Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillstreik?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stillstreik?

Hiyaki

Beitrag melden

Hallo ihr lieben, Erstmal vorab einen kleinen Einblick in unseren aktuellen Stillalltag: Unser Sohn ist aktuell 6 Wochen und 3 Tage alt. Das Stillen war seit Woche 2/3 sehr Schmerzhaft für mich. Von Vasospasmus bis hin zu Milchstau ist alles dabei (auf der linken ausschließlich). Diese schmerzen halten bis heute an, sind wesentlich besser, aber nicht komplett weg. Das halte ich aber aus und ist auch ok für mich. Unser Sohn war von Anfang an eher ein gemütlicher Trinker, fast schon trinkfaul. Ich musste ihn sehr viel animieren da er ständig eingeschlafen ist. Seit 2 Wochen ca hatte sich das aber geändert wodurch wir von teilweise 2 Stunden stillen auf ca 45min bis eine Stunde angekommen sind. Seine aktiven trinkzeiten waren zum Schluss ca bei 30min. (Habe immer die Zeiten dokumentiert). Das als vorab Info.  Aktuell haben wir das Problem, dass er seit einigen Tagen die Brust nach ca 10min auf der ersten Brust und ca 5min auf der Zweiten Brust diese anweint und sehr unruhig ist. Wir waren zu diesem Zeitpunkt auf der ersten Brust bei ca. 20min, die zweite bei mindestens 10min. Wir versuchen ihn dann kurz wegzunehmen, zu beruhigen oder zu wickeln. Es ist dann jedoch oft sehr mühsam ihn wieder zum Trinken zu animieren und bis wir die "normale" trinkzeit von 30min erreicht haben vergehen im Schnitt 1-1,5h. Wir fangen beim stillen immer von der anderen Brust die Milch auf und mussten diese schon paar Mal zufüttern da er sich überhaupt nicht beruhigen ließ. Die Flasche hat er ohne zu zögern angenommen. Meine Fragen bzw sorgen sind an dieser stelle:  Wird er irgendwann die brust komplett verweigern?  Sind die "kürzere Zeiten" aufeinmal normal und trinkt einfach schneller? Wenn nicht, mache ich mir Sorgen das meine Brüste irgendwann denken sie müssen weniger produzieren und dann bekomme ich ihn gar nicht mehr satt und das ich das selbst durch die aufgefangene Milch nicht mehr kompensieren kann, weil da dann eventuell auch irgendwann nicht mehr so viel rausläuft? Wie bekommen wir das stillen insgesamt wieder ruhiger ohne das er so unruig und am weinen ist? Aktuell versuchen wir, dass er möglichst wenig reizen ausgesetzt ist, heißt: es wird immer im Schlafzimmer gestillt, der Raum ist etwas abgedunkelt, keine Musik oder sonstige Hintergrund Geräusche.    Die größten Sorgen sind einfach, dass ich ihn vielleicht irgendwann nicht mehr genug Milch produziere und das auch durch die aufgefangene Milch nicht mehr kompensieren kann bzw das er einfach so unruhig und verzweifelt ist, beim trinken.   Ich hoffe ihr könnt uns irgendwie weiterhelfen.   Liebe Grüße  Stephie


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Stephie, es kann sein, dass dein Baby saugverwirrt ist, wenn es die Flasche und den Schnuller bekommt. Das Saugen an der Brust ist nicht viel anstrengender, aber die Saugtechnik ist eine andere. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken einfach nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es eben die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie du vorgehen kannst. Die Kollegin kann die dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi Welter


Hiyaki

Beitrag melden

Kann man denn von einer Saugverwirrung ausgehen wenn er bereits 15min aktiv getrunken hat? Ich dachte immer das Verhalten würde sich direkt zu Beginn einer Mahlzeit zeigen und das ist ja bei uns nicht der Fall. Vorallem zum Abend hin und in der Nacht klappt das stillen viel besser. Teilweise sogar ohne Probleme. Die Probleme tauchen nur tagsüber auf.   Liebe Grüße und danke für eure Antworten und Hilfestellung ♥️


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, ich habe eine 3 1/2 Monate alte Tochter. ich habe anfangs voll gestillt ( bis zur 8 Woche) danach hat sie einfach nur noch geschrien wenn ich sie angelegt habe und sie hat nicht mehr richtig getrunken... Ich habe das ganze eine Woche mitgemacht und mein Kind jeden Abend nicht satt ins Bett gelegt.. das hat mich fertig gemacht. Am Ende der W ...

Liebe Biggi, mein Sohn ist seit einer Woche teilweise im Stillstreik. Wir haben vorher mit Stillhütchen voll gestillt und im Moment teilweise ohne, was mir aber sehr  Schmerzen bereitet. Er brüllt die Brust an und dockt sich selbst an und ab. Seit 6 Wochen haben wir mit mangelnder Gewichtszunahme zu kämpfen. Er hat in 3 Wochen nur 100g zuge ...

Liebe Frau Welter, ich habe momentan ein großes Problem mit einem Stillstreik, Beißen und vollständiger Verweigerung von Milch. Mein Baby ist 7 Monate alt, bislang war sie überwiegend gestillt (mäßige Mengen Beikost). Vor wenigen Tagen hat sie eine Impfung schlecht vertragen mit Fieber, viel Schreien, dickem Bein, dazu kam vmtl ein Infekt mi ...

Liebe Frau Welter, mein Sohn, bald 10 Monate befindet sich seit über 2,5 Wochen im Stillstreik (wegen Zahnen denke ich). Er trinkt seit dieser Zeit gar nicht mehr, auch nicht nachts. Er hat zuletzt stark gezahnt. Der Zahn ist nun leicht sichtbar aber immer noch nicht ganz draußen. Er hat bereits 6 Zähne (4 oben und 2 unten). Zuletzt gab es so e ...

Liebe Frau Welter, Mein Baby ist 3.5 Monate, leider fällt es mir mittlerweile sehr schwer, ihre Hungerzeichen zu erkennen. Somit biete ich ihr die Brust einfach tagsüber öfters an, wodurch wir leider fast im Stillstreik sind.... Können Sie bitte einen Tipp geben, was die Hungerzeichen sind in dem Alter? Bzw ist es für die Milchbildung ein Probl ...

Hallo, mein Kind ist 9 Konate alt. Wir hatten wirklich schwierige Phasen beim Stillen (Stillstreik usw.). Es bekommt keinen Nuckel und auch keine Flasche. Schon seit geraumer Zeit wird zur Beruhigung am Ärmel genuckelt. Das hat das Stillen bislang nicht beeinträchtigt. Die letzten Monate über verlief das Stillen vergleichsweise unproblematisch. ...

Hallo :)  mein Sohn ist grade 14 Monate alt und er hat aktuell Hand Mund Fuß.  er hatte ziemlich starke Schmerzen und hat deshalb auch wenig gegessen und eigelich nur Wasser getrunken weil das schön kühlt...    Samstag Sonntag war der Ausschlag im Mund am schlimmsten.  Ich habe bis Samstag am Tag noch recht viel gestillt, mein kleiner ...

Hallo Frau Welter,  ich habe eine 8 Wochen alte Tochter und stille voll. Ich stille mit Stillhütchen, weil meine Tochter meine Brustwarzen nicht richtig fassen kann. Zudem kommt, dass sie nie lange am Stück trinkt, da sie immer wieder abdockt. Soviel zu unserer Vorgeschichte.  Nun zu meinem Anliegen: Seit ein paar Tagen schreit sie immer wied ...

Hallo Frau Welter, mein Baby (6M) trink seit ein paar Tagen sehr ungern an der Brust. Manchmal verweigert sie komplett und weint schon, wenn ich mich nur am Stillplatz hinsetze. Ich habe die Vermutung, dass sie Ungeduld fühlt, das unangenehm für sie ist und sie es nicht abwarten kann, bis die Milch einschießt. Ich gebe ihr vor dem Stillen ein H ...

Liebe Frau Welter, mit meinem 7 Moante alten Baby hat das Stillen bisher super funktioniert. Seit nun 3 Tagen haben wir allerdings große Probleme.  Nachdem die beiden unten Schneidezähne durch waren, hat er angefangen mich zu beißen. Ich habe dann "aua" gerufen und ihn von der Brust genommen. Vermutlich hat er sich dadurch so erschreckt, dass er ...