Liebe Frau Schuster,
Julian ist nun fast 14 Monate alt und bekommt noch Brei, den er jedoch zusehends verweigert (zahnt gerade + Erkältung). Am Familientisch isst er jedoch auch nicht. Unser Problem ist, dass er alles probieren möchte und auch fast alles von uns bekommt, worauf er zeigt. Nun isst er aber so gut wie nichts davon, sondern nimmt es in den Mund, weicht es etwas auf und drückt es dann wieder raus. Oder er spielt gleich mit Nudeln, Keksen oder ähnlichem. Er will immer etwas anderes, wenn man es ihm dann gibt, dann spielt er damit. Es scheint, als habe er nie richtig Hunger. Uns ärgert das immer maßlos, weil wir so eine Menge Nahrung vergeuden und wir der Ansicht sind, dass man mit Essen nicht spielen sollte. Uns ist schon klar, dass die Kinder Nahrung auch "begreifen" müssen, aber das geht jetzt schon seit Wochen so, und von Mitessen ist überhaupt keine Rede (Julian hat eh Untergewicht). Wie sollen wir reagieren, wenn er mit Essen spielt und nichts isst? Wie können wir was ändern? Ich war ja gerade am langsamen Abstillen (er wird noch morgens und abends gestillt), aber jetzt kamen die Zähne und die Erkältung dazwischen. Ich weiß ja nicht, ob die Esserei mal besser wird, wenn er sich nicht mehr "auf die Brust verlassen kann"?! Vielleicht haben Sie ja ein paar Ratschläge für uns, wir sind nämlich mit den Nerven schon ziemlich fertig. Wir haben sein Gewicht immer im Hinterkopf und sind deswegen auch so angespannt, weil wir nicht möchten, dass er noch abnimmt. Manchmal habe ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn jetzt nicht öfter anlege, wo er sonst kaum was zu sich nimmt. Aber er hängt noch so am Stillen, dass ich weder ihm noch mir einen Gefallen machen würde - ich möchte nun nicht mehr stillen, und er würde sich wieder dran gewöhnen. Was sollen wir nur machen? Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Liebe Grüße,
Kathrin
Mitglied inaktiv - 14.11.2002, 15:05
Antwort auf:
Erziehung beim Essen
Hallo Kathrin
Da nicht nur die Bedürfnisse Ihres Sohnes befriedigt werden möchten sondern auch Ihre eigenen Wünsche zumindest ein wenig Beachtung brauchen, sollten Sie bei den jetzigen Stillgewohnheiten bleiben.
Macht Ihr Sohn insgesamt einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck und hat Ihr Kinderarzt seine Gesundheit (bis auf die Erkältung) bestätigt, brauchen Sie sich um sein leichtes Untergewicht keine Sorgen zu machen. Mit zunehmender Mobilität wird er dieses Defizit schon bald wieder aufholen.-
Julian muß erkennen lernen, dass es auch bei den Mahlzeiten einige begründete Regeln und Grenzen gibt, die es gilt einzuhalten.
So sollten Sie ihm ermöglichen, sich ein Stück Brot, Obst, o.Ä. zu nehmen, das dann allerdings erst aufgegessen werden muß, bevor er sich ein Nächstes nehmen darf. Achten Sie darauf, dass er sich gerade im Augenblick des Zahnens nur Etwas nehmen kann, das nicht allzu hart ist und ihm beim Essen Schmerzen bereitet.
Ermutigen Sie ihn auch beim Brei zum Selber-Essen. Bieten Sie ihm zum Trinken möglichst Gehaltvolles an wie Milch, Kakao, o.Ä.
Informieren Sie ihn darüber, dass Sie das Gefühl haben, er habe keinen Hunger, wenn er beginnt mit den Nahrungsmitteln zu spielen/zu matschen oder wenn er die auf dem Tisch befindlichen Gegenstände auf den Boden wirft. Sagen Sie ihm, dass Sie sein Gedeck dann konsequent wegräumen und dass er in die Spielecke gehen darf, bis Sie die Mahlzeit beendet haben.
Handeln Sie bitte auch dann konsequent, wenn er weinend wieder darum bittet, doch noch Etwas zum Essen zu bekommen. Wiederholen Sie ggf. Ihre Erklärung für die Vorgehensweise. Ihr Sohn wird schon mehr verstehen, als Sie vermuten und: bei der nächsten Mahlzeit wird er sich schon sein Verhalten genau überlegen.
Haben Sie keine Sorge, dass er durch diese recht hart scheinende Handlungsweise gleich verhungert. Gesunde Kinder holen sich schon die Nahrung, die sie benötigen!-
Erholsames Wochenende und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 15.11.2002
Antwort auf:
Erziehung beim Essen
Nachtrag: Er will auch immer alles vom Tisch grabschen, ob Nahrungsmittel, Geschirr, Besteck, Gläser. Außerdem versucht er immer in seinem Hochstuhl aufzustehen oder auf den Tisch zu krabbeln. Wie sollen wir da reagieren? Er hört auch nach mehrmaligem und ständigem Ermahnen nicht :-( Entschuldigung, dass es so lange geworden ist, aber wir sind echt schon verzweifelt!
Mitglied inaktiv - 14.11.2002, 15:07