Liebes Still-Team,
ich bin ungeplant schwanger (2. Monat) und habe ein 15 Monate altes Kind, das noch regelmäßig (alle 2-3 Std.) stillen möchte und sonst wenig isst und trinkt. Seit etwa 2 Wochen merke ich, dass die Milch weniger wird, der Milchspendereflex setzt erst nach 5-10min und manchmal gar nicht ein, mein Kind will mehrmals die Stunde an die Brust und schaut mich ratlos an. Wenn es einen MSR gibt, nimmt mein Kind max.10 Schlücke, bevor die Milch offenbar wieder versiegt und das Trinken in Nuckeln übergeht. Ich bin unfassbar traurig, weil ich auf jeden Fall weiterstillen wollte und mir die Verzweiflung meines Kindes (besonders nachts) so zusetzt. Auch die schmerzenden Brustwarzen erschweren die Situation. Im Moment fühle ich mich hilflos und so, als würde ich meinem Stillkind etwas Furchtbares antun, dabei kann ich ja nichts für die geringere Milchmenge...
Hinzukommt, dass mein FA mir nahelegte, schnellstmöglich abzustillen, da mein erstes Kind wegen vorzeitiger Wehen einige Wochen zu früh zur Welt kam und die jetzige Schw. (mit leichten Schmierblutungen) als Risikoschwangerschaft eingestuft ist. Vorsorglich soll ich ein Progesteronpräparat einführen.
Nun beschäftigen mich neben der Traurigkeit und Verzweiflung mehrere Fragen:
1. Ist es unverantwortlich, mein Kind weiterzustillen trotz der Risikoschw.?
2. Sollte ich Pre-Milch zufüttern? Mein Kind lehnt sie (noch?) ab, isst aber auch kaum Beikost.
3. Kann ein zusätzliches Abpumpen meiner Milch die Milchproduktion wieder ankurbeln? Gibt es sonstige Maßnahmen, die ich in der Frühschw. anwenden darf?
4. Im Falle einer Fehlgeburt: Wäre die Milch dann automatisch ganz weg oder könnte es auch wieder mehr werden?
5. Wäre es möglich, mein Kind nach mehrmonatiger Pause während der Schw. nach der Geburt wieder zu stillen oder ist es dann zu lange entwöhnt?
Ich wäre froh, wenn ich ein paar Antworten erhalten könnte.
von
Ahorn
am 09.09.2022, 09:20
Antwort auf:
Weiterstillen trotz Risikoschwangerschaft? Zufüttern von Pre-Milch nötig?
Liebe Ahorn,
ich kann deine Unsicherheit so nachempfinden und verstehe deine Angst.
Es kann sein, dass der Arzt dir zum Abstillen rät, weil es sein könnte, dass durch die Stimulation der Brustwarzen durch das Stillen Gebärmutterkontraktionen ausgelöst werden. Es gibt keine wissenschaftlichen Nachweise dazu, aber es besteht die Möglichkeit, dass dadurch deine Schwangerschaft bedroht sein könnte.
Die Risikoabwägung liegt bei dir, was eine schwere Entscheidung ist. Bei Blutung wird in der Regel zum Abstillen geraten, und niemand außer dir kann entscheiden, was schlimmer wäre: jetzt das Abstillen oder weiterzustillen und eine Fehlgeburt zu riskieren, zu der es vielleicht nicht kommt.
Mit 15 Monaten braucht dein Baby keine Pre-Milch mehr und kann Kuhmilch bekommen.
Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein ungestilltes Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben.
Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht.
Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden).
Zusätzliches Abpumpen birgt die gleiche Gefahr wie das Stillen.
Wie sich die Milchbildung nach einer Fehlgeburt entwickelt, kann ich dir nicht sagen.
Theoretisch wäre es sicher möglich, das größere Kind nach der Schwangerschaft wieder zu stillen, allerdings verlernen die meisten Kinder recht schnell, wie sie richtig an der Brust trinken können. Ausnahmen gibt es allerdings immer wieder!
Ich wünsche dir von Herzen alles alles Gute und dass du eine Entscheidung findest!
Sei umarmt von
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.09.2022