Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Durchschlafen ?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Durchschlafen ?

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Liebe Frau Welter, unser Kleiner ist jetzt 7 Monate und 1 Woche alt, wurde 6 Monate voll gestillt und bekommt im Augenblick mittags (ohne "Nachstillen") Möhren etc. und abends um 19:30/20 Uhr (zur Zeit noch mit "Nachstillen") Griessbrei. Vor der abendlichen Umstellung auf Brei hat er meistens von 21 Uhr bis mindestens 5:30 Uhr durchgeschlafen (nach dem Stillen um 5:30 auch meistens noch mal ca. 1 Stunde). Seit wir aber abends zufüttern, wird er regelmässig zwischen 2 und 4 Uhr noch mal wach und hat dann Hunger (bekommt dann von meiner Frau auch noch mal die Brust), wird aber auch wieder gegen 6 wach. Eigentlich hatten wir uns erhofft, dass genau das Gegenteil der Fall wäre, nämlich dass er durch das abendliche Zufüttern morgens länger statt kürzer schläft. Haben Sie vielleicht noch einen Tip für uns (Einschlafen abends ist überhaupt kein Problem, wir haben da unsere festen Rituale; er merkt zwar mittlerweile, wenn es abends die Treppe hochgeht und meckert einmal kurz (versuchen kann man es ja mal ;-)), ist aber dann auch meistens schon hundemüde und froh, wenn er in seinem Bett liegt, denke ich) ?? Wir haben schon mal davon gelesen, die Kinder um 22 oder 23 Uhr noch mal zu wecken und dann noch mal zu füttern, möchten unseren Sohn aber eigentlich nur ungern aus seinem Schlafrhytmus reissen. Vielleicht träumt er jetzt auch einfach mehr und wildere Sachen und die Angelegenheit gibt sich bald von selbst. Vielen Dank im voraus und liebe Grüße, Risi


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? Lieber Risi, es ist ein Trugschluss, dem viele Menschen aufsitzen, zu glauben, dass Beikost oder die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung am Abend die Schlafdauer positiv beeinflussen würde. Die Fähigkeit längere Zeit zu schlafen ist nicht von der Ernährung abhängig und viele Eltern müssen die Feststellung machen - genau wie Sie - dass ihre Kinder ab der Einführung der Beikost nicht besser, sondern schlechter schlafen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Es gibt unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Ich kann verstehen, dass Sie sich wieder nach ununterbrochenen Nächten sehnen, aber es ist eher die Ausnahme, denn die Regel, dass ein Baby oder Kleinkind langanhaltend durchschläft. Es gibt einfach so viele Gründe, warum ein Kind nachts (wieder) vermehrt aufwacht. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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