Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillstreik nach 9 Wochen - Vermeidung künstlicher Sauger; Brusternährungsset

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillstreik nach 9 Wochen - Vermeidung künstlicher Sauger; Brusternährungsset

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Liebe Stillberaterinnen, mein Problem ist ganz ähnlich gelagert wie das der Fragestellerin 130708 (Betreff "milchproduktion anregen/pumpen" vom 30.07.2010), und Kristinas Antwort vom 31.07. hilft mir bereits weiter, vielen Dank dafür. Ein paar weitergehende Fragen habe ich jedoch: - Wie kann ich künstliche Sauger vermeiden, so lange mein Sohn streikt? Ich habe immer wieder die Stichworte "Füttern mit dem Löffel oder aus dem Becher" gelesen, aber wie funktioniert das praktisch? Wie schaffe ich bei jedem Füttern den Übergang vom Löffel/Becher an die Brust? Und gewöhnt er sich statt an die Flasche eventuell an den Löffel bzw. Becher, so dass ich ihn davon nicht zurück an die Brust bekomme? - Wie bekomme ich ihn dazu, an meiner Brust inkl. Brusternährungsset zu trinken, wenn er die Brust derzeit nur liegend im Halbschlaf akzeptiert und nachdem er erst aus der Flasche trinken durfte? Im Prinzip muss ich ihm die Brust untermogeln, wenn er zu müde ist, um das mitzubekommen - in der Hoffnung, dass er nicht gleich einschläft. Da er sich vorher immer versteift und schreiend den Kopf wegdreht, wenn ich versuche, ihn anzulegen, weiß ich nicht, wie ich vorher den Schlauch des Brusternährungssets in seinen Mund bekommen sollte. - Da meine Milchmenge trotz wochenlangen Abpumpens anscheinend nicht so gestiegen ist, dass mein Sohn ausreichend mit Kalorien versorgt wird, gehe ich davon aus, dass ich bis zum Abstillen hinzufüttern muss. Bedeutet das, dass ich - so ich ihn zurück an die Brust bekomme - bis zum Ende mit dem Brusternährungsset arbeiten muss, oder kann ich irgendwann fürs Zufüttern wieder auf die Flasche zurückgreifen? Oder ist die Variante Löffel bzw. Becher dann die Langzeitlösung? Ich werde mich hier in Berlin nach einer Stillberaterin umschauen, bei der ich hoffentlich kurzfristig einen Termin bekomme, um das Ganze noch mal direkt zu besprechen und mir die Sachen auch praktisch zeigen zu lassen, aber eine Vorab-Antwort wäre toll, um die Zeit bis dahin besser überstehen zu können. Vielen Dank für Euren tollen Service, Anja


Biggi Welter

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Liebe Anja, es ist natürlich wichtig dass dein kleiner Mann lernt, die Brust richtig zu erfassen, und ich würde ihm keine Flasche geben, solange er die Brust nicht wirklich beherrscht. Auch wenn er dann gelernt hat, die Brust anzunehmen, sollten keine Schnuller und keine Flaschen verwendet werden (zumindest bis es wirklich ohne Probleme klappt). Wenn es nötig ist, dass er zugefüttert wird, dann könnt ihr das auch mit einem Becherchen machen. Dein Kleiner wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis sie den Dreh raus hat, wie sie die Milch aus dem Becherchen bekommt. VIelleicht hilft dir dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Wenn das mit dem Bechern überhaupt nicht klappt, dann eben doch Flasche, aber dann solltet ihr versuchen, das Trinken aus der Flasche zu erschweren. Wählt dazu einen Schnuller mit dem kleinstmöglichen Loch und erkläre deinem Mann, die Flasche möglichst waagerechtzu halten, gerade so schräg, dass Milch den Sauger füllt. Der Sauger sollte so tief im Mund sein, dass die Lippen des Kindes die Basis des Saugers, ganz ähnlich wie die Brust, umschließen. Wenn das Baby beim Füttern möglichst im 45 Grad Winkel gehalten wird, dann kann die Schwerkraft nicht dazu beitragen, dass die Milch schnell aus der Flasche fließt. Auch eine Flaschenmahlzeit sollte gut 20 Minuten dauern! Am besten wäre es, wenn du wirklich schnell jemanden in deiner Nähe kontaktierst der euch beim Stillen anschauen und dann sagen kann, wie du ihm helfen kannst, seine Trinktechnik zu verbessern. LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Biggi, vielen Dank für Deine Antwort. Die Punkte mit dem Becher und der Flasche helfen schon weiter, aber hinsichtlich des Stillens mit der Brust hatte ich mich vermutlich nicht ganz eindeutig ausgedrückt: Er weiß wie er an der Brust drinken muss und hat das nach anfänglichen Schwierigkeiten auch 5-6 Wochen lang getan, aber ab ca. der 8ten Woche hat er sukzessive immer mehr die Flasche gefordert und weniger an der Brust getrunken. Da ich weiterhin zufüttern muss, musste ich ihm die Flasche geben. Ich habe inzwischen mit einer Sillberaterin und meiner Hebamme gesprochen. Die Stillberaterin kommt heute abend vorbei. Beide sagen, dass ich mich mit ganz viel Zeit und ohne Flasche ins Bett legen und ihm ausschließlich die Brust anbieten soll. Das tue ich auch gerade, aber mein Sohn schreit natürlich laut und lange und schaut mich jämmerlich an, bis er vor Erschöpfung einschläft. Meine Fragen hierzu: - sind Dir andere Wege bekannt? - giebt es einen sanfteren Weg, z. B. eine schleichende Entwöhung von der Flasche? - giebt es Untersuchungen dazu, was für psychische Auswirkungen diese so brutal anzusehende (so erlebe ich es) Verfahrensweise auf das Kind und die Mutter-Kind Beziehung hat? - kann man mit dem Becher größere Mengen zufüttern? Das ist interessant ob ich später mal mehrere Stunden ohne ihn unterwegs sein möchte. Vielen Dank vorab und herzlich - erschöpften Gruß Anja


Biggi Welter

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Liebe Anja, eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Du deine Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringst. Versuche, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Du deinen Sohn anlegst. Warte nicht, bis dein Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Schreien lassen würde ich das Kind nicht, aber eine schleichende Entwöhnung der Flasche funktioniert selten. Bechern kann man auch größere Mengen. Ein gesundes, voll ausgetrages und gut gedeihendes Baby kann auf die folgende Art wieder an die Brust zurückgeführt werden: 1. Tag: Keine Flaschen, keine Brust An diesem Tag erhält das Baby seine Nahrung über eine alternative Fütterungsmethode (z.B. Pipette, Löffel, Becher, bei Hohlwarzen KEINE Fingerfütterung). Wenn eine Pipette oder ein Becher benutzt werden, sollte das Baby aufrecht auf dem Schoß gehalten werden, um ein Verschlucken und Einsaugen von Flüssigkeit in die Lunge zu vermeiden. 2. Tag: Keine Flaschen, die Brust wird nur zum Trösten angeboten Jetzt ist das Baby möglicherweise bereit, dicht an der nackten Brust der Mutter gehalten zu werden, während die Nahrung verabreicht wird. Die Mutter kann dem Baby die Brust nach jedem Füttern zum Trost anbieten, ebenso, wenn sie merkt, dass das Baby saugen möchte. Dreht es sich von der Brust weg, kann es „gebündelt" (mit rundem Rücken in eine Decke gewickelt) und beruhigt werden, bevor ihm die Brust wieder angeboten wird. Das Baby braucht möglicherweise noch einen weiteren Tag, bevor es bereit ist, auf die Brust überzugehen. Es sollte nicht gezwungen werden. Übergang zur Brust: Akzeptiert das Baby die Brust zur Beruhigung, kann die Mutter versuchen, es zu stillen und zwar eine halbe Stunde bevor es wahrscheinlich richtig hungrig ist. Zu diesem Zeitpunkt akzeptiert das Baby im allgemeinen das Stillen. Dieser „Plan" ist meist erfolgreich, doch es wäre auch hier gut, wenn Du auf die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort zurückgreifen könntest. Die nächsten Tage werden sicher nicht einfach für euch beide werden. Du wirst einiges an Geduld und Beharrlichkeit brauchen. Es wäre gut, wenn Du jemanden finden könntest, der dich in der Alltagsarbeit unterstützt. Eine Relaktation ist eine Aufgabe, die die ganze Frau fordert. Ich wünsche dir, dass dein Sohn bald wieder problemlos an der Brust trinkt. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Dein Relaktationsplan klang für mich sehr gut, so als ob man über ihn ein Kind so sanft wie möglich zurück an die Brust führen kann, und verständlich war er ebenfalls. Als ich deine Antwort erhielt, hatte ich bereits den von meiner Hebamme vorgeschlagenen Weg begonnen - mich mit meinem Sohn nackt ins Bett zu legen, ganz viel zu kuscheln, ihm die Brust anzubieten, wann immer er Anzeichen von Hunger zeigt, und Flasche und Schnuller zu verbannen. Entgegen meiner Sorge, dass er stundenlang jämmerlich schreien wird, hatten wir ganz schnell Erfolg! Beim ersten Hungerschreien hat er die Brust natürlich nicht akzeptiert, ist aber nach einer Weile durch mein Trösten eingeschlafen. Sein nächstes Hungerschreien habe ich nur eine Weile ausgehalten, dann hat mich seine Verzweiflung so gedauert, dass ich ihm doch 80 ml aus der Flasche gegeben und dann - ohne große Hoffnung - die Brust angeboten habe. Und Wunder über Wunder hat er sie freudig genommen und sich dann dort noch mal eine Ration geholt! Beim nächsten "Ich habe Hunger" hat er erneut nicht an der Brust getrunken, ist aber getröstet auf ihr eingeschlafen - und hat sie sich im Aufwachen geschnappt! Ab da war das Eis gebrochen, die nächste Mahlzeit verlief problemlos, und seit gestern ist er wieder ein Säugling, der tut, was er soll: Hunger haben, Brust fordern, andocken, trinken, selig lächeln. Mit der Stillberaterin, die abends noch kam, hatten wir leider Pech, sie ist kaum auf unsere Bedürfnisse eingegangen und schien uns auch nicht sonderlich kompetent. Zum Glück hatten wir zu dem Zeitpunkt bereits unseren Erfolg, so dass ich sie nicht mehr wirklich brauchte, zumindest nicht für die Frage "wie mache ich ihm die Brust wieder schmackhaft". Auch wenn wir deinen Plan nicht umgesetzt haben, hat es mich sehr entspannt, ihn zu kennen, denn ich wusste, dass ich noch einen anderen Weg beschreiten kann, sollte die Nackt-ins-Bett-Variante keinen dauerhaften Erfolg bescheren. Jetzt genieße ich es erstmal, dass er wieder problemlos an die Brust geht, bevor ich mich um die neuen Frage kümmere: Wie schaffe ich es, dass er nicht schon nach 50 Minuten wieder gestillt werden will, wie lange stille ich ihn je Mahlzeit, habe ich genug Milch, was tun wenn nicht und wie unterscheide ich "Ich habe Hunger" von "Ich will getröstet werden" ... Lieben Gruß & nochmals herzlichen Dank, Anja


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