Hallo Frau Ubbens,
meine Tochter wird im Januar 3 Jahre alt. Leider ist das Problem mit dem nicht hören und Trotzanfällen unerträglich geworden.
Anfangs wurde mir immer gesagt, es würde alles besser werden, wenn man nur konsequent bleibt und das Kind etwas älter wird. Nur leider ist genau das Gegenteil der Fall.
Ein Paar Beispiele: meine Tochter mag einfach keine Socken oder Hausschuhe anziehen obwohl unser Fußboden kalt ist, da wir im Erdgeschoss leben. Wenn ich sie auffordere die Schuhe anzuziehen (die sie sich selbst aussuchen durfte) rastet sie total aus.
Es ist egal um was es geht. Wenn Sie etwas nicht darf ( abends Schokolade essen) oder sie was bestimmtes machen soll, wird sie unerträglich laut und schreit herum. Sie schmeißt sich auf den Fußboden und schreit aua. So ein Wutanfall kann sich über zwei Stunden hinziehen, ablenken lässt sie sich meistens nicht.
Da wir in einem Mehrfamilienhaus leben sind die Nachbarn alles andere als erfreut.
Ich habe schon gemerkt, dass sie am liebsten draußen ist, nur das lässt sich ja nicht ständig machen. Der Haushalt muss gemacht werden usw. Eine große Familie haben wir auch nicht...
Haben Sie einen Rat für mich? Ist das Verhalten noch normal oder mache ich grundlegend etwas falsch?
von
JanaM92
am 09.12.2019, 18:52
Antwort auf:
3 jährige hört einfach nicht
Liebe JanaM92,
wenn Sie Ihrer Tochter etwas verbieten müssen oder sie einer Aufforderung nachkommen soll, kann ihr schon im Vorfeld eine Alternative oder ein Aufschub angeboten werden. "Du kannst jetzt keine Schokolade bekommen, aber morgen nach dem Mittagessen darft du ein Stück Schokolade zum Nachtisch essen." So muss Ihre Tochter nicht wütend über ein Nein werden, sondern kann über den Aufschub oder die Alternative nachdenken.
Wie meine Vorrednerin schon schrieb, sind Sie der "Bestimmer", wenn es darum geht, was wirklich wichtig ist und was Sie auf jeden Fall wollen. Bzgl. Ihres Sockenbeispiels beharren Sie darauf, dass Ihre Tochter erst die Socken anzieht, bevor Sie sich mit ihr beschäftigen. Gehen Sie ggf. in einen anderen Raum. "Mama möchte, dass du die Socken anziehst. Wenn du Socken anhast, können wir .. spielen."
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 10.12.2019
Antwort auf:
3 jährige hört einfach nicht
Das ist normal und Charaktersache. Das eine Kind schluchzt leise, das nächste packt das Köfferchen und zieht zu Oma, das andere haut und beißt, und deins brüllt eben. Irgendwann wird es besser, wirklich. (Meiner Tochter haben wir damals freudig gesagt, dass sie jetzt aus der Trotzphase zum Glück endlich raus ist, damit könnten wir danach Wutanfälle im Keim ersticken... "Nein, keine Schokolade." - Kind holt tief Luft, will zum Brüllen ansetzen- "Gut, dass du aus der Trotzphase raus bist und nicht mehr wegen so was brüllst." Kind schweigt verdutzt.)
In dieser Zeit helfen trotzdem ein paar Sachen. Arbeite mit Tricks, lenke das Kind ab ( "Ich will Schokolade!" " Oh, guck mal da, ein Eichhörnchen ! "). Auch wenn du gerne deine Entscheidung begründen willst und das Kind aus Verständnis vernünftig handeln soll, das WILL das Kind nicht und wird es auch nicht. Überlege dir vorher, was jetzt gerade wirklich wichtig ist (die Dicke der Kleidung ja, die Optik nicht). Gestehe dem Kind zu, eigene negative Erfahrungen machen zu dürfen (Mist, ohne Jacke ist ja doch kalt. Gut, dass Mama zufällig noch eine im Rucksack hatte.) Bleibe bei einem Tobsuchtsanfall neben ihr stehen, mach aber nichts (vor allem nicht reden). Versuche, so ruhig wie möglich zu bleiben.
Ich wünsche dir viel Kraft. Und lies lieber keine Bücher über Trotzphasen, in denen erklärt wird, dass das Kind ja ein Recht auf Wut hat und diese Phase so toll für die Autonomie ist. Nach 3 Seiten Lektüre hatte ich selbst einen Trotzanfall und habe das Buch quer durch den Raum geschmissen...
von
Lelo317
am 09.12.2019, 20:57
Antwort auf:
3 jährige hört einfach nicht
Die Phase ist normal. Hat man früher Trotzphase genannt in der Meinung, das Kind wolle die Eltern damit hauptsächlich ärgern und seinen Willen durchsetzen.
Willen durchsetzen ist nicht ganz falsch - aber es geht mehr darum, das die Kinder eben nun ihre Selbstbestimmung erkennen und eben auch ausreizen wollen.
Du musst zwischen Bestimmungs- und Entscheidungsmacht unterscheiden.
Du bestimmst, das sie Schuhe anziehen soll - sie darf entscheiden, welche.
Das machst du ja auch und ist vollkommen richtig.
Daneben solltest du aber auch überlegen, welche Kämpfe es sich zu kämpfen überhaupt lohnt. Sind zB die Hausschuhe so extrem wichtig? Wird sie sonst tatsächlich krank? Wenn nicht, dann lass da 5e grade sein.
Wenn sie Schokolade möchte, sag ihr das sie jetzt keine Schokolade mehr haben kann, aber gerne zB einen Apfel. Nun kann sie entscheiden, ob sie den will oder nicht. Wenn nicht, dann ist das IHRE Entscheidung und du musst da eigentlich nicht weiter drauf eingehen. Wird sie so laut, kannst du ihr sagen, dass dir das wirklich zu laut ist und du deswegen lieber den Raum verlässt. Nun hat sie kein gegenüber mehr, das sich in irgendeiner Form provozieren lässt. Sie hat eben kein Publikum mehr und dann ist der Spaß nur noch halb so groß.
Du kannst ihr natürlich auch sagen, dass du verstehst, das sie das wütend macht, aber du musst nicht mit ihr weiter darüber diskutieren oder x mal erklären und hoffen, dass sie das irgendwann versteht.
Wenn du weißt, welche Dinge einen Wutanfall triggern, versuch die Situationen schon vorher zu entschärfen. Wie zB bei den Hausschuhen - du könntest zB sagen sie solle doch mal die Schuhe anziehen, weil ihr dann etwas schönes spielen könnt.
Was ich nicht machen würde ist, ihre Gefühle komplett zu ignorieren. Also einfach nur "Nein" sagen und dann stumm bleiben. Vermittele ihr ruhig, dass du ihr Wut siehst/verstehst - aber es bleibt eben dabei.
Und mach dich frei davon, was Nachbarn denken könnten! Kinder haben ein sehr gutes Gespür dafür, wenn Eltern schon angespannt sind - das provoziert erst Recht solche Wutattacken.
von
cube
am 10.12.2019, 11:38