Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen/ Beikost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen/ Beikost

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Hallo Frau Welter, mein Sohn ist jetzt 11 Monate alt, bekommt vormittags, mittags, nachmittags und abends Brei. Stücke akzeptierter noch nicht bzw. fängt dann an zu würgen. Ich stille noch immer nach Bedarf, vorwiegend aber abends und nachts alle 2 Stunden in etwa. Aus der Flasche oder dem Trinklernbecher trinkt er nicht, so dass er nur an der Brust trinkt. Tagsüber trinkt er kaum an der Brust, weil er abgelenkt ist oder nicht will. Trinkt mein Sohn genug? Wie kann ich ihm einen Trinklernbecher oder doch die Flasche angewöhnen? Und was soll ich machen, wenn ich abstillen möchte? Auch die Beikost ist schwierig. Man muss ihn immer ablenken, damit er überhaupt was ißt. Mein Sohn schläft noch immer schlecht und wir bekommen ihn abends überhaupt nicht zum Einschlafen, nur durch Herumtragen, doch meine Handgelenke und mein Rücken macht das nicht mehr mit, da ich schon ziemliche Schmerzen habe. Überhaupt bin ich inzwischen ziemlich erschöpft, weil ich seit 11 Monaten nicht mehr richtig schlafe, also keine 2 Stunden am Stück und dann auch nicht länger als 4-5 Stunden (wenn überhaupt). Er schläft bei uns im SChlafzimmer, zuerst in seinem Bett, dann bei uns im Bett, da er ansonsten ununterbrochen schreien würde. Haben Sie einen Rat für mich? Von Schlaflernprogrammen halte ich nichts, aber es muss doch noch andere Möglichkeiten geben, wie er einschlafen kann (ohne herumtragen, stillen, wiegen - das alles klappt nur noch begrenzt und nach Stunden). Vielen Dank für Ihre Hilfe! Viele Grüße, Stella


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Liebe Stella, Geduld heißt hier das Zauberwort. Lass dein Kind mit dem (leeren) Becher spielen, setze auf seinen Nachahmungstrieb und versuche es nicht mit Druck. Dein Kind wird nicht verdursten, vor allem nicht, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Kindes über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt es wird nach Bedarf gestillt. Wie viel Flüssigkeit ein Baby zusätzlich zur Beikost braucht, hängt davon ab, wie viel Beikost es isst, wie warm es ist, wie aktiv das Kind ist und einigem anderen mehr. Ein Kind, dass noch viel breiartige Kost isst, bekommt zudem über die Nahrung relativ viel Flüssigkeit. Biete deinem Kind zur Beikost immer Wasser an, dann hat es die Möglichkeit zu trinken, wenn es durstig ist. Wasser ist das optimale Getränk, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, Saft oder Tee ist nicht notwendig. Solange der Urin des Babys hell, fast farblos aussieht und nicht unangenehm riecht, bekommt es in der Regel genügend Flüssigkeit. Hab Geduld, dein Baby wird das Trinken schon lernen und akzeptieren und solltest Du den Eindruck haben, dass die Trinkmenge deutlich zu gering ist und dein Kind dennoch nicht mehr trinken will, dann mach aus dem Gemüsebrei einfach Gemüsesuppe. Ganz ohne Tränen wird es vermutlich nicht gehen, wenn dein Entschluss, ihn jetzt ganz abzustillen, fest steht. Mit einem Jahr ist das Stillen - nicht nur aus Gründen der Ernährung, viel mehr aus psychologischen! - noch viel zu wichtig für ein Menschenkind, als dass es das freiwillig "einfach so" aufgeben würde... Doch es gibt zumindest verschiedene "sanfte" Wege weg von der Brust und das brutale "Schreien lassen" muss wirklich nicht sein! Vielleicht versuchst Du es zuallererst damit, die Stillzeiten beim Einschlafen immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, Du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst Du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt Du die Zeit an der Brust immer mehr. Um das nächtliche Stillen (bzw. Saugen, siehe mehr dazu weiter unten) zu beenden helfen dir hoffentlich unsere Tipps zum Thema "Stillfreie Zeit in der Nacht": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Vielleicht bekommst du es schon in der örtlichen Bücherei und kannst dich davon inspririeren lassen? Sollte sich dein Kleiner jedoch vehement gegen das nächtliche Abstillen zur Wehr setzen dann kannst du davon ausgehen, dass er es wirklich noch braucht. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen (auch das non-nutritive, also das reine "Nuckeln"!!) wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Die Nächte können dann sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit in ihrem Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. LLLiebe Grüße, Biggi


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