Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauer einer Mahlzeit, Saugschwäche

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauer einer Mahlzeit, Saugschwäche

Silvia8217

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Liebe Stillberaterinnen, Meine Tochter ist jetzt 12 Wochen und trinkt immer noch sehr langsam. Eine Mahlzeit sind idR beide Brüste, mindestens je 30min, so dass wir fast nie unter einer Stunde stillen. Abends zT noch länger bis zu 90min, da nuckelt sie aber gegen Ende eher ohne zu schlucken zum Kuscheln und Einschlafen weiter. Unsere Stillabstände sind ca alle 3Std, nachts schon mal länger, tagsüber schon mal kürzer. Sie hat gut zugenommen und ist meist ein entspanntes und fröhliches Baby und bis auf eine leichte Vorzugshaltung im Nackenbereich und damit einhergehende C-Haltung gesund.Anlegetechnik ist lt Hebamme gut. Meine Frage ist, ob das noch normal ists dass sie so langsam trinkt oder irgendeine Art Trinkschwäche vorliegen könnte... wenn sie die Zeit braucht gebe ich ihr sie gerne. Ich bin nur besorgt dass sie vielleicht irgendwie eine Art Saugproblem oder motorische Schwäche hat, die man korrigieren müsste... Lg S


Biggi Welter

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Liebe S, wie ein Kind trinkt, ist vom Temperament des jeweiligen Kindes abhängig. Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Deshalb bringt es auch nichts, wenn Du versuchst, deinem Baby größere Mengen zu verabreichen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Du brauchst dir also sicher keine Sorgen machen, dass deinem Kind etwas fehlt :-). LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo, Ich bin zwar keine Stillberaterin, aber um dich zu beruhigen: das hat meine Tochter genau so gemacht in dem Alter. Vor allem das Abendstillen fiel oft sehr, sehr lang aus aber auch am Tage nie kürzer als 20 Min, eher 40. Ich kenne einige Babys, die das in diesem zarten Alter brauchten! Mit 4-5 Monaten wurde das ganze schon kürzer aber manchmal brauchte sie das Kuscheln und Nuckeln immernoch. Und auch heute mit 8 Monaten braucht sie diese Kuschelzeit am Abend von min. 30 Minuten, wo sie im Arm einschlafen darf... Ich habe dann mit 3 Monaten langsam einen Schnuller eingeführt, da ich nicht ihr "lebendiger" Schnuller am Abend sein wollte und für die Nacht. :D Aber das kannst du ja selbst entscheiden. Und falls du mit Stillhütchen stillen solltest, kann die längere Dauer auch daher kommen. Viele Grüße!


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