Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost

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Hallo Biggi! Ich stille meine 7 1/2 Monate alte Tochter noch voll und möchte eine Zeit das auch noch weiter tun. Meine Freundin, deren Baby gleich alt ist wie meine Maus, füttert schon seit langem zu. Sie äußert sich immer etwas skeptisch über mein Vorhaben so lange ausschließlich zu stillen und wir haben was Beikost betrifft auch sehr unterschiedliche Meinungen. Sie gibt ihrer Kleinen schon seit sie 5 Monate alt ist Kartoffelpürree, Fruchtzwerge, Fruchtjoghurt,mittlerweile bekommt sie auch Fisch und ißt eigentlich so ziemlich alles vom Familientisch mit ( auch Wurst bzw. Käsebrot). Ich möchte meiner Kleinen im ersten Lebensjahr auf keinen Fall Milchprodukte geben und schon gar keinen Fisch. Außerdem dachte ich, daß Bioprodukte sicher für das Baby gesünder sind als "normales" Essen. Ich kann mir eben nicht vorstellen, daß Wurst in dem Alter gut sein kann. Bin ich da übertrieben mit meinen Ansichten? Ab wann können die Kleinen am Familientisch mitessen und bis wann ist es besser Bioprodukte zu geben? Was kann es beim Kind bewirken, wenn man zu früh diverse Nahrungsmittel gibt? Viele Fragen auf einmal. Danke schon im Vorraus. Brigitte


Biggi Welter

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? Liebe Brigitte, Wenn es um die Frage geht, wie lange ein Baby voll gestillt werden kann, dann sollte niemals nur der Kalender betrachtet werden, sondern in erster Linie das Kind selbst. Es ist durchaus möglich, ein Baby deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass es dabei zu Mangelerscheinungen kommt, doch die Initiative sollte immer vom Kind ausgehen und keinesfalls sollte von vorneherein geplant werden, ein Kind acht, neun Monate oder gar ein Jahr ausschließlich zu stillen und ihm die Beikost zu verwehren, wenn es im zweiten Lebenshalbjahr deutlich danach verlangt. Ein Baby gibt normalerweise deutlich zu erkennen, wann es so weit ist, dass es zusätzlich und ergänzend zur Muttermilch andere Nahrung haben möchte. Die Bereitschaft zur Beikost erkennen Sie bei einem voll ausgetragenen gesunden Kind an den folgenden Anzeichen: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein) und Sie können langsam zusätzliche Nahrung ergänzend zur Muttermilch anbieten. Die Idee, Nahrungsmittel zu pürieren und dann in Gläser abgefüllt als Babynahrung zu verkaufen, ist relativ neu, wenn wir die Entwicklung der Menschheit betrachten. Und so spricht überhaupt nichts dagegen, dass ein Kind ab dem ersten Bissen der Beikost vom Familientisch mitisst, vorausgesetzt, dass die Familienkost so gestaltet ist, dass etwas babygerechtes abgezweigt werden kann. So kann zum Beispiel das Gemüse für die ganze Familie gedünstet werden und ehe es gewürzt wird, wird eine Portion für das Baby weggenommen. Das Gleiche gilt für Kartoffeln usw. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Nicht zuletzt wegen der durch die Muttermilch verbesserten Aufnahme verschiedener Nährstoffe aus der Beikost ist es sinnvoll in direkter Kombination mit der Beikost zu stillen. Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr und wie oben schon gesagt, kann und soll das Kind weiterhin nach Bedarf gestillt werden, gleich wie alt es ist und wieviel Beikost es bereits bekommt. Mit etwa einem Jahr sind die meisten Babys dann so weit, dass sie komplett am Familientisch mitessen können. Viele weitere Tipps rund um das Thema Beikost findest Du in dem Infoblatt „Babys erste feste Nahrung", das Du bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bestellen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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