Manuela O.
Guten Abend, Frau Welter! Ich habe noch einmal eine Frage bezgl. der Beikost. Mein Sohn ist heute 9 Monate alt geworden und wiegt fast 12 Kilo. Er bekommt jetzt 2 Breie und ein Mittagessen am Tag, dazu noch 3 Stillmahlzeiten: - zwischen 5-7 Uhr stillen, je nachdem, ob um 1 oder 3 Uhr gestillt wurde - 11 Uhr Griesbrei (22g + 70ml = 90g angerührt) + stillen - 15 Uhr Mittagsgläschen (ca. 100g) + stillen - 19 Uhr Getreidebrei mit Obstgläschen (10g + 60ml = 70g + 30g Obst angerührt) + stillen - zwischen 21 und 23 Uhr stillen, manchmal auch zu BEIDEN Uhrzeiten - zwischen 1-3 Uhr stillen, je nachdem, ob um 21 oder 23 Uhr gestillt wurde Nach den Beikostmahlzeiten stillt er noch an beiden Seiten. Ich bin sehr glücklich darüber, daß das Stillen so gut klappt, weil wir die ersten Monate ein paar Startschwierigkeiten hatten! Meine Frage dazu ist: er bekommt ja immer noch nur die kleine Menge an Brei, bzw. nur ein halbes Gläschen und stillt danach. Ist das immer noch ok für sein Alter? Oder muß ich die Beikostmenge nun steigern? Ich habe nicht den Eindruck, daß er unzufrieden ist. Aber ich möchte auf keinen Fall, daß ihm irgendwas fehlt, nur weil ich so gerne stille und ihm aus falsch verstandener Mutterliebe etwas vorenthalte! Wenn ich ihm das ganze Gläschen (190g) gebe, ißt er das nämlich auch auf und stillt natürlich dann nicht mehr. Darum bin ich nicht sicher, ob ich es zu gut meine und er schon mehr feste Nahrung haben MÜßTE?! Was können Sie mir raten? So weitermachen wie bisher oder unbedingt die Beikostmenge steigern? Und muß ich weitere Mahlzeiten einführen? Er hat noch keine Zähnchen, darum biete ich ihm kein Brot oder sonstiges an. Probieren darf er aber von unseren Sachen. Es tut mir leid, daß der Text wieder so lang geworden ist! Ich hoffe, Sie können mir einen Rat geben und danke Ihnen sehr!!! Gruß Manuela O.
Liebe Manuela O., ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probier es einfach einmal aus. LLLiebe Grüße Biggi
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