Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Zwiemilch

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Zwiemilch

Mitglied inaktiv

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Hallo Unsere kleine Maus ist jetzt 9 Wochen alt - bisher habe ich sie voll gestillt. Ich möchte aber langsam, dass sie auch mal eine Flasche nimmt (mit Muttermilch) oder auch mit Milchpulver.Mit der Flasche kommt sie überhaupt nicht klar - sie schreit wie am Spiess und fängt das würgen an... Was kann ich nur machen? Ich habe NUK und Chicco Sauger probiert. Sie nimmt auch keinen Schnuller - die gleiche Szene... Ist Zwiemilch Ernährung problematisch? Oder soll ich weiterstillen - wo ich net so begeistert wäre. Ist die Gefahr zu groß, dass die kLEINE die Flasche nicht verträgt und z.B Blähungen bekommt? Viele Dank - weiß langsam nimmer weiter Tina


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Liebe Tina, Sie kennen sicher die berühmte Frage an Radio Eriwan, die immer beginnt mit „Ist es möglich" und auf die die Antwort folgt „Im Prinzip ja, aber ..." So ist es auch mit der Antwort auf Ihre Frage: Theoretisch ist es möglich von Anfang an Zwiemilch zu ernähren, doch in der Praxis läuft es fast immer auf ein sehr rasches Ende einer (meist problematischen) Stillzeit hinaus. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich nämlich grundlegend. Manche Kinder kommen dann mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Ihr Baby kann noch nicht aus der Flasche trinken und es kann eben passieren, dass es sich dann, wenn es die Flasche akzeptiert hat, ganz zur Flasche hin abstillt. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich nämlich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Da sich also die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt: • die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Ich kann Ihnen nur gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Herzlichen Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Nur leider sehe ich jetzt auch nicht klarer. Auf der einen Seite will ich das Stillen durch die Flasche ersetzen - auf der anderen Seite mein Baby natürlich auch nicht "schädigen". Echt schwer... Meine Postleitzahl: 90765 DAnke nochmal. Tina


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Liebe Tina, ich kann Dir Deine Entscheidung nicht abnehmen, ich wollte Dir halt einfach nicht verschweigen, dass es passieren kann, dass Dein Kind sich zur Flasche hin abstillt. Du hast Dein Kind jetzt neun Wochen voll gestillt und wenn Du nicht mehr stillen möchtest, ist das völlig in Ordnung – zu einer glücklichen Stillbeziehung gehören ZWEI. Vielleicht klappt es ja auch mit der Zwiemilchernährung, ich wünsche es Dir. Du kannst Dich zusätzlich an Frau KÄMPF Heike, Tel.: 0911 5987558 wenden, sie kann Dir sagen, wer die nächste Beraterin für Dich ist. Lieben Gruß, Kristina


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