Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: beikost

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi Du bist im Moment meine letzte Rettung, denn jeden den ich bis jetzt fragte sagte mir was anderes und nun hoffe ich mal auf fachliche Kompetenz zu stoßen. Folgendes: mein Sohnemann ist letzte Woche ein halbes Jahr alt geworden. Eigentlich wurde er voll gestillt. In letzter Zeit bekam er ab und an eine Reiswaffel die er dann oft bis zur Hälfte verspeist hat, deswegen eigentlich. Die Bedingungen für die Einführung von Beikost sind mir bekannt und ich denke, das er langsam aber sicher soweit ist... Ich möchte auf alle Fälle selbst kochen, da ich nicht will, das ich meinen Kleinen gleich an Konservenkost gebe. Das muss nicht unbedingt sein. Da er besonders allergiegefährdet ist, möchte ich nicht mit Karotten anfangen und das erste Jahr auch glutenfrei, milch und eiweißfrei versteht sich von selbst. Nun meine Frage: Ich dachte mir, dass sich für den Anfang Pastinaken ganz gut eignen, aber eine Bekannte erklärte mir, dass man die nicht einzeln verfüttern soll, weil die zu süß wären. Ich halte dies für kompletten Schwachsínn und Du? Außerdem möchten wir nun nicht unbedingt eine bestimmte Mahlzeit ersezten sondern ihn nur an das "normale Essen" gewöhnen. Wir stellten uns das so vor, dass ereben jedesmal wenn wir beim essen sind ihm eben auch ein zwei Löffelchen geben - oder geht das nicht? Ansonsten will ich auf jedenfall nach bedarf weiterstillen. Wie fängt man nun am besten an? Wie bereitet man das alles zu? Gibt es irgentwo Rezepte dafür? In welcher Reihenfolge führt man das einzelne ein (Brei, Obst, Gemüse) Wie sieht das mit Fleisch aus? Muss er unbedingt dann Wasser trinken?Gibt es auch irgentwo Rezepte für Milchbrei, selbst zubereitet mit Mumi? Sind unverschämt viele Fragen - ich weiß.. Hoffe trotzdem, dass du mir darauf antwortest liebe grüße moni


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Liebe Moni, ich kann deine Verunsicherung gut verstehen und ich freue mich, dass ich dir antworten kann und darf. Du bist schon auf dem richtigen Weg :-). Gläschenkost ist sicher keine zwingende Notwendigkeit. Du kannst auch einfach etwas von eurem Essen abzweigen. Du kannst für die ganze Familie Kartoffeln kochen und ehe Du sie salzt oder sonst wie würzt, nimmst Du eine Kartoffel weg und drückst sie mit ein wenig Wasser oder abgepumpter Muttermilch zu Brei. Das mögen die meisten Babys gerne und bedeutet keinen Extra-Aufwand. Eventuell gibst Du deinem Sohn auch einfach ein Stück gekochte Kartoffel zum Selberessen in die Hand. Versuche es doch einmal mit Zucchini, Kürbis, Fenchel, Kohlrabi oder Pastinake (natürlich nicht alles auf einmal und gemischt mit Kartoffeln ist Pastinake sicher nicht zu süß). Entweder selbstgekocht aus kontrolliert biologischem Anbau oder aber auch als Gläschen, von einigen Anbietern gibt es auch anderes Gemüse als Karotte. Von einigen Experten wird in Bezug auf Obst und Gemüse auch empfohlen es zuerst in gekochter Form anzubieten und wenn das gut vertragen wird in roher Form. Babys sind auch in Hinblick auf das Essen gesellige Wesen und auch ihnen schmeckt es in Gesellschaft besser. Es ist sogar so, dass spezielles Essen für das Baby oft ein Fehlschlag ist, da das Baby über die Muttermilch an den Geschmack der Nahrung gewöhnt ist, die die Mutter isst. Da Menschen Gewohnheitstiere sind, bevorzugt ein Babys eine bekannte Geschmacksrichtung. Wenn also gekochte Karotten nicht zu deiner täglichen Ernährung gehören, dann ist es nicht erstaunlich, wenn dein Kind sie auch nicht schätzt. Allerdings sollte immer nur ein neues Nahrungsmittel auf einmal eingeführt werden (also nur Kartoffel, nur Banane usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Solange dein Kind noch mindestens zweimal täglich gestillt wird, genügt dies in der Regel, um den Milchbedarf zu decken, es braucht dann keine andere Milch, auch keinen Milchbrei. Ob ein Baby Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen- und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Während der Schwangerschaft legt das Kind Eisenreserven an. Bei reif geborenen Kindern reichen diese Reserven sechs bis neun Monate. Das wenige Eisen aus der Muttermilch wird optimal ausgenutzt, so dass die Reserven des Kindes teilweise geschont werden. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin-C-haltiger Bestandteil. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Bei einer anderen Ernährungsform ist zwei- bis dreimal pro Woche eine Fleischzufuhr notwendig. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Sei nicht überrascht, wenn dein Kind plötzlich gar nichts mehr oder weniger isst. Beim Essen gibt es immer Aufs und Abs . Ein Kind unter einem Jahr sollte nach Möglichkeit noch keines der folgenden Nahrungsmittel bekommen: Kuhmilch, Eier, Zitrusfrüchte, Beeren, die Samen enthalten, und Trockenfrüchte, Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil gesättigter Fette, wie z. B. frittierte Speisen, Speisen, die zusätzlichen Zucker oder Süßstoff enthalten, stark gesalzene Speisen und Honig (Babys unter einem Jahr dürfen keinen Honig bekommen, weil ihr Verdauungssystem und ihr Immunsystem die darin möglicherweise enthaltenen Botulismuskeime nicht verträgt). Bei einem allergiegefährdeten Kind sollten stark allergene Nahrungsmittel gemieden werden: Weizen, Mais, Schweinefleisch, Fisch (auch Schellfisch), Erdnüsse, Tomaten, Zwiebeln, Kohl, Beeren, Nüsse, Gewürze, Zitrusfrüchte und -säfte und Schokolade. Dazu kommen alle Nahrungsmittel, die allergische Reaktionen bei anderen Familienmitgliedern verursachen oder auf die das Baby bereits durch die Muttermilch empfindlich reagiert hat. Viele Tipps zum Thema Beikost und einige Rezepte zum Selberkochen findest Du in dem Infoblatt „Babys erste feste Nahrung", das Du bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) bestellen kannst. Ich hoffe, deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben :-), wenn nicht, melde dich wieder!. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Moni, das ist in der Tat Unsinn mit den pastinaken: GERADE Pastinaken werde empfohlen, weil die Babies sie viel besser vertragen als Möhren. Aus meiner eigenen Erfahrung (Tochter bekommt Beikost seit 4 Monaten und auch erst, seit sie dafür bereit ist): wenn sie Möhren bekommt, ist sie super verstopft, Pastinaken allerdings sind kein problem und sie mag sie auch lieber. Unser Kinderarzt hat uns auch Pastinaken empfohlen. Zucchini und Kürbis sind auch sehr gut. Den Rest wird Dir Biggi sicherlich besser schreiben können. Übrigens machenwir das auch nicht, mit ersetzen der Mahlzeiten. Es ist ja Beikost, die dabei also bei der Muttermilch zusätzlich gegeben wird, und nicht die Muttermilch ersetzen soll. Wir geben auch immer, wenn wir essen, ein paar Löffel. Das ist gut und viele Stillmütter macchen das. lg doro


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