Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Durchschlafen - wann kann man es erwarten?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Durchschlafen - wann kann man es erwarten?

Mitglied inaktiv

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Hallo! meine Tochter ist 8,5 Monate alt und wird noch zum grössten Teil gestillt. Sie bekommt ausser Gemüsebrei mittags (so etwa 250 g - sie mag so viel) und Reisbrei am abend (danach will sie noch Brust) nur Brust. Wasser verweigert sie. Manchmal bekommt sie eine geschellte Karotte zum Beissen, oder ein Stück Reiswaffel. Sie schlief schon gut durch - von 22 Uhr bis 8 Uhr. Aber nach einem ND-Schub ist es seit etwa 2 Monaten wieder vorbei - sie will nachts 1-2 mal gestillt werden. Meine Frage ist: hat sie wirklich Hunger? ab wann etwa könnte ich erwarten, dass sie wieder durchschläft? Ich möchte ihr Durchschlafen nicht anerziehen bzw. sie schreien lassen. Ach ja, sie schläft noch mittags etwa 2-2,5 Std. (1 Schläfchen). nachts - ab 22 uhr bis 8, aber eben mit Zwischenmahlzeiten Vielen Dank im voraus und entschuldigen Sie mich bitte für lange Botschaft :-) Masha


Biggi Welter

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? Liebe Masha, die ehrliche Antwort auf die Frage „Wann wird mein Kind durchschlafen?“ lautet: Niemand weiß es. Es ist normal, dass Babys und Kleinkinder nachts aufwachen und bis ein Kind wirklich einigermaßen verlässlich durchschläft können Jahre vergehen. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Die Kunst besteht darin, diese anstrengenden Zeiten im Elternleben so zu gestalten, dass die Mütter nicht an ihre Grenzen kommen und sich Nischen für ihre Erholung schaffen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Biggi! Vielen Dank für ausführliche Antwort. Das erklärt vieles und das beruhigt mich in vielerlei Hinsicht Das Buch werde ich mir sofort bei Ebay ersteigern und begeistert lesen Liebe Grüsse Masha


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