Wie Stillhäufigkeit verringern bei Beikost?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie Stillhäufigkeit verringern bei Beikost?

Hallo, mein Baby ist 7,5 Monate alt. Er bekommt 3 bis 4 Mal täglich Fingerfood und je nach Verdauung Pflaumenbrei, was er alles sehr gerne isst und auch soweit gut verdaut. Unsere Stilldauer pro Mahlzeit hat sich zwar mit Einführung der Beikost reduziert, aber die Häufigkeit ist unverändert. Wir stillen nach wie vor 12 bis 15 Mal am Tag. Insgesamt kommen wir aber nur auf ca. 35 - 45 Minuten pro Tag. Tagsüber stillen wir weniger als nachts. Tagsüber pro Wachphase (ca. 2 Stunden) ein bis zwei Mal je nachdem wie die Mahlzeit fällt und eben als Teil des Einschlafrituals, wobei er nicht an der Brust einschläft. Er trinkt, ich leg ihn hin und dann schläft er mit Spieluhr und meiner Anwesenheit ein. So langsam es ist für mich sehr anstrengend. Ich weiß nicht ob ich wirklich gerne stille, aber ich stille, weil es das Beste für ihn ist und möchte ungern jetzt komplett abstillen. Dafür ist das Stillen zu praktisch und ich denke mit der Beikost sind wir eh schon auf einem sehr guten Weg. Allerdings ist gerade nachts mein Problem, dass wir seit er 16 Wochen alt ist alle ein bis zwei Stunden stillen. Da ich lange Schwierigkeiten mit wunden Brustwarzen hatte und Neurodermitisbedingt noch habe, still ich im Sitzen, auch nachts. Was mich besonders belastet, ist, dass er tags wie nachts sich nicht durch mich als Person beruhigen lässt, sondern nur durchs stillen. Ich würde gerne ihn nachts einfach in den Arm nehmen und kuscheln (er schläft in meinem Bett), aber er schreit sich einfach in Rage. Inzwischen wird dieses regelmäßige Stillen auch zu Gewohnheit, er wacht oft pünktlich auf die Minute alle zwei Stunden auf. Wenn er nachmittags bei Oma oder Papa ist, braucht er die Brust fast gar nicht. Er ist da bis zu fünf Stunden und isst gemütlich Fingerfood ohne großen Milchbedarf. Wenn ich ihn aber alleine betreue ist die Brust für alles die Lösung, Langeweile, Müdigkeit und co. Ich weiß, dass die Brust auch das Nähebedürfnis stillt, aber so langsam fehlt mir die Kraft dafür und ich würde ihm gerne auch anders Nähe geben. Haben Sie irgendwelche Tipps? Es verwehrt ihm keiner das Stillen per se, aber weniger oft wäre super.

von Sternchenhimmel am 28.03.2018, 10:09



Antwort auf: Wie Stillhäufigkeit verringern bei Beikost?

Liebe Sternchenhimmel, Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Schau du, dass du gut auf dich achtest, Ruhepausen findest, vielleicht mal jemanden, der morgens oder am Nachmittag mit dem Kleinen im Tragetuch spazieren geht, damit du dich ausruhen oder in die warme Wanne legen kannst. Und hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 28.03.2018



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