Andersherum gibt es bei sehr positivem Verhalten einen gelben Kleber.
Bei 3 gelben Klebern male ich einen Kreise (=Münze) gold aus.
Wenn sie die 20 Münzen voll hat, darf sie sich ein größeres Playmobil-Set aussuchen. Ihr fehlen nur noch 4 Münzen...
Das System funktioniert immer. Sie hört dann meist bei der 2. Mahnung auf. Der kleine Bruder (3) macht auch mit.
Vielleicht ist das ja eine kleine Anregung.
Übrigens fängt meine kleiner Sohn (der einstige Hyüerengel....) auch an mit diesem resistenten Verhalten...
Aber ich habe schon viel gelernt und bin bei ihm megakonsequent.
Bitte berichte mal, wie es Euch geht und ob ihr das Klebersystem ausprobiert....
LG Mia
von
mia-julie
am 21.09.2013, 22:17