Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost

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Hallo! Entschuldigung aber mir ist noch was eingefallen! Vielleicht können Sie mir auch bei der Beikost weiterhelfen: Man hört ja mal - Gläschen sind das Beste - die sind genau geprüft - die haben wenig Schadstoffe - die kann man getrost nehmen! Was ist Ihre Meinung dazu? Ist es besser selbst zu kochen oder die Gläschen zu nehmen? In den "Gläschen" ist ja meistens auch Salz enthalten, was ja für Babys auch nicht so gut sein soll... Ich habe auch schonmal selbst gekocht und eingefroren aber da bin ich mir auch nie so sicher - schadet das Salz in den Gläschen denn wirklich so? Bei den Obstgläschen ist dann bei manchen wiederum Zucker enthalten - worauf ich jetzt schon achte! Der "Ernährungsplan" meines fast 8 Monate alten Sohnes sieht nun wie folgt aus: - Morgens: Stillen (noch...) - vormittags: Obstgläschen/selbstgemachtes Mus oder Zwieback oder Keks - Mittags: Gläschen oder selbstgekochtes - nachmittags: Obst/Getreide-Gläschen evtl. mit einem Zwieback/Keks oder ... - Abends: Milchbrei (auch manchmal selbstgemacht-dann mit frischem geriebenem Obst) Wann und wie soll ich da am besten die dritte Milchmahlzeit einfügen - und ist der Rest so O.K.? Wie ist das mit dem Zucker und Salz und frischem Obst? Wann kann ich ihm etwas von unserem Gekochtem geben? (Meine Mutter meint, er könnte doch schon was mitessen...) Gibt es sonst noch etwas worauf man achten sollte oder woran er Schaden nehmen könnte? (Was man weglassen bzw. zufügen sollte?) Manchmal macht man sich ja vielleicht mehr Gedanken als es nötig ist... Vielen Dank nochmal!!! Liebe Grüße Daiana


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? Liebe Daiana, ich fasse meine Antwort auf Ihre Anfragen in einer Antwort zusammen. Es gibt keine für jedes Kind verbindliche Richtlinie, dass ein Baby mit acht Monaten zum Frühstück, als Vormittagsmahlzeit und als Abendmahlzeit eine Milchmahlzeit haben muss. Es gibt die Richtschnur, dass in diesem Alter drei Milchmahlzeiten am Tag wünschenswert sind und wie diese dann verteilt werden, muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Ebenso gibt es keine fixe Mengenangaben, denn auch hier ist jedes Kind eine individuelle Persönlichkeit, die unterschiedliche Bedürfnisse hat. Der günstigste Weg ist der, dass die Mutter/Eltern Essen anbieten und das Kind kann auswählen wieviel es davon isst. Ob selbstgemacht oder Fertigbrei ist zum Teil eine Glaubensfrage, zum Teil auch eine finanzielle Frage. Es muss auch nicht ein entweder oder sein, beides kann kombiniert werden. Bei Verwendung von Fertignahrung sollte das Etikett gründlich gelesen werden, beim Selbstkochen sollte auf Zutaten aus biologischem Anbau geachtet werden. Prinzipiell kann ein Kind von Anbeginn der Beikost vom Tisch mit essen, vorausgesetzt das Familienessen ist so, dass etwas für das Baby geeignetes dabei ist. So können zum Beispiel Kartoffeln gekocht werden und das Kind bekommt eine ungesalzene Kartoffel ohne Soße. Oder vom Gemüse wird vor dem Würzen etwas für das Kind abgezweigt. Ab etwa einem Jahr kann ein Kind meist vom Familientisch essen, es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Essen nicht zu sehr gewürzt und möglichst salzarm ist. Kuhmilch ist ein artfremdes Eiweiß und kann, vor allem, wenn es zu früh eingeführt wird, gesundheitliche Probleme verursachen. Deshalb wird inzwischen empfohlen, Kindern vor dem ersten Geburtstag keine Kuhmilch zu geben, nach Möglichkeit zu stillen und wenn dies nicht möglich ist, auf künstliche Säuglingsnahrung auszuweichen, die den Bedürfnissen des Babys entsprechend verändert und dem Vorbild Muttermilch angenähert ist. Ich hänge Ihnen einen Artikel der Gesellschaft für Kinderheilkund und Jugendmedizin e.V. an, der sich mit dem Thema Milch beschäftigt. In wie weit es für Ihr Kind ein Problem sein kann oder auch nicht, dass es bereits früh Joghurt bekommen hat, kann dir niemand sagen. Es gibt statistische Wahrscheinlichkeiten, was passieren kann, wenn ein Kind sehr früh Kuhmilch erhält, doch diese sagen nichts über den Einzelfall aus. Zum Thema Kinderernährung gibt es meines Wissens nur den Ratgeber der Verbraucherzentrale Hamburg und keinen von einer anderen Verbraucherzentrale. LLLiebe Grüße Biggi Welter Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkund und Jugendmedizin e.V. (Prof. Dr. B. Koletzko) zu Beikostprodukten auf Milchbasis http://www.dgkj.de/stellen.htm Beikostprodukte auf Milchbasis Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin: Hans-Josef Böhles, Jobst Henker, Mathilde Kersting, Berthold Koletzko (Vorsitzender), Michael J. Lentze, Reinhard Maaser, Friedrich Manz, Frank Pohlandt, Hildegard Przyrembel (Gast) Kuhmilch in der Ernährung im 2. Lebenshalbjahr Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin hat zum Einsatz von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten sowie von milchhaltiger Beikost Stellung genommen (1). Bis zum Ende des ersten Lebensjahres soll mindestens eine Milchmahlzeit pro Tag gegeben werden, die aus Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung besteht (2,3). In den ersten 10-12 Lebensmonaten wird die Verwendung handelsüblicher Trinkmilch nicht empfohlen (4,5), vor allem weil Trinkmilch einen niedrigen Eisengehalt hat, die Resorption von Nichthämeisen auch aus anderen Lebensmitteln behindert, und bei Säuglingen gehäuft okkulte Blutverluste im Stuhl induziert (6-8). Vorläufige, bisher nur in Abstractform mitgeteilte Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Eisenversorgung im zweiten Lebenshabjahr nicht nur durch Trinkmilch, sondern in gleicher Weise auch durch fermentierte Milchprodukte beeinträchtigt werden kann (9). Auch hinsichtlich der Zufuhr anderer Nährstoffe ist Trinkmilch für die Säuglingsernährung insgesamt deutlich ungünstiger als Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrungen, u. a. ist der Proteingehalt der Kuhmilch mehrfach höher als in der Muttermilch. Mit der Beikost erhält der Säugling im 2. Lebenshalbjahr einen Getreide-Milch-Brei mit ca. 200 ml Milch/Tag, der selbst zubereitet oder industriell hergestellt (Trockenprodukte, Gläschenkost) sein kann. Ein zusätzliches Angebot von Milch und Milchprodukten (z. B. Joghurt, Quark) mit der Beikost ist nicht erwünscht, denn im 2. Lebenshalbjahr wird mit der derzeitigen Ernährungspraxis bereits eine weit über dem Bedarf (10) liegende Eiweißzufuhr bis zu täglich 5g/kg Körpergewicht und mehr erreicht (11-13). Ein zusätzlicher Verzehr von Milch und Milchprodukten würde zu einer weiteren Erhöhung der Eiweisszufuhr führen, die keinen Nutzen hat, aber vermeidbare renale und metabolische Belastungen mit sich bringt. Eine den Bedarf überschreitende Eiweisszufuhr erfordert eine Steigerung der renalen Harnstoffausscheidung. Bei Erwachsenen führte eine mässige Steigerung der Eiweisszufuhr zu einem adaptiven Anstieg der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und der Nierengrösse (14,15). Die potentielle renale Molenlast der Kuhmilch ist mit 46 mosm/100 kcal mehr als dreimal so hoch als bei Muttermilch (14 mosm/100 kcal) und etwa doppelt so hoch wie bei üblichen Beikostprodukten (23 mosm/100 kcal) und Säuglingsmilchnahrungen (20-39 mosm/100 kcal), so dass für eine ausgeglichene Wasserbilanz eine höhere Flüssigkeitszufuhr erforderlich werden kann (16). Eine hohe Proteinzufuhr im Säuglingsalter erhöht die Konzentrationen zirkulierender Aminosäuren und stimuliert die Insulinsekretion (17). Epidemiologische Studien zeigten eine Assoziation zwischen hoher Eiweisszufuhr im Säuglings- und Kleinkindalter und einem erhöhtem Adipositasrisiko im späteren Lebensalter (18-20). Als zugrundeliegender Mechanismus wird eine durch Protein stimulierte IGF-1-Sekretion mit Auswirkungen auf das Gewebewachstum diskutiert. Diese Hypothesen lassen sich mit der Beobachtung vereinbaren, dass gestillte Kinder im späteren Alter ein niedrigeres Adipositasrisiko aufweisen als flaschenernährte Kinder, die eine höhere Eiweisszufuhr erhalten . Vergleichbare Effekte wurden in experimentellen Untersuchungen beobachtet . Zudem verdrängt in der Praxis der Säuglingsernährung ein übermässiger Verzehr von Milch und Milchprodukten andere, vollwertige Beikostmahlzeiten mit hohen Gehalten von Kohlenhydraten und anderen erwünschten Bestandteilen und beeinträchtigt somit die Qualität der Nährstoffzufuhr. Insgesamt ergibt sich also durch reichlichen Verzehr von Milch und Milchprodukten im Säuglingsalter kein Vorteil, aber es besteht begründete Besorgnis über mögliche Nachteile. Produktangebot In jüngerer Zeit werden neue Formen von verzehrfertigen Beikostprodukten angeboten, die als wesentlichen Bestandteil Kuhmilch und Kuhmilchprodukte enthalten und zum Einsatz schon ab dem 7. bzw. 8. Monat als Zwischenmahlzeit oder als "Dessert" ausgewiesen werden. Produkte mit Bezeichnungen wie "Joghurt-Töpfchen", "Quark-Töpfchen", "Früchte Duett" (mit Joghurt bzw. Quarkcreme) oder "Frucht und Joghurt" (bzw. Quark) enthalten zu je etwa einem Drittel Joghurt bzw. eine Milch-Quarkmischung und Früchte verschiedener Art, mit einem hohen Proteingehalt von bis zu 3 g pro 100 g Produkt. "Pudding" bzw. "Dessert" enthalten weit überwiegend Kuhmilch. "Meine ersten Fruchtzwerge" sind Frischkäseprodukte mit sehr hohem Gehalt an Eiweiss (4,3 g/100g), Fett (4,7 g/100g), Zucker (14,8 g/100 g) und Energie (133 kcal/100g). Ein Einsatz von proteinreichen Beikostprodukten ist in der Säuglingsernährung überflüssig und nicht erwünscht. Zwischenmahlzeiten sollten bevorzugt aus Obst und Getreide oder Getreideprodukten bestehen. Sie werden beim Übergang auf die Familienernährung gegen Ende des 1. Lebensjahres eingeführt . In der Familienernährung kann die Milch mit Beginn des 2. Lebensjahres in Form von handelsüblicher pasteurisierter Trinkmilch oder ultrahocherhitzter (H-)Milch, z. B. als Getränk im Rahmen von Brotmahlzeiten, gegeben werden. Ein Austausch im Verhältnis 1 : 1 gegen Joghurt ist möglich. Quark ist aufgrund des relativ hohen Eiweiß- und Caseingehaltes und des niedrigen Calciumgehaltes nicht zu empfehlen. Empfehlung: Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin spricht sich dafür aus, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte im ersten Lebensjahr nur in sehr begrenztem Umfang und in denaturierter (erhitzter) Form im Rahmen eines Getreide-Milch-Breis einzusetzen. Eine Einführung weiterer milchhaltiger Beikost wird nicht empfohlen. Anschrift für die Verfasser: Univ.-Prof. Dr. Berthold Koletzko Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München Lindwurmstrasse 4, D-80336 München Fax: 089 – 5160 3336 E-mail:Claudia.Wellbrock@kk-i.med.uni-muenchen.de


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Hallo! Ist der Ratgeber "Gesunde Ernährung von Anfang an" in jedem Bundesland unterschiedlich evtl. hat ja jedes Bundesland andere Schwerpunkte...? Ich komme nämlich aus dem Raum Hessen - sie haben mir den aus Hamburg empfohlen - ist das egal? Danke Daiana


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